Saalekreis: Saalekreis: Alte Mauern voller Charme

MERSEBURG/MZ. - Das Gebäude in der Unteraltenburg 3 in Merseburg, gleich unterhalb des Ständehauses, wirkt auf den ersten Blick unauffällig. An den Fenstern hängen Gardinen, doch die Jalousien an Schaufenster und Tür des Lädchens sind seit langem herabgelassen. Der Schriftzug "G. Götze" ist allerdings noch gut erkennbar. "Gustav Götze war der Großvater meines Mannes und hat im Jahre 1886 eine Fleischerei hier im Haus eröffnet", erzählt Heidrun Götze.

Die 78-Jährige wohnt nun schon seit fast sechs Jahrzehnten in dem Haus - einem der ältesten Wohngebäude in Merseburg. 1780 wurde es erbaut, damals hat hier der Hofjäger des Fürsten gelebt, weiß sie. Hinten im Garten, einer grünen kaum einsehbaren Oase, steht sogar noch ein Rest der inneren Stadtmauer. Jeder Stein atmet Geschichte - da wundert es kaum, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht.

Auch an die Fleischerei erinnert noch vieles: Der Laden mit seinen wunderschönen alten Kacheln, ein raffiniert konstruiertes Eishaus, das (allerdings baufällige) Schlachthaus. 1990 haben sich Heidrun und Werner Götze, die damals das Geschäft in dritter Generation betrieben, zur Ruhe gesetzt. Keines der drei Kinder hatte den väterlichen Beruf gewählt, da wollte das Ehepaar die Fleischerei nicht noch mal nach westlichem Standard umbauen.

Die alte Dame mag ihr Haus mit seinen Winkeln und Stübchen und lange hat sie den Gedanken an einen möglichen Umzug verdrängt. Nun hat sie aber eine Entscheidung getroffen und sich nach Beratung mit den Kindern für einen Verkauf des Hauses entschieden. "Ich wünsche mir sehr, dass es in gute Hände kommt", hofft sie - und hat sich deshalb mit der Selbstnutzer-Initiative Merseburg in Verbindung gesetzt. "Wir haben das Haus Unteraltenburg 3 als viertes in Merseburg in unsere Projektliste aufgenommen und bieten Interessenten Beratung an", erklärt Iris Schmidt von der Initiative.

Drei Interessenten hätten sich bereits gemeldet, sagte sie am Dienstag gegenüber der MZ. Das Gebäude mit einer Wohnfläche von 200 Quadratmetern könne auch von zwei Familien genutzt werden, eine Teilung des Grundstücks sei möglich. Eine erste Besichtigung von Bewerbern gibt es am 3. August. "Allerdings nur nach vorheriger Anmeldung bei der Selbstnutzer-Initiative und die Teilnehmerzahl ist begrenzt", unterstreicht Frau Schmidt. Am 10. August findet im Selbstnutzer-Treff in der König-Heinrich-Straße 6 um 17 Uhr ein Treffen der Interessenten statt.

Anmeldungen für die erste Besichtigung am 3. August 18.30 Uhr unter Tel. 0341 / 22 54 09 44. Ohne entsprechende Absprache und Voranmeldung ist eine Besichtigung des Hauses Unteraltenburg 3 leider nicht möglich.