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Plage am Busbahnhof Merseburg Plage am Busbahnhof Merseburg: "Peta" will Tauben retten

Von Undine Freyberg 16.10.2017, 05:00
Die am Dach des Merseburger Busbahnhofes angebauten Metallstäbe, die zur Taubenabwehr angebracht wurden, interessieren die Tiere nicht im Mindesten.
Die am Dach des Merseburger Busbahnhofes angebauten Metallstäbe, die zur Taubenabwehr angebracht wurden, interessieren die Tiere nicht im Mindesten. Peter Wölk

Merseburg - Die Tierrechtsorganisation „Peta“ schlägt Alarm. Das Grünflächenamt der Stadt Merseburg wolle Tauben mit der Begründung töten, dass diese Flächen am Busbahnhof bekoten und damit Menschen und Gebäude gefährden würden, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.

Der Plan verstößt nach Auffassung von „Peta“ gegen Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes. Demnach muss ein „vernünftiger Grund“ für das Töten eines Tieres vorliegen. Das sei in Merseburg nicht der Fall.

Taubenplage in Merseburg? Stadt will Tiere töten, Tierschutzorganisation will sie retten

Tatsächlich hatte die Stadt in einem Gespräch mit der MZ im Sommer die Absicht geäußert, dass man nicht nur eine umfangreiche Reinigungsaktion am Busbahnhof durchführen werde, bei der Taubenkot, Federn und Reste von Nistplätzen beseitigt sowie der Wartebereich gesäubert werden soll, sondern dass man die Tiere auch einfangen, betäuben und töten wolle.

Dazu hätten Mitarbeiter auch den dafür nötigen Sachkundenachweis zum Töten von Wirbeltieren abgelegt. „In Sachsen-Anhalt wird die verwilderte Haustaube als Gesundheitsschädling angesehen“, so die damalige Aussage. Und: schmerzfreies Töten sei erlaubt. Für die Aktion gebe es eine Genehmigung durch den Landkreis.

„Peta“ bestreitet, dass Tauben Schädlinge sind und beruft sich auf zahlreiche Untersuchungen, die belegen sollen, dass der Vogelkot für Menschen zumeist ungefährlich ist und die Bausubstanz von Häusern nicht schädigt, weshalb „Peta“ nun ankündigt, rechtliche Schritte zu prüfen, sollten die Tauben dennoch getötet werden.

PETA fordert von der Stadt Merseburg das Recht auf Leben für Tauben

In der Pressemitteilung heißt es: Die Organisation fordere von der Stadt, die Tauben am Leben zu lassen und „die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben zu schaffen“. „Tauben haben genau wie wir ein Recht auf Leben. Sie nur wegen ihres schlechten Rufes zu töten, ist ganz klar tierschutzwidrig“, so Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei „Peta“.

Der Landkreis hat auf Anfrage der MZ mitgeteilt, dass eine Erlaubnis des Saalekreises zur Tötung von Tauben nicht vorliege. „Das Problem der Tauben in Merseburg ist seit Jahren bekannt. Jedes Jahr erreichen auch den Kreis mehrere Beschwerden zum Thema“, so Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch.

Der Stadt Merseburg seien wiederholt Möglichkeiten aufgezeigt worden, das Problem zu verringern, ohne die Tiere zu töten. Die Bekämpfung von Stadttauben müsse so schonend erfolgen, wie dies nach aktuellem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse möglich ist. „Es wird deshalb in der kommenden Woche noch einmal eine Beratung mit der Stadt Merseburg geben.“

Die Stadt Merseburg versichert unterdessen, dass bei den Maßnahmen zur Taubenabwehr, die im September am Busbahnhof stattfanden, keine Tauben getötet wurden.

Nicht alle Experten sind der Meinung der Organisation „Peta“, dass Taubenkot nahezu unschädlich sei. Andere Quellen besagen, dass Tauben bis zu 80 verschiedene zum Teil schwere Infektionskrankheiten übertragen – zum Beispiel Listeriose, Toxoplasmose oder auch Ornithose, etwas, das einer Vogelgrippe ähnelt. (mz)