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Querfurt Querfurt: Firmengeschichte «Fuhrmann» wissenschaftlich aufgearbeitet

04.09.2012, 17:43

querfurt/MZ. - Weit über die Grenzen Querfurts hinaus erinnern sich die Menschen an die Wein- und Spirituosenhandlung Hugo Fuhrmann, die zwischen 1913 und 1991 - bis in die 1960er Jahre mit eigener Produktion - am Markt 14 ihren Sitz hatte. Dort, wo sich seit nunmehr fast 20 Jahren die Stadtinformation befindet und die Tradition durch den Verkauf des Kräuterlikörs "Dicker Heinrich" weiterlebt.

Die Firmentradition wird heute noch mit Irmgard Fuhrmann verbunden, die in wenigen Tagen, am 22. September nämlich, ihren 91. Geburtstag feiern wird. Durch die Freundschaft zu Irmgard Fuhrmanns Enkel Paul Gaitzsch, Rechtsanwalt in Hamburg, und einen gemeinsamen Besuch in Querfurt vor einigen Jahren, entwickelten zwei Wissenschaftler - Dr. Peter Becker (Universität Paderborn) und Dr. Sebastian Liebold (TU Chemnitz) - die Idee, die Firmengeschichte wissenschaftlich aufzuarbeiten.

"Die Firma Hugo Fuhrmann steht beispielhaft für die Art und Weise, in der private Unternehmen durch den Wechsel der politisch-gesellschaftlichen Systeme hindurch bestehen konnten. Ihre Geschichte ist somit von hohem wirtschaftsgeschichtlichen Wert", so Peter Becker. Irmgard Fuhrmann, die 1937 ihre kaufmännische Lehre bei Hugo Fuhrmann, dem Inhaber der gleichnamigen Weinhandlung und Spirituosenfabrik begann, wurde 1940 die Ehefrau von Hugo Fuhrmann junior. Mit ihm, ihrem Schwiegervater und ihrem Vater führte sie das Geschäft bis zur Wende. "Insbesondere am Wirken Irmgard Fuhrmanns lässt sich hervorragend darstellen, wie sich marktwirtschaftliche Prinzipien auch in der staatlich gelenkten Planwirtschaft der DDR hielten. Ihre Erfahrungen sind von unschätzbarem Erinnerungswert", ergänzt Sebastian Liebold.

In den kommenden Monaten wird daher eine Reihe wissenschaftlicher Aufsätze mit dem Titel "Kleiner Markt im großen Plan - Unternehmerinnenpersönlichkeiten in der DDR" entstehen, in der neben der Firma Hugo Fuhrmann u. a. auch eine Druckerei in Schwarzenberg im Mittelpunkt stehen wird.

Peter Becker hielt sich kürzlich mit Paul Gaitzsch in Querfurt auf, um ein ausführliches Interview mit Irmgard Fuhrmann zu führen und von Ingrid Semmling im Stadtarchiv Querfurt zusammengestellte Unterlagen zu sichten. "Meine Großmutter hat natürlich immer viel von früher erzählt. Die Familie freut sich sehr, dass Peter Becker und Sebastian Liebold die Firmengeschichte und damit auch die Lebensleistung meiner Großmutter nun im Rahmen ihres Projekts würdigen", so Gaitzsch.