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Tierische Freude über Exoten

Von HANS-ERDMANN GRINGER 24.01.2010, 15:40

BAD DÜRRENBERG/MZ. - Geduld mussten Jörg Höhe und seine beiden Mitstreiter von der Bad Dürrenberger Stadtverwaltung, Elke Bumra und Klaus Bielig, am Freitagabend haben, hatte sich der lang erwartete Besuch doch verspätet.

Aber nach knapp zwei Stunden gegen 19 Uhr war es dann soweit. Familie Schönewald aus dem rund 400 Kilometer entfernten Welden nahe Augsburg traf mit den beiden Kindern Tim und Alfred am Palmen- und Vogelhaus ein und hatte ihre Schätze dabei: die beiden Graupapageien Felix und Coco. Die beiden neun und acht Jahre alten Tiere schauten neugierig auf die fremden Gesichter, doch von Nervosität war keine Spur zu erkennen. Vorsichtig nahm Anita Schönewald den Käfig und folgte Elke Bumra in das seit dem Diebstahl von Charly und Rudi leer stehende Gehege. Der vierjährige Tim schaute zu.

Vorsichtig öffneten beide Frauen die Käfig-Tür und der Gast aus Schwaben nahm die Tiere auf die Hand. "Hier, das ist euer neues Zuhause" sagte Anita Schönewald und setzte das Papageien-Duo auf die Kletterstangen. Vom kessen Felix bekam sie auch noch gleich ein Küsschen. Nebenan äugten schon Graupapagei Cora und Chinasittich Professor auf die überraschend eingetroffenen Neuankömmlinge. "Wir haben schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, für die Tiere ein artgerechtes neues Zuhause zu finden", sagt Veit Schönewald. "Sie stammen aus einer anerkannten Zucht und wurden von uns von klein auf mit der Flasche aufgezogen. Sie lebten bei uns in der Wohnung und waren praktisch Familienmitglieder. Sie vertrugen sich auch mit unseren beiden Siamkatzen gut. Doch nun sind sie groß geworden. Wir glauben, sie brauchen

mehr Bewegungsfreiheit und Artgenossen.

Man merkt irgendwie, dass man ihnen nicht gerecht werden kann", betont der Energietechniker. Der Zoo in Ausburg habe sie nicht nehmen wollen, da für die Zucht nur Wildpapageien in Frage kämen.

Durch Zufall habe man von dem Diebstahl der beiden Graupapageien in Bad Dürrenberg vor wenigen Wochen erfahren. Veit Schönewalds Mutter, die in Meuselwitz lebt, hatte im Fernsehen einen Bericht gesehen und es der Familie mitgeteilt. Diese setzte sich mit der Stadtverwaltung in Verbindung. "Wir haben erst skeptisch reagiert, weil wir wissen, wie sensibel und empfindlich die Tiere sind", sagte Jörg Höhne. Daheim in Afrika lebten die exotischen Vögel, die als äußerst intelligent gelten und bis zu 80 Jahre alt werden können, in großen Kolonien.

Höhne ergänzte: "Nicht alle vertragen sich sofort miteinander. Und wir haben noch gewartet, ob die Polizei die Diebe vielleicht doch noch ausfindig machen kann. Doch dann haben wir uns entschlossen, das Angebot der Familie Schönewald dankbar anzunehmen, die unserer Stadt die beiden Tiere schenken will."

Der Verlust von Charly und Rudi habe doch eine spürbare Lücke hinterlassen, meint der Amtsleiter für Tourismus und Kultur der Stadt. Nun könnten die Besucher in dem Gehege wieder zwei der wunderschönen Tiere bewundern. Insgesamt haben damit jetzt hier mehr als 120 Exoten und zwei Rothörnchen ein Zuhause.

Zum Abschluss wurden dann noch die notwendigen Formalitäten erledigt: die Vertragsunterzeichnung der Schenkung wurde per Unterschrift bestätigt. Anita Schönewald hatte dann noch etwas Futter mitgebracht, dasselbe, was auch die Bad Dürrenberger einsetzen, wie man zufrieden feststellte.

Dann wurde Abschied genommen. "Ich bin noch zu aufgeregt, um das alles zu erfassen", sagte Anita Schönewald, "Die Sehnsucht nach den Tieren wird wohl später noch kommen."

Auf der gestrigen Rückreise nach Schwaben jedenfalls schaute die Familie nochmals im Palmen- und Vogelhaus vorbei und sah, dass ihr Duo sich schon ein klein wenig eingelebt hat. "Wir werden den Schönewalds noch Fotos vom Ereignis und einen Bildband von Sachsen-Anhalt zusenden", sagt Jörg Höhne. "Sie sollen sehen, wie dankbar wir sind. Und wir werden sie auch zu unserem diesjährigen Brunnenfest einladen. Sie sind jederzeit in unserer Stadt herzlich willkommen."