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Kommentar Kommentar: Neue Wege

05.03.2014, 08:35
Zum Tag der offenen Töpferei gewähren Werkstätten und Ateliers Einblicke in die Arbeit und ihre vielfältigen Produkte.
Zum Tag der offenen Töpferei gewähren Werkstätten und Ateliers Einblicke in die Arbeit und ihre vielfältigen Produkte. Matthes Lizenz

Naumburg/Kahlwinkel - Traditionell gewähren am zweiten Märzwochenende zahlreiche Töpfereien Einblicke hinter die Kulissen ihres besonderen Handwerks. Am 8. und 9. März ist es wieder soweit. Constanze Matthes sprach mit Töpfermeisterin Madleen Kröner, die mit ihrem Mann Konrad eine Werkstatt in Kahlwinkel führt.

Welche Rolle haben diese besonderen Tage für die Töpfereien?

Madleen Kröner: Dieses Wochenende spielt mittlerweile für die Töpfereien eine ganz große Rolle. Es hat einen festen Platz im Kalender erhalten und bekommt viel mehr Aufmerksamkeit, als wir zu Beginn erhofft hatten. Es hat sich in den Jahren ein richtiger Töpfereien-Tourismus entwickelt. Das Wochenende wird von vielen mittlerweile genutzt, um während eines Ausfluges mehrere Betriebe zu besuchen. Das Wochenende wird intensiv beworben, unter anderem mit einem Flyer, auf dem alle teilnehmenden Töpfereien des jeweiligen Bundeslandes mit einer Übersichtskarte verzeichnet sind. Der Tag der offenen Töpferei ist zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor geworden.

Haben sich mit den Jahren dann auch die Angebote verändert, die die Töpfereien vorhalten?

Kröner: Nein, das würde ich so nicht sagen. Die Kollegen haben sich schon zu Beginn reiflich überlegt, was sie anbieten können. Eher hat sich das Verhalten der Besucher geändert, wie sie die Angebote annehmen.

Heute kann es schon zu Schlangen vor den Töpferscheiben kommen, das hat es früher nicht so gegeben, kaum einer hat sich an die Scheibe gewagt. Und das ist ja auch unser Anliegen: Wir wollen zeigen, welche sinnliche Erfahrung unser Handwerk beinhaltet, wie vielfältig es ist und mit wie viel Einsatz wir tagtäglich arbeiten.

Welchen Stellenwert hat das Töpferhandwerk nach Ihrer Meinung in der Öffentlichkeit?

Kröner: Ich denke, die Achtung für das Handwerk ist gestiegen. Dabei hat es den Respekt im Osten Deutschlands eigentlich immer schon gegeben. Im Westen ist er nicht so ausgeprägt, weil dort das Töpfern häufig eher als ein Hobby betrachtet wird.

Wie stehen aktuell die einzelnen Unternehmen Ihrer Branche wirtschaftlich da?

Kröner: Das ist sehr unterschiedlich. Die Qualität der Waren spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Wer gute Produkte herstellt, dem sollte es nicht schlecht gehen und der braucht auch die Konkurrenz nicht zu fürchten. Denn auf dem Gebiet der Keramik hat sich einiges verändert. Sowohl die Stücke als auch der Kundenwunsch ist individueller geworden. Früher gab es mehr schlichte Gebrauchskeramik für den Haushalt. Heute sind besondere Einzelstücke gefragt. Der Anspruch ist gestiegen.

Allerdings muss der Handwerker heute immer auch ein Unternehmer sein. Das liegt nicht jedem. Was ein Nachteil für die Branche ist, ist die Änderung der Handwerksordnung.

Inwiefern?

Kröner: Jeder kann heutzutage eine Werkstatt öffnen, dafür braucht er weder eine Berufsausbildung noch den Meistertitel. Das wird sich langfristig jedoch auf die Qualität der Produkte niederschlagen, vermute ich.

Und wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?

Kröner: In den letzten zwei Jahren gab es vermehrt Anfragen, sich in dem Beruf des Töpfers ausbilden zu lassen.

Wird es in diesem Jahr wieder den traditionellen Töpfermarkt in Naumburg geben?

Kröner: Natürlich. Er findet wie jedes Jahr wieder am letzten Augustwochenende auf dem Naumburger Marktplatz statt. Die rund 70 Töpfereien, die daran teilnehmen werden, haben wir bereits ausgesucht und stehen fest.

Madleen Kröner
Madleen Kröner
Archiv/Schröder  Lizenz