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Vorgestellt Vorgestellt: Omas und Opas gab's für alle Fälle

Von Dietmar Römer 22.06.2001, 17:34

Bad Dürrenberg/MZ. - Galt, um aus Sicht von Schwester Christelgenau zu sein. Der agilen, gepflegten Frau,der man gern unterstellen würde, einige Jahrein der Altersangabe hinzu geschwindelt zuhaben, fällt der Abschied aus "ihrem" Pflegeheimnicht leicht. Immerhin verlässtsie eine vertraute und vertrauensvolle Umgebungmit vielem und vielen ans Herz Gewachsenen.Bindungen, die enger sind als in "normalen"Betrieben, werden getrennt. Daran ändert auchnichts, dass sie nach ihrer offiziellenVerabschiedung immer mal wieder vorbei schauenwird. Um zu sehen, wie sich alles so entwickelt.

Das hat Christel Hauck im Wortsinne bereitsin den Kinderschuhen miterlebt. Vater undMutter waren in der Altenpflege in einem Heimbei Chemnitz tätig, wohnten auchdarin. So wuchs sie mit ihren drei Geschwisternzwischen den Alten und dem Pflegepersonalauf: Wir erlebten direkt mit, was es heißt, rundum die Uhr für die Schutzbefohlenen da zusein, wenn etwa mitten in der Nacht eine Klingelden Schlaf beendet.

Natürlich hatte das Leben im Heim auch seine Vorteile. Da die Eltern oft wenig oder keine Zeit für die kleine Christel hatten, suchte sie sich aus dem reichhaltigen Fundus an Partnern die richtigen aus. "Omis und Opis hatte ich für alle Fälle; welchefür die Hausaufgaben und welche fürs Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel oder so. Für mich gab's schon damalskeinen anderen Berufswunsch, als sowas zuwerden wie meine Eltern." Obwohl es durchausetwas gab, was sie abstieß. Der überall imHeim gegenwärtige Geruch des DesinfektionsmittelsC4. Aber auch der ist lange Geschichte undwar nie intensiver als der Berufswunsch.

Dennoch war wohl das, was Christel Hauck zuerstals Beruf lernte, wie ein Ausweichen vor demunangenehmen "Carbolgeruch". Es war das ganzeGegenteil von Altenpflege, nämlich mit jenenMenschen umzugehen, die ganz am Anfang ihresLebensweges stehen. Sie wurde Kinderkrankenschwester.Mit der Geburt des zweiten Kindes war nachzehn Jahren damit Schluss. Ihr Vater als Heimleiterhatte sie zudem aufgrund zunehmenden Personalmangelsin der Altenpflege gebeten, ihn zu unterstützen.

Also nochmal auf die Schulbank. Die Qualifizierungzur leitenden Schwester war nötig. Als danndie Mutter in Rente ging, übernahm die Tochterab 1973 die Pflegeleitung. Damals, erinnertsie sich, sei das eine sehr schwere Arbeitgewesen, die vielen Schwestern die typischeBerufskrankheit - kaputte Bandscheiben durchdas Heben der Patienten - einbrachte. "Wasfür eine Freude, als der erste Lifter kamund sich allmählich die Wohnbedingungen fürunsere Heimbewohner durch bessere Ausstattungund kleinere Wohneinheiten verbesserten."

Sechs Jahre später wurde ihr damaliger Ehemannnach Leuna gerufen. Also Umzug nach Bad Dürrenberg,und sofort schaute sich Christel Hauck das örtliche Altenpflegeheim an. Es gefielihr, und sie stieg als Stationsschwester ein.Als 1984 das neue Bettenhaus gebaut wurde,habe man ihr die Pflegedienstleitung und damitdie Verantwortung für 178 Betten und rund50 Mitarbeiter angeboten. Heute ist "ihr sehrgutes Kollektiv" immer noch so stark, abernunmehr für 115 Betten zuständig. Die ständigenVerbesserungen für die Heimbewohner - damalsEin- bis Zweibettzimmer mit Balkon und eigenerToilette etwa - seien stets das gewesen, worübersie sich immer am meisten gefreut habe. Wohlnun auch darüber, dass der Standard von vor16 Jahren heute schon wieder überholt seiund erneut verbessert wurde und werde.

Ja, und was kommt nun, nach dem Ausscheiden?"Eine Sch...frage", platzt es aus der passioniertenAltenpflegerin heraus. Nach kurzem Überlegen:Erstmal drei Monate Sommerpause "wie GüntherJauch". Um ihre beiden Kinder und die Enkelwolle sie sich intensiver kümmern. RegelmäßigSauna weiterhin - klar. Im Haus sei auch einigesaufzuräumen. Und so richtig los gehen mitRadfahren und Reisen könne es, wenn ihr Ehemannim kommenden Jahr in den beruflichen Ruhestandtrete.