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Trauer in Rot-Weiß Terror in Halle: Trauerfeier Kevin S. in Mersburg - Trauer um HFC-Fan, Mordopfer in Halle

Von Undine Freyberg und Melaine van Alst 18.10.2019, 17:48
Hunderte haben in Merseburg von Kevin S. Abschied genommen. Der junge Mann wurde am 9. Oktober in Halle erschossen.
Hunderte haben in Merseburg von Kevin S. Abschied genommen. Der junge Mann wurde am 9. Oktober in Halle erschossen. Katrin Sieler

Merseburg - So viele Tränen gab es wohl noch nie auf dem Merseburger Entenplan und in der Stadtkirche. Und beim Abschied von Kevin S. am Freitagnachmittag hatte die Trauer eine besondere Farbe: Sie war Rot-Weiß. Egal, ob beim Spielen der HFC-Hymne in der Kirche oder beim  Hinaustragen  von Kevins  Sarg, der mit roten und weißen Blumen geschmückt war - Kevins Freunde, die  Fans des HFC, reckten die Arme und ihre Fanschals in die Höhe, standen zusammen in schweigender Trauer.

Während der Trauerfeier hörte man in der Kirche immer wieder herzzerreißendes Schluchzen.  Man sah, wie sich junge Mädchen in den Armen lagen und auch junge Männer ihre Trauer nicht mehr verbergen konnten. „Kevin hat mir meine erste Eintrittskarte fürs Stadion gekauft, da war ich sieben“, erzählte  ein Jugendlicher der MZ.

Einer von ihnen: Zahlreiche HFC-Fans erinnern an Kevin S.

Kevin sei zwar nicht Mitglied bei einem der HFC-Fanclubs gewesen, aber jeder habe ihn gekannt, es habe immer Spaß mit ihm gemacht, sagte eine junge Frau vom Merseburger HFC-Fanclub Domfalken, der ebenso mit der Familie trauerte  wie die Merseburger Liberta Crew.

Auch HFC-Präsident Jens Rauschenbach, Sportdirektor Ralf Heskamp  und Steffen Kluge, ehemaliger Chef des HFC-Fanprojekts und Vorstandsmitglied des Vereins, waren nach Merseburg gekommen.
 Stellvertretend für alle Fans wandte sich der zweite Stadionsprecher des HFC, Heiko Portius, an die Familie und die Trauergäste.

Trauerfeier erinnert an Terroropfer Kevin S.

Man erinnere sich an einen lebenslustigen jungen Mann, der mit seinen 20 Jahren in der ganzen Fanszene bekannt war. „Egal wie schwierig es für Kevin war, zu den Spielen zu kommen - er fand immer einen Weg, zu den Spielen zu kommen.“  Eine der größten Freuden sei es für Kevin gewesen, dass er beim letzten Auswärtsspiel in Münster  die Schwenkfahne des Clubs tragen durfte. „Kevin war, bleibt und ist ein Teil unserer großen HFC-Familie.“

Die ist seit dem 9. Oktober, als Kevin bei einem der Anschläge von Halle in einem Döner-Imbiss getötet wurde,  in Trauer und  Mitgefühl für Kevins Familie vereint.

„Die Wunde von Halle klafft bis nach Merseburg“, sagte Superintendentin Christiane Kellner eingangs der der  Trauerfeier. Trauerrednerin Carmen Illichmann erzählte, wie stolz Kevin gewesen sei, dass er einen festen Job bei einer Malerfirma bekommen hätte - sein Traumberuf, den er gerade erst am 1.  Oktober angetreten hatte. Sein Arbeitsplatz  befand  sich in der Nähe der Ludwig-Wucherer-Straße in Halle.

Trauerrednerin: Baut Kevin S. ein Denkmal in euren Herzen

Bevor er an diesem Tag mit seinen Kollegen zum Döner-Imbiss gegangen sei, um Mittag zu machen, habe er seiner Mutter noch ein Selfie geschickt, das ihn in seiner Malerkluft zeigt. „Das war die letzte Nachricht.“ Sie bat die Anwesenden, Kevin in ihren Herzen ein Denkmal zu bauen, damit er nicht vergessen wird.

Die Anschläge von Halle haben ganz Deutschland schwer erschüttert. Deshalb war nicht nur Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach Merseburg gekommen, um der Familie sein Beileid auszudrücken. Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, waren bei der Verabschiedung für Kevin in der Stadtkirche dabei.

Trauerfeier für Kevin S. - die Gesellschaft steht zusammen

Am Rande der Trauerfeier erzählte Franke, dass er am Freitag auch  den Döner-Imbiss in Halle besucht  und dort gehört habe, wie sehr die Menschen gelitten haben, weil sie die schreckliche Tat miterleben mussten. „Wir können jedem, der betroffen ist, Hilfe anbieten, aber wir sind auch dazu da zuzuhören.“  Was Edgar Franke außerdem  hervorhob: „Halle hat nach den Taten dadurch ein Zeichen gesetzt, dass die Zivilgesellschaft zusammenstand.“

Nicht alle, die sich  von Kevin  verabschieden wollten, konnten in die Kirche hineingehen. Lange vor der Gedenkveranstaltung hatten sich  erste Trauernde auf dem Entenplan im Merseburger Zentrum versammelt. Eine Liveübertragung auf eine Leinwand vor der Kirche bot allen die Chance, auf diese Art teilzunehmen. Dabei dominierten auch dort die Farben des HFC unter hunderten Menschen.  Und als Kevins Sarg aus der Kirche getragen wurde, rückte die rot-weiße Familie noch ein Stück näher zusammen und grüßte ihren Freund ein letztes Mal. (mz)

Bereits vor dem Beginn der Trauerfeier für Kevin S. finden sich die ersten Menschen in der Merseburger Stadtkirche ein, um sich von dem 20-Jährigen zu verabschieden.
Bereits vor dem Beginn der Trauerfeier für Kevin S. finden sich die ersten Menschen in der Merseburger Stadtkirche ein, um sich von dem 20-Jährigen zu verabschieden.
Katrin Sieler