Nach tödlichem Sturz Nach tödlichem Sturz: Forderung nach Hort- und Kitaplätzen für Notfälle wird lauter

Merseburg - Es sollte der schönste Tag in seinem Leben werden - sein erster Schultag und sein siebter Geburtstag. Doch der schmächtige Junge stürzte vom Balkon der Wohnung in der Merseburger Otto-Lilienthal-Straße in den Tod. Könnte er noch leben, wenn er einen Hortplatz an seiner Grundschule gehabt hätte?
Kein Hortplatz für Erstklässler aus Merseburg
Der Junge war an diesem Montagmorgen allein zu Hause. Bevor seine Mutter, die mit drei weiteren Kindern in der Wohnung wohnt, zu einer Fortbildung nach Halle aufbrach, hatte sie ihrem Sohn nach MZ-Informationen noch erklärt, wann er zu seiner nur 300 Meter entfernten Grundschule aufbrechen sollte. Nämlich um kurz nach sieben. So hatte sie es ihm auf dem Wecker gezeigt. Und offenbar hatte die Mutter mit mehreren Menschen - Kindern und Erwachsenen - besprochen, dass sie ihren Sohn abholen bzw. begleiten sollten.
Einen Hortplatz hatte der Junge noch nicht. Der sollte laut Auskunft des Jugendamtes des Landkreises ab 1. September zur Verfügung stehen. Die Mutter hätte ihren Sohn vermutlich am liebsten selbst zur Schule gebracht, doch dann wäre sie selbst zu spät gekommen. Wäre die Schule morgens schon zeitiger aufgeschlossen gewesen, hätte sie ihren Jungen hinüberschicken können, soll die Mutter in Gesprächen nach dem Unglück gesagt haben.
Forderungen nach Kontingent an freien Plätzen für solche Notfälle
Der nicht vorhandene Hortplatz und die Unterbringung der jüngeren Geschwister des Jungen, die ebenfalls eine logistische Herausforderung für die Mutter gewesen sein soll, wirft die Frage auf, ob es die Behörden der Frau nicht hätten einfacher machen können. „Was muss noch passieren, damit die Vergabe von Kita- und Hortplätzen hier in der Stadt Merseburg neu überdacht wird“, sagte eine engagierte und politisch aktive Merseburgerin gegenüber der MZ. „Es gibt Menschen, die nicht arbeiten oder keine Umschulung machen und trotzdem Plätze für ihre Kinder haben.“ Und in diesem Fall habe eine Mutter, die einen Job hat, versucht alles richtig zu machen, was tragischerweise nicht gereicht habe. „Ich fordere, dass es in den Einrichtungen immer ein kleines Kontingent an freien Plätzen für solche Notfälle gibt“, sagt die Frau.
Was die Unterbringung der jüngeren Kinder der Frau, die sich aktuell in einer Klinik befindet, angeht, hat sich etwas getan. Zwei der Kinder sollen bereits Kitaplätze in Merseburg haben und nicht wie berichtet im Geiseltal. Für das dritte Kind, für das eigentlich ein Platz in Wettin -Löbejün im nördlichen Saalekreis bereitgestellt worden war, wurde aufgrund des Unglücks sofort ein Platz in Merseburg zur Verfügung gestellt, wie der Kreis auf MZ-Anfrage mitteilte. „Eine gesetzliche Regelung, wonach Einrichtungen Plätze für Notfälle freihalten müssen, gibt es nicht“, sagte Sprecherin Kerstin Küpperbusch. (mz)