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Spezialausgabe der Traditionsveranstaltung der SG Finne Billroda 66 Kilometer „Anlauf“

Konditionsstarker Box-Profi und ausdauernde „Supermarathonis“: Der Finnelauf macht seinem besonderen Ruf auch als virtuelle Ausgabe alle Ehre.

26.04.2021, 08:13

Tauhardt - Box-Profi Dominic Bösel übte schon mal die Sieger-Geste für die anvisierte Rückeroberung seines Weltmeistertitels. Michael Miether und Felix Dreisow nahmen vor ihrer Teilnahme sage und schreibe 66 Kilometer „Anlauf“, Thomas Reiche blieb buchstäblich am Ball, und Nils Fernholz war quasi auf den Hund gekommen: Das Auftaktwochenende des in diesem Jahr virtuell und doch vor Ort ausgetragenen Finnelaufs bot gleich jede Menge interessanter Geschichten.

Ex-Champion bolzt Kondition

Eben die des bekannten Freyburger Faustkämpfers Bösel, der bereits am Freitagnachmittag den offiziellen Startschuss gegeben hatte, indem er im Rastenberger Forst selbst auf den „langen Kanten“ über elf Kilometer gegangen war (Tageblatt/MZ berichtete). Aus Gründen des Konditions-Bolzens ist der 31-Jährige ja ohnehin ein ausgesprochener Viel-Läufer, auch wenn die Teilnahme am diesjährigen Finnelauf doch tatsächlich sein Debüt bei der Traditionsveranstaltung darstellte. „In den Vorjahren hat es trainingsmethodisch einfach nicht reingepasst“, so Bösel. Dass er - bärenstark für die 11-Kilometer-Runde - nach gerade einmal 55 Minuten auf die Zielgerade am Tauhardter Sportplatz einschwenkte, rechtfertigte nicht nur Bösels Sieger-Faust, sondern bestätigte auch die These vom boxenden Lauf-Ass.

„Na ja, ich bin in 52 Minuten auch schon zehn Kilometer den Brocken hinaufgerannt. Außerdem bestreiten wir im Training sehr oft Intervall-Läufe über zwölfmal einen Kilometer, um die Ausdauerbelastung wie bei zwölf Runden im Boxring zu simulieren“, erklärte der Freyburger, der hinsichtlich seines WM-Rückkampfs gegen Robin Krasniqi weiter in der Warteschleife hängt. „Eigentlich wollten wir ja bereits im März boxen. Nun dürfte es wohl nicht vor Sommer werden“, bedauert er. „Egal wie - ich bin fit und halte mich in Bereitschaft.“

Sozusagen in Bereitschaft gehalten und „auf Betriebstemperatur“ gebracht hatten sich derweil Michael Miether und Felix Dreisow, indem sie vor ihrer 11-Kilometer-Wertungsrunde beim Finnelauf bereits 66?Laufkilometer quer durch die gesamte Saale-Unstrut-Region herunterspulten. Was summa summarum eine Gesamtdistanz von exakt 77,22 Kilometern ergab: Supermarathon-Dimensionen! Morgens um sieben Uhr am Lauchaer Burgenland-Gymnasium gestartet, wo Michael Miether als Mathe- und Sportlehrer tätig ist, erreichte das Duo über die Zwischenstationen Freyburg, Naumburg, Bad Kösen und Bad Sulza sowie Eckartsberga nach 9:04 Stunden das Ziel in Tauhardt - Fotostopps und Verpflegungspausen inklusive.

Ziel ist Trimm-Dich-Parcours

„Felix’ Ehefrau Antje, die im Vorjahr einen ganz ähnlichen Supermarathon quer durch die Region gelaufen war, hat uns unterwegs bestens mit Proviant versorgt“, so Miether. Am „Fischhaus“ Höhe Schulpforte, wo sie nach dem Abklingen der Morgenkälte von langer auf kurze Laufbekleidung gewechselt waren, habe sie zudem sein Lehrerkollege Paul Härtel unterstützt. In der Tat ebenfalls über den Kollegenkreis - er hatte mit dessen Mutter Helga Dreisow zusammengearbeitet - war Michael Miether vor Jahren mit Spitzenläufer Felix Dreisow von der SG Finne Billroda (der übrigens nach wie vor amtierender Sportler des Jahres im Burgenlandkreis ist) in Kontakt gekommen. „Seitdem trainieren wir gelegentlich zusammen und haben schon eine Reihe von Volksläufen, etwa den Rennsteiglauf 2019 oder den Sachsen-Trail im Vorjahr, gemeinsam Seite an Seite bestritten“, berichtet Miether.

Der 34-Jährige, der aus Markranstädt an seinen Arbeitsort Laucha pendelt, nimmt in diesem Jahr zum dritten Mal am Finnelauf teil und hat besonders auch dessen „familiäres, ja, richtiggehend herzwärmendes Fluidum“ liebgewonnen. „Dass sich ebenjenes diesmal pandemiebedingt nicht erleben lässt, ist bedauerlich. Doch noch stärker zählt, dass die Veranstaltung überhaupt durchgeführt wird“, findet der Pädagoge. Angetan hat es ihm auch die Idee der Organisatoren, das Ganze als Spendenlauf aufzuziehen, und mit Unterstützung der Volksbank Halle für einen öffentlich zugänglichen Trimm-Dich-Parcours am Tauhardter Sportplatz zu sammeln - sowie dank der Spenden von Teilnehmern und Sponsoren für den Verein Bundesverband Herzkranke Kinder. „Tatsächlich finde ich den Gedanken so gut und unterstützenswert, dass ich mit Felix überlege, in den kommenden zwei Wochen bis zum Ende der Veranstaltung am 9.?Mai nochmals auf die Finnelauf-Strecke zu gehen.“

Vielleicht gibt es für das Supermarathon-Duo beim Lauf durch den Tauhardter Forst ja auch ein Wiedersehen mit Nils Fernholz und dessen Briard-Rassehund namens Elwood. Der 41-Jährige aus Kahlwinkel hatte sich mit seinem vier Lenze zählenden tierischen Begleiter ebenfalls bereits beim Auftakt auf die 11-Kilometer-Runde begeben. Thomas Reiche aus Wohlmirstedt, der abseits der Laufstrecke mit seinem Filius ein wenig kickte, lieferte obendrein noch das Symbolbild des Tages: Trotzdem 2021 das Motto „Zusammen allein laufen“ gilt - beim Finnelauf in Tauhardt bleibt man auch während Corona am Ball! (Andreas Löffler)

Die 2021er-Spezial-Ausgabe des Finnelaufes rund um den Waldsportplatz in Tauhardt läuft noch bis zum 9. Mai. Alle angemeldeten Aktiven haben die Möglichkeit, täglich von 7 bis 19 Uhr ihre gewählte Strecke (zwei, sechs oder elf Kilometer durch den Rastenberger Forst) beliebig oft zu absolvieren. Pro absolvierten Kilometer sponsert die Volksbank Halle/Saale einen Euro. Mit dem erlaufenen Geld soll ein „Trimm-Dich-Pfad“ entstehen, der Jung und Alt zu sportlicher Aktivität in der Natur animiert.

Mehr Informationen im Internet unter: www.finnelauf.de