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Tauchen im Geiseltalsee Tauchen im Geiseltalsee: Tiefe Canyons und ein Märchenwald

09.04.2015, 06:07
Die Kabeltrommel auf dem Grund des Geiseltalsees.
Die Kabeltrommel auf dem Grund des Geiseltalsees. DIETMAR STEINBACH Lizenz

MÜCHELN - Seit einem Jahr kann inzwischen im Geiseltalsee getaucht werden. In Mücheln-Stöbnitz ist das Tauchzentrum Geiseltal Anlaufstelle für alle Interessenten. Im folgenden Text beschreibt Dietmar Steinbach aus Zwickau, Profitaucher und Autor, wie er vor Ort einen Tauchgang erlebte:

Schnell haben wir vom Einstieg aus die Führungsleine erreicht, welche bogenförmig drei Ausbildungsplattformen in 7,5 Meter, 12,5 Meter und 20 Meter Tiefe verbindet. Noch beeindruckt von dem breiten Streifen dicht wachsender Pflanzen, der bis in etwa fünf Meter Tiefe parallel zum Ufer verläuft, folgen wir der Leine nach rechts. Zunächst wird es nur langsam tiefer, bis eine riesige Kabeltrommel erreicht ist. Dann fällt der Grund unter uns immer steiler ab – und wird immer mystischer.

Vereinzelte Reste von Bäumen und Sträuchern verstecken ihre Kahlheit unter einem Überzug von unzähligen Dreikantmuscheln, auch Wandermuscheln genannt. Bei näherer Betrachtung sind es wunderschöne Tiere, welche aber als Neophyten, also als eigentlich in unserer heimischen Natur fremde Tiere, nicht gerade Freudenausbrüche bei den Naturschützern hervorrufen. Den Muscheln scheint das egal zu sein, sie wachsen hier prächtig.

Spektakulärer Märchenwald unter Wasser

Tiefe Canyons durchziehen den schlammigen Grund. Dann sehen wir die große Plattform in reichlich 20 Meter Tiefe. Einmal mehr: Es wird immer schwerer, sich das Leben ohne Computer vorzustellen, selbst auf der Plattform steht ein Laptop. Wir drücken auf die Tastatur – vergebens. Erst jetzt sehen wir Richtung Gewässermitte den Märchenwald. Man glaubt es nicht, wie toll in der passenden Umgebung auch ganz simple Dinge aussehen können. In dem Fall sind es mehrere Meter hohe Bäume mit dünnen Stämmen und Ästen, die von unten bis ganz oben dicht mit Dreikantmuscheln bewachsen sind. Meint man mit dem Wort spektakulär in erster Linie etwas Ungewöhnliches, so ist der Begriff hier absolut angebracht.

Wir genießen im Dämmerlicht den Anblick bei fast zehn Metern Sichtweite. Dem Briefing der Tauchbasis-Chefin Anja Günzel folgend, tauchen wir anschließend rechtwinklig aufs Ufer zu. Plötzlich rückt vor uns eine graue Steilwand ins Blickfeld mit einem langen schwarzen Streifen in der Mitte - ein Kohleflöz?

Überhaupt ist der Grund mit vielen interessant aussehenden Abbruchkanten sehr abwechslungsreich. Wirklich, wir sind auf einem anderen Planeten oder doch nicht? Ein Bereich mit nur Muscheln am Grund, diese aber dicht an dicht, kündigt wieder die Pflanzenzone an. Wir haben bis hier noch nicht einen Fisch gesehen bis auf einige kleine Stichlinge zwischen den Pflanzen. In zwei bis vier Meter Tiefe ist unser neues Ziel die Bootsanlegestelle vor dem Badestrand.

Achtung! Nach einigen Minuten zeigen sich große Betonklötze, von welchen aus mittels einiger Seile und Ketten die schwimmende Anlegestelle gehalten wird. Den Unterwasserfotografen freut das sehr, lassen sich doch diese Linien wunderbar in die Bildgestaltung mit einbeziehen. Und plötzlich: Fische, wohin die Augen auch sehen. Vor allem Barsche und Plötzen, aber auch gewaltige Weißfischschwärme weichen vor uns aus. Wo so viel Futter schwimmt, sind Hechte nicht weit. Zurück über etwa 100 Meter Pflanzen ohne Ende, und wir stehen wieder am Einstieg. (mz)