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"Seelenschmerz" "Seelenschmerz": Merseburgerin gewinnt mit persönlichen Eindrücken Literaturwettbewerb

Von Melain van Alst 30.11.2019, 15:00
Juliane Dietrich gehört zu den diesjährigen Preisträgern.
Juliane Dietrich gehört zu den diesjährigen Preisträgern. Katrin Sieler

Merseburg - „Alle waren begeistert von dem, was ich geschrieben habe“, sagt Juliane Dietrich und ist selbst überrascht darüber. Die 28-Jährige hat an einem Literaturwettbewerb für Menschen mit geistiger Behinderung teilgenommen und hat die Jury mit ihrem Text überzeugt. Sie wurde dafür vom ausrichtenden Verein, „Die Wortfinder“ aus Bielefeld, nicht nur im feierlichen Rahmen ausgezeichnet. Ihr Text wurde auch in einem Kalender für das kommende Jahr abgedruckt.

Menschen mit Behinderung können beim Wettbewerb schreiben oder zeichnen

Juliane Dietrich arbeitet in der Wäscherei der Behindertenwerkstatt in Merseburg-Nord, die zur Stiftung Samariterherberge Horburg gehört. „Wir nehmen regelmäßig an dem Wettbewerb teil“, erklärt Gruppenleiterin Christiane Christel, die das Projekt zudem begleitet. Jedes Jahr, wenn die Ausschreibung für den Wettbewerb beginnt, hängt sie dies in der Werkstatt aus. „Alle Arbeiten, die eingereicht werden, schicke ich dann zu dem Verein“, so Christel.

„Es ist schon ein paar Jahre her, dass jemand von uns gewonnen hat. Deshalb freuen wir uns umso mehr.“ Die Menschen mit Behinderung können bei diesem Wettbewerb etwas schreiben oder auch zeichnen. Manche benötigen beim Erstellen ihres Beitrags Hilfe, andere wie Juliane Dietrich liefern einen fertig geschriebenen Beitrag.

„Seelenschmerz“: Merseburgerin gewinnt mit persönlichen Eindrücken

„Ich wollte schon vergangenes Jahr mitmachen, habe aber die Frist verpasst.“ In diesem Jahr hat sie sofort, als die Ausschreibung am Brett hing, angefangen. An dem Wettbewerb, der 2019 unter dem Titel „Körper, Geist und Seele“ stand, haben 750 Autoren mit über 1000 Beiträgen teilgenommen. „Ich bin nach Hause, habe es gleich geschrieben und abgegeben“, sagt Dietrich und erklärt, dass es ein ganz persönlicher Text geworden ist.

Er heißt „Seelenschmerz“ und handelt von ihrem Sohn, den sie nicht sehr oft sehen kann und wie das eine Mutter schmerzen kann. Sie sei stolz darauf, dass sie sich getraut habe, so etwas Persönliches zu teilen, aber auch, dass sie den Text ganz allein geschrieben habe. Das Schreiben falle ihr nicht immer so einfach, aber sie könne auch ihr Handy zu Hilfe nehmen.

28-jährige Merseburgerin hat Spaß am Schreiben

Gleichzeitig schreibe sie gern auch einmal für sich und übt, um ihrer Tochter beim Schreibenlernen zu helfen. Dietrich hat Spaß am Schreiben gefunden und daher steht für sie auch schon fest, dass sie im kommenden Jahr wieder an dem Wettbewerb teilnehmen will. Die Preisträger wurden zudem nach Bielefeld für die Auszeichnung eingeladen.

Christiane Christel und Juliane Dietrich haben die gemeinsame Reise gleich genutzt, um sich auch die Stadt anzuschauen. „Die ist wirklich so groß und schön“, sagt Dietrich. Bei der Auszeichnung wurden dann nicht nur die Preisträger für ihre Leistung gewürdigt, sondern auch alle Texte noch einmal vorgetragen.

Der Kalender ist im Internet unter www.diewortfinder.com erhältlich. (mz)