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"6 Uhr, 17 Grad minus, und ""Oma"" wärmt"

Von michael heise 03.02.2012, 15:17

klosterhäseler. - Kurz vor 6 Uhr: Rainer Ossig ist gerade mit dem Auto auf dem Weg von Pleismar nach Klosterhäseler, als er einen guten Bekannten am Straßenrand sieht: Zeitungs- und Briefzusteller Hans-Dieter Mäder. Was er denn in der Kälte herumlaufe, will Ossig wissen: "Mein Auto streikt, deswegen laufe ich", antwortet Mäder. Selbstverständlich nimmt Ossig den "Frühsportler" mit, ist ja auch recht frisch um die Nase so bei minus 17 Grad Celsius.

Mäder, das muss man wissen, ist Zusteller des Naumburger Tageblatt / MZ, außerdem trägt für den MZZ-Briefdienst Post aus. Seine Einflugschneise: Gößnitz, Pleismar, Klosterhäseler und Lißdorf. Und da klappt alles wie am Schnürchen: Kurz vor drei Uhr austehen, Zeitungen einladen und los geht's. Meistens gegen sechs Uhr ist Mäder, der eigentlich Nebenerwerbslandwirt ist, zurück im heimatlichen Lißdorf. Doch ja, diesen Mittwoch ist alles anders. Das Auto, ein Diesel, geht immer wieder aus, weshalb ihn Mäder in Klosterhäseler stehen lässt und sich auf die Strümpfe macht: 2,1 Kilometer nach Pleismar. "Es hat mich geärgert, dass das Auto immer ausgeht. Aber ich laufe auch mal ganz gerne", sagt der 58-Jährige, der im übrigen gut ausgestattet ist für solche Fälle: Stiefel, dicke Jacke, Handschuhe und "Oma". Diese Kopf-und-Hals-Rundum-Strickmütze hat Mäder seit 30 Jahren - und die hält schön warm. Auch gehört eine Taschenlampe zum mobilen Gepäck, so dass die Orientierung in aller Frühe nicht abhanden kommt.

Dass die Zeitung, die er austrägt, wegen seiner Wanderung etwas über ihn schreiben will, versteht er aber nicht. "Ist doch selbstverständlich, dass ich zu Fuß gehe, wenn das Auto liegenbleibt. Die Leute warten doch auf ihre Zeitung", meint Mäder. Tageblatt / MZ-Vertriebsleiter Frank Zschuckelt hört das gerne: "Herr Mäder trägt seit 20 Jahren Zeitung aus. Immer zuverlässig. Dass er zu Fuß losgeht, auch bei dieser Kälte, ist kein Wunder, selbstverständlich aber auch nicht. Wenn jemand Lob verdient hat, dann er." Noch am selben Tag hat Mäder sein Auto, einen - offenbar wärmeliebenden - Italiener, dank eines Dieselzusatzstoffes wieder in die Spur bekommen. Hoffentlich bleibt es da, denn der Winter könnte noch lang werden.