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Vorm Abschied stolzer Blick zurück

Von ELKE JÄGER 19.05.2009, 14:53

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - Und mindestens ebenso freute er sich über die am Freitag, einem 13., erhaltene Nachricht, dass es nach längerer Erkrankung gesundheitlich wieder aufwärts geht.

Der 64-Jährige strahlt Zufriedenheit aus. Im kleinen Dienstzimmer mit dem bezaubernden Blick auf Teich, Brunnen und die beiden Pavillons hat der Direktor der Historischen Kuranlagen und des Goethe-Theaters Bad Lauchstädt einen der schönsten Arbeitsplätze. Das genießt er auch, gerade zu dieser Jahreszeit, wenn alles blüht und grünt. Es ist sein letztes Jahr, das er hier verbringt. Doch Wehmut schiebt er (noch) beiseite, ist stolz, dass alles läuft und möchte seinem Nachfolger ein gut bestelltes Haus hinterlassen. Deshalb sind eine Vielzahl von Verträgen für 2010 bereits unter Dach und Fach.

Dass sich das lauschige Bad Lauchstädt zu einem Geheimtipp in der gesamtdeutschen Kulturwelt entwickelt hat, ist auch Heimühles Verdienst. Renommierte Künstler der Theater- und Musikszene kommen immer wieder gern an den Ort, wo einst Goethe Regie führte. Internationale Stars wie Klaus Maria Brandauer, Hanna Schygulla, Rolf Hoppe, Edda Moser, Maximilian Schell oder Ludwig Güttler begeistern im historischen Theaterbau das Publikum.

Cirka 45 Vorstellungen gehen jährlich über die Bühne, mehr dürfen es aus Gründen des Denkmalschutzes auch nicht sein. Im Vorjahr wurden rund 247 900 Besucher in den Anlagen gezählt, davon erlebten 15 000 eine der Theateraufführungen, 4 000 ein Konzert und rund 8 000 eine Führung. Der Christkind'l-Markt und das Brunnenfest locken alljährliche Zehntausende.

An solche Dimensionen war, als Bernd Heimühle 1984 die Einrichtung übernahm, nicht zu denken. Damals war der Diplom-Ingenieur-Pädagoge, der bei der Imo für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich war, gerade von einem dreijährigen Ortswechsel nach Ascherleben zurückgekehrt. Der Anruf, ob er bereit wäre, die Historischen Kuranlagen in Bad Lauchstädt zu übernehmen, kam wie aus heiterem Himmel. "Die Kulturverantwortlichen vom Kreis kannten mich, weil ich lange den Fanfarenzug der damaligen Tereschkowa-Schule (heute Grundschule West) in Merseburg geleitet hatte", erinnert er sich. Nach kurzem Überlegen sagte Heimühle zu. Von Goethe, lacht er, habe er damals nicht mehr gewusst als jeder kulturell Interessierte. Bereut hat er den Schritt, der ausgedehnte Arbeitstage und etliche Sonn- und Feiertagsdienste mit sich bringt, nie.

"Mein Beruf ist mein Hobby" charakterisiert er mit feinem Schmunzeln die enge Verquickung. Sein Amt ist äußerst vielseitig. So ist er nicht nur verantwortlich für die Vorstellungen und andere Veranstaltungen, sondern auch für die Erhaltung und Pflege der Gebäude, der historischen Bühnentechnik, des Parkes, des Teiches, der Kolonnaden. . . Um all das kümmern sich mit ihm 25 Mitarbeiter. Ein Team, auf das er große Stücke hält. "Hier ist ein enges Vertrauensverhältnis und ein Geben und Nehmen entstanden mit allen Mitarbeitern", beschreibt er das Klima und wünscht, dass es auch künftig so bleiben möge.