Konfliktzone Sozialamt Sozialamt: Warum Flüchtlinge immer wieder mit Behördenmitarbeitern aneinander geraten

Merseburg - Kommt es immer häufiger zu Streitigkeiten, an denen Flüchtlinge oder Asylbewerber beteiligt sind? In der vergangenen Woche hatte es in der König-Heinrich-Straße eine Massenschlägerei zwischen Kurden und Arabern gegeben. Am Dienstag war es im Sozialamt der Kreisverwaltung zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen einem 50-jährigen Asylbewerber aus Nigeria, einer Mitarbeiterin und zwei Wachleuten gekommen, wobei es vier Verletzte gab.
Zu Unstimmigkeiten komme es im Sozialamt immer wieder, erklärte Kerstin Küpperbusch, Sprecherin des Landkreises, auf Anfrage der MZ. „Zumeist geht es um das fehlende Verständnis für einschränkende gesetzliche Regelungen.“ Bei dem Vorfall am Dienstag sei es darum gegangen, dass dem Asylbewerber eine Wohnung zugewiesen worden sei, die er nicht akzeptieren wollte. Deshalb sei der Mann handgreiflich geworden.
Einsatz der Polizei
„Der Einsatz der Polizei erfolgte, da die Befugnisse des Wachdienstes auf das Hausrecht beschränkt sind.“ Aus Sicht der Verwaltung zeichnet sich eine zunehmende Gewaltbereitschaft und Aggressivität unter den Asylbewerbern ab, da sie sich so grundsätzlich eine bessere Durchsetzbarkeit ihrer Wünsche versprechen. Deshalb müssten die Mitarbeiter im Sozialamt immer wieder erklären, dass sie nicht über Rechtsverhältnisse oder -ansprüche entscheiden, sondern lediglich geltendes Recht umsetzen, so Küpperbusch.
Laut Polizei habe es im Bereich des Sozialamtes im Jahr 2016 insgesamt vier Vorfälle gegeben, bei denen die Beamten des Reviers Saalekreis einschreiten mussten. „Zwei Mal gab es Streitigkeiten von Asylsuchenden untereinander. In einem Fall wurde eine Mitarbeiterin beleidigt und in einem weiteren Fall kam es zu Betrugshandlungen im Rahmen der Antragstellung von Leistungen“, erklärte Polizeisprecher Jürgen Müller. Trotzdem seien kriminelle Ausländer im Saalekreis kaum ein Problem.
Unterbringung von Flüchtlingen
Wie schätzt Marcus Skowronek die Situation ein? Er ist der Geschäftsführer der Betreuungs- und Integrationshilfe GmbH, die im Saalekreis für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig ist. Er hat seit Jahren Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturkreisen. „Es gibt unter den Asylbewerbern viele nette und zugängliche Menschen“, sagt Skowronek. „Aber wie bei uns Deutschen gibt es auch einfältige oder ungebildete Menschen.“ Deshalb komme es hin und wieder zu Zwischenfällen.
Im Oktober 2015 hatte ein Afrikaner in der Gemeinschaftsunterkunft in Krumpa eine BIH-Mitarbeiterin sexuell belästigt. Im Januar 2016 war eine Mitarbeiterin eines Pflegedienstes in der selben Unterkunft von vier Männern belästigt worden. Auch in der Unterkunft in der alten Molkerei (Hallesche Straße) habe es laut Skowronek einen Vorfall gegeben.
Männer wollen Autorität der weiblichen Mitarbeiterinnen nicht akzeptieren
„Jeder Vorfall ist allerdings einer zu viel“, sagt Skowronek. Eine Zunahme von Übergriffen von Migranten auf deutsche Mitarbeiter sehe er jedoch nicht. „Allerdings wollen manche Männer die Autorität der weiblichen Mitarbeiterinnen nicht akzeptieren. Da kommt es schon zu abwertenden Äußerungen und Respektlosigkeiten, denen wir allerdings entgegentreten.“ Der BIH-Chef vermutet, dass es oft auch durch Sprachprobleme zu Missverständnissen kommt.
„Unsere Mitarbeiterstruktur ist deshalb mittlerweile so, dass wir jede Sprache verstehen können - abgesehen vielleicht von bestimmten Dialekten.“ Man beschäftige mehrere ehemalige Flüchtlinge - zum Beispiel aus Syrien oder Marokko. „Ein Mann arbeitet zum Beispiel als Nachtdienst bei uns. Er spricht sehr gut Deutsch, hat die soziale Kompetenz und kennt die kulturellen Hintergründe der Asylbewerber.“ Das sei manchmal mehr wert, als ein Abschluss als Sozialpädagoge.
Die Mitarbeiter des Sozialamtes sprechen laut Küpperbusch Deutsch als Amtssprache, besitzen aber auch weitere Sprachkenntnisse, so dass sprachliche Barrieren überwunden werden können. „In begründeten Fällen werden auch vereidigte Dolmetscher hinzugezogen.“ (mz)