Aktivurlaub in der Region Campingplätze an Saale und Unstrut: Viele Gäste, aber auch Sorgen
Betreiber in Kirchscheidungen, Bad Kösen und Naumburg sind mit der zu Ende gehenden Saison zufrieden.

Naumburg - Wenn ihre frierende Gattin Sie heute Abend flehentlich anschaut, haben Sie zwei Chancen. Sich mit unter die dicke Decke zu kuscheln oder frustriert doch schon die Heizung anzuwerfen, obwohl Sie damit doch eigentlich bis mindestens Mitte Oktober warten wollten. Auch wenn der Herbst sicher ein paar goldene Tage bereithalten wird: Der Sommer ist vorbei und damit auch die Hochsaison für die Campingplätze sowie Outdoor-Anbieter der Saale-Unstrut-Region. Grund genug, einmal nachzufragen, wie der Sommer 2022 so lief.
Outtour Aktivreisen:
In Kirchscheidungen bietet Jens Bellmann die Kombination aus Paddeln mit Kanu oder Schlauchboot sowie Camping an - und das sehr erfolgreich. „Der Trend nach Natur- und Gemeinschaftsgefühl ist ungebrochen“, sagt er. Die Saison sei bisher „gut“ gewesen, geht es so bis Ende Oktober/Anfang November, könnte vielleicht sogar ein Rekordjahr herausspringen. „Wir merken zwei Effekte aus dem Corona-Jahr, als die Menschen hier in der Region geblieben sind. Erstens hat sich das Heimatgefühl verstärkt, und zweitens ist die Saale-Unstrut-Region über die Landesgrenzen hinweg noch mal deutlich bekannter geworden“, so Bellmann. Das habe sich vor allem in den Ferien gezeigt, als sein Campingplatz auch unter der Woche gut besucht war.
Camping an der Rudelsburg:
Die noch immer relativ neuen Betreiber des Campingplatzes in Bad Kösen zeigen sich mit der bisherigen Saison „sehr zufrieden“. Es sei „ähnlich wie im letzten Jahr gelaufen“, sagt Jana Schreiber. Vor allem die Wochenenden waren oft ausgebucht, während die Verweildauer in der Region jedoch leider nicht allzu hoch gewesen sei. Am langen ersten Oktoberwochenende sei man noch einmal vollständig belegt, „danach ist es vom Wetter abhängig, wie viele Camper noch kommen, ehe wir Ende Oktober planmäßig schließen“. Die Winterzeit, die traditionell den Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten vorbehalten ist, wollte das Betreiber-Ehepaar Schreiber eigentlich für den Bau neuer Mietunterkünfte nutzen. Doch nun wird das dafür benötigte Geld anderweitig gebraucht. „Wir werden die alte Gasheizung rausschmeißen und durch eine neue ersetzen müssen, um den Verbrauch deutlich herunterfahren zu können“, sagt Jana Schreiber, denn immerhin gelte es, zwei große Sanitärgebäude zu beheizen.
Campingplatz Blütengrund:
Ein ähnliches Problem hat Randolf Schran, Betreiber des großen Platzes nahe dem Zusammenfluss von Saale und Unstrut. Wenn die Saison sich nun dem Ende neigt, werde er für nächstes Jahr erst einmal völlig neu kalkulieren müssen. Denn neben dem steigenden Mindestlohn seien die höheren Energiekosten jetzt schon kräftig spürbar. „Wir überlegen sogar, ob wir die Sanitärgebäude für die Dauercamper im Winter überhaupt wie gewohnt in Betrieb halten“, sagt Schran.

Mit den vergangenen Monaten sei er „normal zufrieden“. An das sehr gute erste Corona-Jahr 2020, als man 36.000 Übernachtungen registrieren konnte, werde man nicht herankommen, „aber wir liegen besser als 2021, als uns die 2- und 3-G-Regel viele Gäste gekostet hat“, so Schran. Was ihm aufgefallen ist: Es kamen in diesem Jahr bisher deutlich weniger Gäste aus den Niederlanden oder Skandinavien an den Blütengrund. Die hohen Dieselkosten oder doch vielleicht noch die Corona-Unsicherheit sieht er als mögliche Ursachen. Ansonsten steige die Zahl der Wohnmobil-Touristen konstant an, wenngleich auch nicht explosiv, wie man das vielleicht aufgrund der riesigen Kauf-Nachfrage nach Wohnmobilen in den vergangenen Jahren vielleicht erwarten könnte. Bis Ende Oktober geht man am Blütengrund noch von hohen Gästezahlen aus, wobei vor allem die beiden langen Wochenenden, zunächst mit dem 3. Oktober und später mit dem Reformationstag, vielsprechend sind.
Eine Frage, die man als Naumburger zum Thema Blütengrund immer stellen muss: Wie geht es mit dem Badesee weiter? „Das Baden ist verboten, und das wird auch so bleiben“, sagt Randolf Schran, der keinerlei anderweitige Ambitionen zeigt. „Davon abgesehen, dass das gar keiner finanzieren könnte, wäre es dann mit der Ruhe und einem entspannten Camping auch vorbei“, sagt der Betreiber. Schon jetzt sei man durch die vielen Paddler auf dem Weg zum Massentourismus, der aber nicht unbedingt immer positiv sei. „Die älteren Naumburger sollen das Blütengrund-Schwimmbad als das behalten, was es ist, als schöne Erinnerung an vergangene Zeiten“, so Schran.