1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Typisierungsaktion am Sonntag: Typisierungsaktion in Beuna: Ein ganzes Dorf will krebskranker Frau helfen

Typisierungsaktion am Sonntag Typisierungsaktion in Beuna: Ein ganzes Dorf will krebskranker Frau helfen

Von Janine Gürtler 23.03.2018, 15:09
Noch gesund und mit Locken: Ute Aue mit Hündin Nelly.
Noch gesund und mit Locken: Ute Aue mit Hündin Nelly. Privat

Beuna - Endlich wieder frische Luft einatmen, den Wind in den Haaren spüren. Das hat Ute Aue schon lange nicht mehr tun können. Die 52-Jährige aus Beuna liegt seit eineinhalb Monaten fast ununterbrochen im Krankenhaus. Ihre Diagnose: Akute myeloische Leukämie, eine aggressive Form von Blutkrebs, die unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen kann. Nur eine Stammzellenspende kann ihr Leben retten.

Ihre wilden Locken hat sie durch die Chemotherapie schon verloren, ihren Humor aber nicht: „Sie macht schon Witze, dass sie dann zumindest weniger Arbeit mit ihrer Frisur hat“, sagt ihr Sohn Stefan Aue. Der 23-jährige Student hat in den vergangenen Wochen Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um einen Lebensretter für seine Mutter zu finden. Und er hat dabei den ganzen Ort hinter sich.

Typisierungsaktion für krebskranke Frau am Sonntag in Beuna

Am Sonntag findet in der Turnhalle des SV Beuna von 11 bis 16 Uhr eine große Typisierungsaktion statt - hier hat Ute Aue jahrelang in der Gymnastik-Gruppe mitgetanzt. Die Freiwillige Feuerwehr stellt Zelt und Verpflegung, überall in Beuna hängen Flyer. „Es gab so viel Resonanz, alle wollen meiner Mutter helfen“, freut sich Stefan Aue.

Die vergangenen Wochen haben auch ihn mitgenommen. Mit einer Blutvergiftung lag seine Mutter zwischenzeitlich auf der Intensivstation, vor kurzem hat die zweite Chemo begonnen, die sie auf die Stammzellentransplantation vorbereiten soll. „Das ist eine sehr anstrengende Prozedur“, sagt Sandra Paul, Oberärztin am Carl-von-Basedow-Klinikum, die Ute Aues Krankeitsweg begleitet hat. Ihr Immunsystem wird dabei praktisch auf Null heruntergefahren. Nur so kann ihr Knochenmark neue Zellen eines Fremdspenders aufnehmen.

Sieben Millionen Einwohner sind in Deutschland als Spender registriert

Sieben Millionen Einwohner sind in Deutschland als Spender registriert. Unter ihnen wird nun Ute Aues genetischer Zwilling gesucht. Entscheidend ist laut der Ärztin die möglichst 100-prozentige Übereinstimmung der Gewebemerkmale. Zwei passende Kandidaten gab es schon: „Aber die konnten nicht aktiviert werden.“ Rückschläge, die Ute Aue und ihre Familie wegstecken müssen.

„Sie fühlt sich manchmal sehr müde und schlapp“, erzählt Stefan Aue. Durch die Medikamente bekommt sie dicke Beine, hat Schmerzen. Trotzdem macht sie Fortschritte: „Sie kann schon wieder meckern“, sagt ihr Sohn und lacht. Vor wenigen Tagen durfte Aue ihre Krankheit zumindest für ein paar Stunden vergessen. Die 52-Jährige war für ein Wochenende zu Hause, mit ihrer Familie am Geiseltalsee spazieren.

Krebskranke Frau aus Beuna liegt im Universitätsklinikum in Halle

Mittlerweile liegt sie im Universitätsklinikum in Halle, in vier bis sechs Wochen steht dort die Transplantation an - wenn sich ein Spender findet. Und auch dann stehen die Chancen, dass Ute Aue überlebt, nur bei 40 bis 50 Prozent. „Aber es ist für viele Patienten der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern“, sagt Medizinerin Paul.

Hoffnung, dass Ute Aue es schaffen kann, haben auch Stefan Aue und seine Familie. „Ich genieße jeden Moment und denke nicht an übermorgen“, so der Merseburger. „Jemanden bei dieser Aktion zu finden, wäre wie ein Sechser im Lotto.“ Aber er sei auch schon froh, wenn er mit der Typisierungsaktion in Beuna anderen Menschen helfen könne, einen Lebensretter zu finden. (mz)

Ute Aue (3.v.l) mit ihrer Familie beim Ausflug an den Geiseltalsee.
Ute Aue (3.v.l) mit ihrer Familie beim Ausflug an den Geiseltalsee.
privat