1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Straßenbahn Linie 5: Straßenbahn Linie 5: Havag fordert erneut mehr Geld vom Kreis

Straßenbahn Linie 5 Straßenbahn Linie 5: Havag fordert erneut mehr Geld vom Kreis

Von Dirk Skrzypczak 18.08.2016, 13:38
Eine Straßenbahnlinie der HAVAG.
Eine Straßenbahnlinie der HAVAG. Peter Wölk

Merseburg/Halle (Saale) - Sechs Monate hatten der Landkreis und die Hallesche Verkehrs AG (Havag) intensiv über die Finanzierung und damit auch die Zukunft der Straßenbahnlinie 5 zwischen Halle und Bad Dürrenberg verhandelt, begleitet von emotionalen Debatten in der Öffentlichkeit. Am 21. April schien der Durchbruch gelungen. Da einigten sich Landkreis und die Anrainer Schkopau, Merseburg, Leuna und Bad Dürrenberg mit der Havag auf einen neuen Fahrplan, der seit dem 2. Mai gilt.

Zwölf Prozent der Fahrten wurden gestrichen, aber der befürchtete Supergau blieb aus. Nun holt das Thema alle Beteiligten wieder ein. Havag-Vorstand Vinzenz Schwarz hat Landrat Frank Bannert (CDU) erneut angeschrieben. In dem Brief fordert er nach MZ-Informationen ab 2017 einen höheren Zuschuss des Kreises für den Linienbetrieb. Ansonsten schließt er weitere Kürzungen im Linienverkehr nicht aus.

Jährliche Verluste der Linie 5

„Die Diskussion um die Linie 5 ist ein Prozess “, erklärte Schwarz schriftlich auf Anfrage der MZ. Die vollständige Aufrechterhaltung des Verkehrsangebots sei nur mit einer kostendeckenden Beteiligung des Kreises und der Anrainerstädte möglich. „Wir müssen bisher auf der Linie 5 jährlich Verluste ausgleichen, können diese aber unter wirtschaftlichen Aspekten nicht ohne weiteres tragen“, sagte der Havag-Chef. 1,5 Millionen Euro schießt der Kreis dieses Jahr zu, 200.000 Euro mehr als 2015. Zuletzt hatte die Havag ihr Defizit für den Straßenbahnbetrieb im südlichen Saalekreis mit bis zu einer Million Euro pro Jahr angegeben.

Ende August wollen sich Schwarz und Bannert zu einem Gespräch treffen. Dann dürfte sich der Havag-Vorstand auf Signale aus dem Kreistag und seiner Ausschüsse berufen. Dort hatten die Mitglieder der Havag für 2017 eine Erhöhung des Zuschusses auf 1,7 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Einen rechtskräftigen Beschluss gibt es freilich nicht. Der Landrat zeigt sich wortkarg. „Unser Eigenanteil am Öffentlichen Nahverkehr ist beträchtlich. Wir werden genau überlegen müssen, was wir uns überhaupt leisten können.“ Mehrere Millionen Euro hat der Kreis selbst auszugleichen, damit der gesamte Nahverkehr im Kreisgebiet, nicht nur die Bahnen, aufrechterhalten werden kann. Genaue Zahlen sollen in Kürze präsentiert werden. Über seinen Haushalt bestimme der Kreis noch immer selbst - und niemand von Außen, so Bannert. Eine klare Botschaft auch in Richtung der Havag.

Linie 5 als Fass ohne Boden

Wo sich der Landrat ansonsten noch in Diplomatie übt, poltert SPD-Fraktions-Chef Günter Sachse los. Wird die Linie 5 zu einem Fass ohne Boden mit einem jährlichen Gezerre um die Finanzen? „Mit der Angelegenheit muss sich der Kreistag intensiv befassen. Und Herr Schwarz muss die Hosen herunterlassen und uns genau aufzeigen, wo die Säge klemmt. So wie jetzt geht es nicht weiter. Das Ende der Fahnenstange muss auch mal erreicht werden“, fordert Sachse.

Schwarz ist nach eigenen Worten gewillt, mit dem Landkreis einen vernünftigen und sachlichen Dialog zu führen, wie er in der Mail an die MZ betont. „Wir sind fair und haben nicht sofort die gesamte nötige Summe eingefordert, sondern geben dem Kreis und den Kommunen Zeit.“ Dem Landkreis steht dennoch mit den Debatten zur Tram der zweite heiße Herbst in Folge bevor - und auch der Druck in Richtung Magdeburg dürfte steigen. SPD und Grüne drängen auf ein finanzielles Engagement des Landes, um die Linie 5, eine der längsten Überlandstrecken Europas, zu stabilisieren. Dafür müsste allerdings das Gesetz über die landesbedeutsamen Linien geändert werden. (mz)

Bildtext
Bildtext
Xxx