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Saalekreis Saalekreis: Das kleine Glück im Grünen

Von ELKE JÄGER 25.08.2010, 16:50

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - Mal angenommen, Familie Schröder würde am Nachmittag beim Kaffee in ihrem Garten sitzen und feststellen, dass der Zucker gerade ausgegangen ist. Das wäre dann überhaupt kein Problem. Eine kurze Frage über den Gartenzaun und schon würde ein Schälchen herübergereicht. "Der Zusammenhalt in unserer Anlage ist wirklich sehr gut", lobt Eduard Schröder die engen nachbarschaftlichen Beziehungen.

Der 73-Jährige ist seit 14 Jahren Vorsitzender des Kleingartenvereins "Fortschritt" im Bad Lauchstädter Ortsteil Schotterey. Den Garten pachtete seine Familie bereits im Jahre 1983. Diese Art der Freizeitgestaltung hat Tochter Kathrin Bauch, heute 42 und Mutter eines 20-jährigen Sohnes, als Teenie so gefallen, dass sie und ihr Mann inzwischen selbst seit langem eine Parzelle in dieser Anlage bewirtschaften.

"Man kennt sich und man versteht sich", charakterisiert sie das freundschaftliche Miteinander der Gartenfreunde. Das wurde jüngst erst wieder deutlich beim gemeinsamen Feiern. Grund genug gab es: Die Anlage besteht nämlich seit 80 Jahren. Mit 15 Gärten hat es damals begonnen im Jahre 1930. Das steht auch in der Chronik, die zum Jubiläum verfasst wurde.

Bei der Festveranstaltung wurden zahlreiche Fotos aus den vergangenen Jahrzehnten gezeigt, die Vereinsmitglieder aus Schubladen und Alben hervorgekramt hatten. "Es ist erstaunlich, aber es tauchen immer wieder neue Bilder auf", schmunzelt Frau Bauch, die bei solchen Veranstaltungen wie dem Gartenfest in ihrem Element ist und alles perfekt organisiert. Blumen gab es für die "dienstältesten" Hobbygärtner: Gerhard Hottenrot (80) pflanzt, sät und gräbt seit 52 Jahren in seinem grünen Refugium, Rolf Ollendorf (73) seit 51 Jahren.

Beim bunten Programm platzte der Saal des Gartenheims fast aus den Nähten. Elke und Dieter Schukies, die Wirtsleute, kamen kaum zum Verschnaufen beim Kochen, Einschenken und Servieren. Rund 250 Mitglieder gehören dem Verein "Fortschritt" derzeit an, die 130 Gärten sind fast alle belegt. Zwar sei der Altersdurchschnitt relativ hoch, aber zunehmend interessierten sich auch junge Familien für einen Garten, berichtete der Vorsitzende. Das liege vermutlich auch am kinderfreundlichen Klima in der Anlage.

"Die Gartenfreunde kommen aus dem Umkreis bis Leipzig und Halle", erzählt Schröder. Er selbst wohnt in Merseburg. "Direkt aus Schotterey stammen nur noch drei Mitglieder", ergänzt er. Dennoch bestehen gute Kontakte zu Vereinen aus dem Ort. Die Pfingstburschen und die freiwillige Feuerwehr sind traditionell beim Garten- und anderen Festen dabei und auch viele Einwohner kommen gern, wenn etwas los ist. Auch zum Verpächter der Fläche, dem Enkel des Landwirts, der 1930 Land für Gärten zur Verfügung stellte, bestehe ein guter Kontakt, bekräftigt der Vorsitzende.

Drei Gärten allerdings, die schon länger leer stehen, werden seit gut einem Jahr für gemeinnützige Zwecke genutzt. Die Ernte geht an die Tafel.