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Spendenaktion in Merseburg Spendenaktion in Merseburg: Ein Haus für Stella

Von Tilo Krippendorf 12.06.2014, 19:49
Die junge Familie ist sprachlos. Der „Spatenstich“ mit Bagger bedeutet für sie am Ende des Jahres ein neues Zuhause. Dominik Adler und Coralie Linke können mit ihren Kindern Stella (im Kinderwagen) und Erik eventuell schon im Dezember in das behindertengerechte Haus einziehen.
Die junge Familie ist sprachlos. Der „Spatenstich“ mit Bagger bedeutet für sie am Ende des Jahres ein neues Zuhause. Dominik Adler und Coralie Linke können mit ihren Kindern Stella (im Kinderwagen) und Erik eventuell schon im Dezember in das behindertengerechte Haus einziehen. Peter Wölk Lizenz

Merseburg/Halle (Saale)/MZ - Fußball kann so viel mehr sein als die Jagd nach Titeln. Das zeigt sich derzeit wohl nirgends so sehr wie in Merseburg. Dank der Unterstützung der großen HFC-Familie, einem Zusammenschluss zahlreicher Firmen aus der Region, wird hier fast ohne Geld ein komplettes Haus für ein dreieinhalbjähriges Mädchen und deren Familie gebaut. Es geht um Stella, die seit ihrer Geburt mit einem seltenen Gendefekt lebt, dem Angelman-Syndrom.

Stellas Entwicklung verläuft viel langsamer als bei anderen Kindern, wegen starker Muskelschwäche kann die Kleine nicht selber sitzen, laufen wird sie vielleicht nie können. Die Schwerbehinderung ist für ihre Eltern Coralie Linke und Dominik Adler mit großen Mühen verbunden. Neben zahlreichen Therapien braucht das Mädchen auch im Alltag jede Menge Hilfe. Ein Spezialkinderwagen, ein großes Therapiebett oder eine Stehhilfe sind nur einige der Dinge, die jetzt in der 70-Quadratmeter-Wohnung Platz finden müssen. Dringend muss Abhilfe her.

Am 27. Juni findet im Merseburger Stadtstadion zudem ein Benefiz-Turnier mit dem HFC, dem SV Merseburg 99 und Imo Merseburg statt. Die Teams spielen jeweils eine Halbzeit gegeneinander. Der Erlös der Veranstaltung soll ebenfalls Stella zugute kommen. So soll das eingenommene Geld zum einen für die aufwendige Inneneinrichtung des neuen Hauses, speziell von Stellas Zimmer, verwendet werden. Zum anderen soll der Erlös für verschiedene Therapiemaßnahmen verwendet werden. (tik)

Ihren Anfang nahm die Hilfsaktion beim SV Merseburg 99, wo Adler Fußball spielt. Der Verein organisierte Hilfe und einen Kuchenbasar zugunsten Stellas. Dort wurde der Merseburger HFC-Fanclub „Rote Ochsen“ auf die Geschichte aufmerksam. Kurze Zeit später war sie ein Selbstläufer und Stella auch beim HFC bekannt. Der umtriebige Küchenstudio-Chef Gerd Micheel nahm sich der Sache an und sprach mit Hunderten Verantwortlichen. Sein Plan: Der Bau eines behindertengerechten Hauses für die Familie. „Wir haben die Sponsoren nach und nach ins Boot geholt und keiner hat abgelehnt“, sagt Micheel. So war der Spatenstich am Donnerstag in einer ruhigen Straße Merseburgs der Beginn einer wirklich einzigartigen Aktion, sogar Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) habe ohne Zögern die Patenschaft für das Projekt übernommen, erzählt Micheel. Fast ohne Geld entsteht nun bis Dezember ein Eigenheim im Bungalow-Stil. Breite Türen, keine Stufen oder ein großes Bad sind nur einige Dinge, die künftig die Pflege Stellas erleichtern sollen.

„Diese Aktion ist von den Fans begonnen worden und hat inzwischen die gesamte HFC-Familie erfasst“, sagt Michael Schunke, der Vize-Präsident des halleschen Drittligisten. Derweil ist die junge Familie ob der grandiosen Hilfsbereitschaft vieler Firmen und Privater schlicht überwältigt. „Es ist Wahnsinn, was in den letzten Wochen bei uns geschehen ist“, sagt Stellas Mutter Coralie Linke mit Tränen in den Augen.

Wenn alles gut geht und die Dutzenden Firmen kostenlos ihre Arbeit verrichtet haben, wird Stella schon im Dezember in das neue Haus einziehen können. Einen kleinen Anteil steuert aber auch die Familie zur Finanzierung des Baus bei. Die Aktion zeigt: Teamgeist muss sich nicht auf einzelne Mannschaften erstrecken. Wenn es ernst wird, stehen Sportfreunde zusammen.