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Schleusen-Streit an der Saale Schleusen-Streit an der Saale: "Captain Fu" geht auf Abschiedstour

Von Michael Bertram 03.04.2017, 15:02
Seit einigen Jahren lädt Kapitän Detlef Furchheim zu Touren zwischen Merseburg und Leuna ein. Unbesetzte Schleusen haben ihn nun jedoch ausgebremst.
Seit einigen Jahren lädt Kapitän Detlef Furchheim zu Touren zwischen Merseburg und Leuna ein. Unbesetzte Schleusen haben ihn nun jedoch ausgebremst. Maro Junghans

Merseburg - „Das wäre schade, wenn die Schiffsfahrt dauerhaft wegfällt“, sagt Manfred Gasch und blickt hinüber zum MS „Captain Fu“. Dessen Kapitän höchstpersönlich, Detlef Furchheim, saß mit dem Radtouristen aus Leipzig und dessen Frau Beate gerade zusammen, um eine Gruppenfahrt in einigen Wochen zu vereinbaren. Es ist dann vielleicht eine der letzten Fahrten, zu der das Ausflugsschiff von Merseburg aus nach Leuna starten wird, denn Furchheim hat die Nase voll.

In den vergangenen Wochen hatte sich der Streit zwischen den Kapitänen auf der Saale und dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Magdeburg zugespitzt. Während die Behörde aufgrund von Personalproblemen und hohen Kosten die Saale-Schleusen südlich von Halle nur in der Saison bedienen möchte, wollen die Kapitäne auch zu anderen Zeiten im Jahr Touren anbieten.

Extraschleusungen für die Unternehmen, die ohnehin schon nicht über einen wahren Besucheransturm klagen können, kosten jedoch richtig viel Geld.

„Ab Juni fahre ich mit dem Schiff erst einmal auf dem Rhein-Herne-Kanal bei Essen und Gelsenkirchen“, erzählt Fu. Dort könne er von mittwochs bis sonntags täglich problemlos drei Fahrten anbieten. Ab Oktober sei er wieder auf der Saale unterwegs - wenn denn dann die Rahmenbedingungen stimmen.

„Das Wasser- und Schifffahrtsamt macht auf mich einen orientierungslosen Eindruck“, sagt Furchheim. „Erst wurde viel Geld in die Sanierung der Schleusen gesteckt und auch die Technik zur Selbstschleusung angeschafft - und dann sollen wir nicht zu jedem Zeitpunkt fahren können“, meckert der Saale-Kapitän.

Furchheim steht wie andere Anbieter von Flusstouren in der Region unter Druck. 75 Personen könnte er während der gut anderthalbstündigen Tour nach Leuna und zurück eigentlich befördern, doch ausgebucht ist das Motorschiff nur selten. „Ostern und Pfingsten sind wichtige Termine“, sagt er.

Doch das reiche nicht, um das Schiff zu unterhalten und drei Gehälter pünktlich zu zahlen. Furchheim nimmt beim Aspekt Werbung auch die Stadt stärker in die Pflicht. Er sieht da noch Luft nach oben. „Dom und Schloss sind eben nicht alles beim Tourismus“, betont er.

Das sehen auch die Radtouristen Beate und Manfred Gasch so. Mit bis zu 14 Personen wollen sie demnächst bei einer mehrtägigen Tour an der Weißen Elster entlang bis nach Merseburg fahren. „Hier steigen wir auf das Schiff um und fahren bis Leuna“, sagt Beate Gasch. „Bis Merseburg sind die Radwege super, aber dann entfernt sich der Saaleradweg vom Fluss - das ist nicht besonders schön“, erklärt Ehemann Manfred.

„Außerdem haben wir Teilnehmer dabei, die weniger fit sind und auf dem Boot für eine gewisse Zeit bei Kaffee und Kuchen die Beine entspannen können.“ Von Leuna gehe es dann nach Bad Dürrenberg, wo die Gruppe übernachten wird.

„Dann zieht es uns weiter zum Weinfest nach Bad Kösen“, blickt Beate Gasch voraus. „Das Schiff ist ein wichtiges Puzzlestück im Tourismus in der Region“, meint Gasch. „Davon profitieren auch Restaurants und Hotels, wenn der Kahn da ist.“ (mz)

Ab Juni bleibt der Schiffsanleger vorerst leer.
Ab Juni bleibt der Schiffsanleger vorerst leer.
Marco Junghans