Privatdetektiv aus Merseburg Privatdetektiv aus Merseburg: Moderner als Miss Marple

Merseburg - Am Ende war es der Gärtner. Manchmal entspricht die allseits bekannte Erkenntnis aus so einigen Krimis halt auch wirklich der Realität. „Es handelte sich zwar nicht um Mord“, klärt der Merseburger Privatdetektiv Nicky Schuchardt auf. „Aber unsere Ermittlungen haben in einem Fall gezeigt, dass sich der Gärtner eindeutig mehr um die Bedürfnisse der Frau als um die der Pflanzen gekümmert hatte.“
Ob nun im Auftrag von misstrauischen Ehemännern oder Unternehmen - seit gut zehn Jahren ist der 36 Jahre alte Schuchardt nicht nur mit seinem Sicherheitsdienst, sondern auch als Privatdetektiv gut im Geschäft. Mit den Methoden von Miss Marple, jener legendären Romanfigur der Autorin Agatha Christie, die am Dienstag vor exakt 40 Jahren starb, hat der Job gewöhnlich wenig zu tun. Spannung bietet er in der Regel aber dennoch, wie Schuchardt sagt.
So manche Dreistigkeit
„Als Detektiv habe ich schon Dinge erlebt“, sagt der Privatermittler und stockt. So manche Dreistigkeit, die er aufgedeckt hat, kann er auch mit zeitlichem Abstand noch immer nicht fassen. Ein Fleischfabrikant wurde beispielsweise misstrauisch, weil im Außenbereich seiner Produktionsstätte, in dem sich auch reich gefüllte Kühlkammern befanden, Fleisch herumlag. Schuchardt wurde mit Nachforschungen beauftragt und legte sich auf die Lauer.
„Teilweise in Tarnanzügen und mit Wärmebildkamera beobachteten wir nachts das Areal“, erzählt er. „Irgendwann tauchte dann eine Mitarbeiterin auf, die sich bestes Fleisch - Lende, riesige Steaks und Enten - schnappte und über den Zaun warf.“ Auf der anderen Seite erschien zum scheinbar vereinbarten Termin der Mann der Frau und verlud die Beute schubkarrenweise in seinem Fahrzeug. „Es stellte sich heraus, dass er eine Gaststätte betrieb und so auf kriminellem Weg an Fleisch kam“, erklärt Schuchardt.
Dreist war auch eine Bande, die sich mit Pfandflaschen eine gute halbe Million Euro ergaunerte, bis sie Schuchardts Detektei auffliegen ließ. „Die Täter hatten Pfand-Banderolen geklaut und auf Einwegflaschen geklebt“, sagt er. An verschiedenen Automaten ließen sich die Kriminellen so jeweils 200 bis 300 Euro auszahlen. „Zum Teil trugen sie dabei T-Shirts eines Gastrobetriebs, um nicht weiter aufzufallen“, erzählt Schuchardt.
Pseudo-Dokus im Fernsehen
Mit dem, was heutzutage in Pseudo-Dokus im Fernsehen zu sehen ist, hätten seine Observationen kaum etwas zu tun. „Zu zweit verfolgen da total auffällige Typen einen untreuen Ehemann - total unrealistisch“, sagt Schuchardt. Zum einen, weil vor allem für Privatleute eine Detektei kaum bezahlbar sei. Zum anderen, weil ein Privatdetektiv so unauffällig wie möglich arbeiten muss.
„Wir erklären den Ehefrauen aus Kostengründen meist nur, dass es Programme gibt, mit denen sie die Handys ihrer Männer anzapfen können“, sagt der 36-Jährige. Zumal: Meist stelle sich bei den Kunden nur die Frage, ob der Partner wirklich auf Dienstreise ist oder nur bei der Geliebten. „Da haben wir auch schon einige dramatische Trennungen erlebt.“
Neben moderner Technik wie Wärme- und Infrarotkameras ist für den Detektiv von heute aber auch weiter traditionelle Ausrüstung unverzichtbar. „In meinem Schrank findet man verschiedene Kostüme, Perücken, falsche Bärte“, erklärt Schuchardt. Mit Hilfe von Magnetschildern lassen sich die ständig wechselnden Autos zudem als Kurierdienst oder Pizzaservice tarnen. „Einmal marschierte ich als Hausmeister getarnt in ein Objekt und traf die Bauarbeiter dort schlafend an“, erzählt der Privatdetektiv. Natürlich hatten sie die „Arbeitszeit“ fleißig abgerechnet. (mz)
