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Religion  Religion: Asmir Kosuta vom Interkulturellen Zentrum Merseburg erklärt Ramadam der Moslems

Von Undine Freyberg 12.06.2016, 20:35
Fünfmal am Tag betet auch Asmir Kosuta gen Mekka.
Fünfmal am Tag betet auch Asmir Kosuta gen Mekka. Peter Wölk

Merseburg - „Viele denken vielleicht, dass ich meine Frau dazu gebracht habe, Muslima zu werden. Aber eigentlich war es genau andersherum. Sie hat aus mir wieder einen guten Moslem gemacht“, lächelt Asmir Kosuta vom Interkulturellen Zentrum Merseburg.

Seit zehn Jahre lebe er mit einer Russin zusammen, die gemeinsame Tochter sei neun Jahre alt. „Obwohl ich ein gebürtiger Moslem bin, war ich kein guter Moslem. Das lag am europäischen Leben - ich hab nicht gebetet, ich habe auch nicht gefastet, wie man es im Ramadan tun muss.“ Seit seine Lebensgefährtin vor fünf Jahren zum Islam konvertiert sei, gehöre das auch wieder zu seinem und zu ihrem gemeinsamen Leben.

Beide sind allabendlich beim Fastenbrechen im Interkulturellen Zentrum dabei. Hier versammeln sich dann zwischen 100 und 130 Männer und Frauen. Sie haben dann seit rund 19 Stunden nicht gegessen und getrunken, denn von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ist es tabu, Speisen und Getränke zu sich zu nehmen. Fünfmal am Tag zu beten, sei hingegen Pflicht.

Reinigung für Körper und Seele

Derzeit hat man von 2.40 bis 4.50 Uhr Zeit für das Morgengebet. Von 13.15 bis 17.35 Uhr kann man das Mittagsgebet abhalten. Es folgen das Nachmittagsgebet, für das man ab 17.35 Uhr vier Stunden Zeit hat. Das Abendgebet beginnt um 21.30 Uhr und muss bis 23.30 Uhr beendet sein.

Beten könne man überall, sagt Asmir Kosuta - immer Richtung Mekka. „Man darf auch mal zwei Gebete zusammenlegen, wenn man aufgrund der Arbeit ein bisschen weniger Zeit hat.“ Insgesamt brauche man pro Tag etwa 30 Minuten fürs Gebet. „Man muss sich diese Zeit nehmen. Das ist nicht schwer. Wie viele unnütze Dinge machen manche in 30 Minuten?“

Das Fasten im Ramadan sei eine Reinigung für Körper und Seele, erklärt Kosuta. Aber nicht jeder darf und muss fasten - Kranke, Altersschwache und kleine Kinder seien ausgenommen, ebenso schwangere Frauen. „Und Reisende, die mehr als 81 Kilometer zurücklegen müssen. Das ist der Weg, den ein Reisender früher an einem Tag zu Fuß hin- und zurückgelegt hat. Daher diese Zahl“, lächelt Kosuta.

Junge Mädchen dürfen mit 13 Jahren, Jungs im Alter von 14 bis 15 Jahren mit dem Fasten beginnen - anfangs an einem Tag pro Woche. „Manche Kinder möchten auch schon früher beginnen, weil sie ja das Vorbild ihrer Eltern haben.“ Wer kurzzeitig krank ist, darf die Fastentage, die er versäumt hat, am Ende des Ramadans dranhängen. „Wer so krank ist, dass das Fasten gesundheitsschädlich wäre, sollte für die 29 bis 30 Tage - so lange dauert der Fastenmonat - einem anderem Gläubigen täglich das Fastenbrechen organisieren. Also zum Beispiel durch eine Spende“, erklärt der 38-jährige Kosuta, der selbst ein serbischer Bosniake ist.

Einladung zum öffentlichen Fastenbrechen

Fasten bedeute allerdings nicht nur, aufs Essen und Trinken zu verzichten. „Wir sollten auch nicht schimpfen, und wir müssen auch mit den Augen fasten. Wenn uns also auf der Straße Frauen begegnen, die sommerlich leicht bekleidet sind, müssen wir unseren Blick senken“, erklärt er. Außerdem müsse man so viele gute Taten wie möglich vollbringen, dann bekomme man eine Belohnung für das nächste Leben.

Ins Interkulturelle Zentrum kommen in der Mehrzahl Syrer und Afghanen zum Fastbrechen. „Deshalb gibt es bei uns in der einen Woche syrische Gerichte in der anderen afghanische - sehr interessant“, lächelt Kosuta.

Das Essen, das durch Spenden finanziert werde, werde jeweils von einem Profikoch zubereitet, Freiwillige übernähmen den Einkauf. „Es gibt nie mehr als drei Gerichte. Reis ist immer dabei. Dazu gibt es meist Hühnchen, Lamm oder Kalbfleisch.“ Ganz wichtig seien Datteln und Wasser. „Damit bricht man das Fasten.“ Das Interkulturelle Zentrum in der Dammstraße lädt am 28. Juni zu einem öffentlichen Fastenbrechen ein. Kosuta: „Wer sich dafür interessiert, ist herzlich eingeladen.“

28. Juni, Sonnenuntergang, Fastbrechen im „Dessauer Hof“ (mz)