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Tapferer Kampf nach erneutem Schicksalsschlag In kleinen Schritten vorwärts: Wie es dem kleinen Tristan Treuse aus Steinburg heute geht

Das Schicksal des Neunjährigen bewegt die Region. Zu einem Spendenlauf im vorigen November kamen fast 2.000 Leute. Naumburger Tageblatt / MZ durfte die Familie jetzt besuchen.

Von Andreas Löffler Aktualisiert: 21.03.2024, 12:17
Mutter Monika Treuse befördert ihren Sohn bei Ausflügen in die Natur  im dreirädrigen, geländegängigen Spezialrollstuhl. Inzwischen kann Tristan auf Zuruf schon wieder kleine Bewegungen ausführen – und zeigt mitunter ein Lächeln.
Mutter Monika Treuse befördert ihren Sohn bei Ausflügen in die Natur im dreirädrigen, geländegängigen Spezialrollstuhl. Inzwischen kann Tristan auf Zuruf schon wieder kleine Bewegungen ausführen – und zeigt mitunter ein Lächeln. (Fotos: Löffler)

Steinburg - Das Poster aus glücklichen, weil gesunden Zeiten, das direkt am Kopfende von Tristans Pflegebett hängt und ihn und seine Eltern bei einer Mittelmeer-Kreuzfahrt vor drei Jahren zeigt, krampft einem das Herz zusammen. Verdeutlicht es doch das Maß an Glück und Unbeschwertheit, das der Familie Treuse-Unger in Steinburg seitdem abhandengekommen ist. Und doch kann man die Fotografie auch als Inspiration dafür verstehen, wo das Trio wieder hinzukommen hofft – selbst wenn es auf diesem Weg nur in kleinen Schritten vorangeht wie derzeit.

Dramatischer Rückschlag im Genesungsprozess

Das Schicksal des heute Neunjährigen, der 2022 über Nacht einen Totalzusammenbruch erlitten hatte und sich danach über ein Dreivierteljahr ins Leben zurückkämpfte, bewegt die Region. Zu einem Spendenlauf für ihn im vorigen November in Tauhardt kamen 2.000 Leute. Zu diesem Zeitpunkt war Tristan bereits durch eine erneute medizinische Komplikation, in deren Folge es zur Sauerstoffunterversorgung seines Gehirns kam, bei seinem Genesungsprozess auf dramatische Weise zurückgeworfen worden.

Pflege und Reha-Therapien in den eigenen vier Wänden

Um ihrem leidgeprüften Kind neuerliche Aufenthalte in Reha-Kliniken zu ersparen, haben die Eltern Monika und Tino mit tatkräftiger Unterstützung von Hausärztin Petra Kuhnke die Betreuung in den eigenen vier Wänden organisiert. Werktags von 7 bis 17 Uhr unterstützt das Team eines Intensivpflegedienstes und erhält Tristan, der aktuell nicht zu sprechen vermag und über eine Magensonde ernährt wird, Physio-, Ergo- und logopädische Therapie.

Ein Poster überm Bett als Kraftspender: Logopädin Elisa Kürbs übt mit Tristan.
Ein Poster überm Bett als Kraftspender: Logopädin Elisa Kürbs übt mit Tristan.
(Foto: Andreas Löffler)

Kuscheln auf der Couch - und mit Spezialrollstuhl Ausflüge in die Natur

„Die Nächte und Wochenenden sichern meine Frau und ich selbst ab – nicht zuletzt, um unserer kleinen Familie wenigstens ein bisschen Privatheit zu erhalten“, schildert Vater Tino Unger. Dann würden sie beispielsweise mit Tristan auf der Couch kuscheln oder Ausflüge in die Natur unternehmen, wobei sie ihren Sohn in einem windschnittigen und geländegängigen, dreirädrigen Spezialrollstuhl befördern.

Hilfsangebot der Barnhusen Stiftung über unsere Zeitung an Familie weitervermittelt

Die Anschaffung des ein kleines Stück Freiheit vom Gefesseltsein ans Pflegebett bietenden Gefährts wurde dank finanzieller Unterstützung durch die Alfred und Helga Barnhusen Stiftung in Velbert (NRW) möglich. „Zu der Stiftung konnten wir über Tageblatt/MZ Kontakt knüpfen“, würdigt Tino Unger und erinnert sich voller Dankbarkeit an den in der Tat von unserer Zeitung an ihn weitervermittelten Anruf von Stiftungsvorstand Sonja van der Pütten, die unsere Berichterstattung verfolgt hatte und unbedingt helfen wollte.

Vom Erlös des Spendenlaufes finanzierte Bauarbeiten: Vater Tino (l.) bespricht mit dem Mütze & Rätzel-Team die Schaffung eines rollstuhlgerechten Zugangs.
Vom Erlös des Spendenlaufes finanzierte Bauarbeiten: Vater Tino (l.) bespricht mit dem Mütze & Rätzel-Team die Schaffung eines rollstuhlgerechten Zugangs.
(Foto: Andreas Löffler)

Dank des Spendenlaufs ermöglichte Umbaumaßnahmen am Wohnhaus sind im Gange

Unbedingt helfen wollten auch die 2.000 Spendenwilligen rund um den vorjährigen „Lauf für Tristan“ in Tauhardt, dessen Erlös ja maßgeblich in den behindertengerechten Umbau des Steinburger Wohnhauses fließen soll: Gerade baut die Firma Mütze & Rätzel den barrierefreien Zugang zu Tristans sogenanntem „Rückzugsraum“ für ihn und seine Freunde – ein weiterer Lichtblick neben den natürlich vielen schweren Momenten, „in denen wir zu kämpfen haben, unserem Sohn unsere Traurigkeit über die Situation nicht zu zeigen“, sagt Vater Tino und schluckt. Aber da ist ja noch das Poster als Quell von Inspiration und Hoffnung...