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Stadtverwaltung Merseburg Stadtverwaltung Merseburg: Was nun Frau Kaaden?

Von Dirk Skrzypczak 22.08.2015, 11:01
Ist es einsam um Barbara Kaaden geworden? Die berufliche Zukunft der Bürgermeisterin ist unklar.
Ist es einsam um Barbara Kaaden geworden? Die berufliche Zukunft der Bürgermeisterin ist unklar. Grätsch/Archiv Lizenz

Merseburg - Die Post ist schuld. Ohne den Streik ihrer Mitarbeiter wäre Barbara Kaaden auch über den 31. August dieses Jahres hinaus Beigeordnete und Bürgermeisterin der Stadt Merseburg. Auf der Stadtratssitzung am 9. Juli wäre ihr auch ohne die Stimmen der SPD eine Mehrheit bei der Neuwahl sicher gewesen. Doch dann funkte die Post dazwischen. Nicht alle Ratsmitglieder hatten ihre Sitzungsunterlagen fristgerecht erhalten. Der Tagesordnungspunkt wurde verschoben. Und Ende Juli war die politische Welt in Merseburg - bedingt durch die städtische Finanzkrise - eine völlig andere. Stadtplanerin Barbara Kaaden hängt plötzlich in der Luft. „Ab 1. September hocke ich nicht zu Hause. Aber ich bin nicht mehr in Merseburg“, sagte sie jetzt der MZ.

Ist Beigeordnetenstelle zu hoch datiert?

Es sind nur wenige Worte, die sich die 55-Jährige zu ihrem beruflichen Schicksal entlocken lässt. Dafür sprechen oder schreiben andere. Hochschulrektor Jörg Kirbs hat einen Brief an alle Stadträte verschickt. „Die guten Beziehungen und die enge Kooperation zwischen Hochschule und Stadt basieren zu einem nicht unerheblichen Teil auf der sehr guten Zusammenarbeit mit der Bürgermeisterin“, heißt es darin. Es wäre schade, wenn diese gute Zusammenarbeit durch Fehlen eines Ansprechpartners beeinträchtigt werden würde.

In den Reihen der SPD kommt die Initiative von Kirbs nicht gut an. „Ich halte das für eine persönliche Solidaritätsadresse von ihm“, moniert Marcus Turré. Der Inhalt des Briefes sei ihm suspekt, da Kirbs gerade selbst dabei sei, „mit der Machete die Hochschule umzubauen, um effizienter arbeiten zu können.“ Es sei kein guter Stil, sich gegenseitig in die Personalpolitik hereinzureden. Turré untermauert die Position der SPD. Die Beigeordnetenstelle sei zu hoch datiert, da reiche ein Aufgabengebiet als Stadtplanerin nicht aus. „Wir brauchen einen Bürgermeister mit Finanz- und Wirtschaftserfahrung.“

Mit ihrer stringenten Haltung machen sich die Sozialdemokraten nicht nur Freunde. Halina Czikowsky (Linke) nennt das Verhalten der SPD „idiotisch“. Na klar müsse man Kaaden halten, sagt sie. Auch Michael Hayn (CDU) würde gern mit der parteilosen Stadtplanerin weiter zusammenarbeiten: „Es wäre ein großer Verlust, wenn sie geht. Ich schätze sie.“

Möglicherweise finden alle Beteiligten ja einen Kompromiss. Wie beim Landkreis könnte die Stelle des Beigeordneten abgeschafft werden, laut Turré würde sich daraus ein Spareffekt von rund 500 000 Euro in sieben Jahren ergeben - so lange dauert die Amtszeit eines Wahlbeamten. Andererseits könnte Kaaden als Stadtplanerin bei der Stadt bleiben, so sich denn eine Stelle schaffen lässt.

OB Bühligen schweigt lange

Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) hatte öffentlich lange zu dem Thema geschwiegen. Gut ist das nicht angekommen. Noch vor wenigen Monaten hatte er Kaaden in die Schranken gewiesen und gleichzeitig hofiert. Die Bürgermeisterin solle Bürgermeisterin bleiben, wenn sie nicht gegen ihn bei der OB-Wahl antrete. Dafür wolle er sich stark machen, kündigte Bühligen an. Kaaden verzichtete auf den Wahlkampf. Und nun? „Die Situation ist offen. Ich lasse sie nicht fallen. Aber ob Frau Kaaden weiter bei der Stadt beschäftigt wird, muss der Stadtrat gemeinsam mit mir entscheiden“, erklärte Bühligen gegenüber der MZ. „Und es hängt natürlich auch von ihr selbst ab“, sagte Bühligen. Im Oktober ist die nächste Ratssitzung.

Aber was will die Stadtplanerin? „Diese wunderschöne Stadt liegt mir am Herzen. Sie hat sich positiv entwickelt. Und diesen Prozess will ich weiter begleiten“, hatte sie noch im Juni auf Nachfrage der MZ geäußert. Aber kämpft sie auch dafür? Es hat den Anschein, dass sie sich in ihr Schicksal fügt - wie es auch ausgeht. (mz)