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Von Verkehrsrowdy zusammengeschlagen Von Verkehrsrowdy zusammengeschlagen: Brutaler Angriff auf Ortsbürgermeister von Kötzschau

Von Dirk Skrzypczak 25.09.2015, 17:10
Es geht ihm zum Glück wieder besser: Wolfgang Weise.
Es geht ihm zum Glück wieder besser: Wolfgang Weise. Peter Wölk Lizenz

Leuna/Merseburg - Wolfgang Weise richtet sich in seinem Bett in der Unfallchirurgie des Merseburger Klinikums auf. Die Stimme zittert. „In einem Moment, in einem Bruchteil von Sekunden, kann das Leben einer Familie zerstört werden“, sagt der Ortsbürgermeister aus Kötzschau. Am Mittwochnachmittag wurde der SPD-Politiker Opfer eines brutalen Verkehrsrowdys, der den 65-Jährigen zusammengeschlagen und bewusstlos auf der Straße liegen gelassen hatte. Der Täter flüchtete. „Ich hatte wohl noch Glück, weil ich keine bleibenden Schäden erlitten habe“, sagt er. In so einem Moment freilich von Glück zu sprechen, fällt schwer.

Weise, viele Jahre Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag und Mitglied des Leunaer Stadtrats, war am Mittwoch gegen 14.30 Uhr mit seinem Auto auf dem Wirtschaftsweg von Schladebach in Richtung Bad Dürrenberg unterwegs. „Ich wollte zur Ausstellungseröffnung im Leunaer Stadtarchiv.“

Von hinten habe sich ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit und aufgeblendeten Scheinwerfern genähert. „Ich bin zügig gefahren, der andere ist gerast.“ Dort, wo nur noch ein Streifen in der Mitte des Weges asphaltiert ist, schließt der Raser auf. Er drängelt, will vorbei. Doch Überholen ist an dieser Stelle kaum möglich. Der unbekannte Mann macht es trotzdem. Danach setzt er seinen weißen Kleinbus mit BLK-Kennzeichen vor Weises Auto und bremst ihn bis zum Stillstand herunter.

Besonnener Mensch

Der Kötzschauer, ein besonnener Mensch und als Kommunalpolitiker dialogfreudig, steigt wie der Rowdy aus. Dann geht alles blitzschnell. „Was willst du, hat er gebrüllt und ist ohne Vorwarnung wie ein Stier auf mich losgegangen.“ Weise trifft ein Fausthieb an der Schläfe. „Von da an fehlt mir die weitere Erinnerung.“ Er bricht bewusstlos zusammen, schlägt vermutlich noch mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf. Schmerzen in der Nierengegend könnten daher rühren, dass der Täter noch einmal auf den wehrlosen Mann eintrat. „Irgendwann bin ich zu mir gekommen und habe mich am Auto hochgezogen. Dann kam ein Bekannter zufällig vorbei und hat Hilfe gerufen“, sagt Weise.

Nicht nur in Kötzschau sorgt der brutale und rücksichtslose Angriff für Entsetzen. Auch in Leuna ist die Betroffenheit groß, ebenso bei Landrat Frank Bannert (CDU). „Ich schätze Herrn Weise. Mir fehlen die Worte. So etwas kann jedem von uns passieren. Ich hoffe, dass der Verbrecher schnell gefasst und seiner gerechten Strafe zugeführt wird“, sagt Bannert. Es gebe ein großes Interesse, dass dieser Angriff zügig aufgeklärt werde.

Ermittlungsergebnisse kann die Polizei noch nicht präsentieren. Der Kriminaldienst bearbeite den Fall, erklärt Jürgen Müller, Sprecher des Reviers in Merseburg. Man werde Wolfgang Weise noch einmal befragen. Laut Staatsanwalt Andreas Schieweck müssten sich Täter in so einem Fall wegen Nötigung, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Hinzu komme noch, dass das Opfer in einer hilflosen Lage zurückgelassen wurde.

Seit Freitag ist Wolfgang Weise wieder zu Hause. An der Stirn und am Hinterkopf wurden seine Wunden geklammert. Die Narbe in der Seele bleibt. „Diese Brutalität ist unbegreiflich.“