In Prömmern meldet sich Reblaus zurück
Freyburg. - Auf der Fläche habe die einstige LPG Gleina bis zur Wende Zuchtreben gezogen. Nach 1990 habe die Eigentümerin den Pachtvertrag aufgrund eines zu niedrigen Pachtangebotes (100 Euro pro Jahr) nicht verlängert. Damals seien die Weinstöcke von der späteren Agrargenossenschaft auch gerodet worden, doch hätten schon im Jahr darauf im Boden verbliebene Reste neu getrieben, worauf der Agrarbetrieb ein zweites Mal beräumt habe. "Offenbar haben sie das nicht richtig gemacht", so Monika Reichenbecher. Da die Frist für Anspruch auf Nachbesserung verstrichen ist, muss die Eigentümerin nun selbst für die Beräumung aufkommen. "Rein rechtlich haben wir da keine Chance", weiß sie, will aber klarstellen: Wenn hier jemandem Versäumnisse vorgeworfen werden könnten, dann dem früheren Pächter.
Die Rodung des früheren Weinberges hat das Landwirtschaftsamt auf der Grundlage der Reblausverordnung verfügt. Diese macht zur Pflicht, den Weinbergsschädling zu melden und Maßnahmen zur Bekämpfung zu ergreifen.
Nach der Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts ist hierzulande nur noch der Anbau veredelter Weinstöcke erlaubt, die dem Schädling widerstehen. "Mancher Winzer weiß gar nicht mehr, wie Reblausbefall aussieht", sagt Norman Richter von der Pflanzenschutzstelle des Alf. Er selbst kenne die gefährdeten Flächen und inspiziere diese von Zeit zu Zeit. Der Laie, aber auch mancher Winzer, fragt sich allerdings, wo die Gefahr liegt, wenn doch ohnehin nur Reben angebaut werden dürfen, die dem Schädling widerstehen. "Die Reblaus könnte die Resistenzschranke überspringen", erläutert Richter. Auch veredelte Reben seien nämlich nicht frei von Rebläusen, würden von ihnen allerdings nicht geschädigt.
Die Schädlinge, die einen komplizierten Reproduktionszyklus aufweisen, überdauern an der Wurzel. Dort vermehren sie sich ungeschlechtlich als Klone. An unveredelten, sich wild vermehrenden Reben brach liegender Weinberge könne sich der natürliche Reproduktionszyklus ungehindert vollziehen und Mutationen hervorbringen, die auch veredelten Reben den Garaus machen. Zwar stehe mit dem Auftreten der Reblaus in den Freyburger Prömmer-Bergen nun nicht die zweite Reblauskatastrophe vor der Tür, doch müsse man vorbeugen, so Richter.