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Merseburg Merseburg: Eine Führung durch 1000 Jahre Geschichte

Von NICO GRÜNKE 07.11.2010, 15:55

MERSEBURG/MZ. - Als beeindruckend empfand das Innenleben des altehrwürdigen Gebäudes beispielsweise Beate Burgemeister. Die Germanistin kenne sich bestens aus was den Naumburger Dom anbetrifft. "Den Merseburger Dom habe ich hatte ich bisher noch nicht besichtigen können", verriet sie. Daher nutzte die Thüringerin, ebenso wie viele weitere Besucher, auch gern die Gelegenheit, sich an einer von Beate Tippelt geleiteten Führung durch den Dom zu beteiligen.

Und die Domführerin hatte dabei ausgesprochen viel zu erläutern. Beispielsweise anhand eines Modells, das den Merseburger Dom kurz nach Abschluss seiner Bauzeit veranschaulichte und das mit dem heutigen Erscheinungsbild des Bauwerks nicht mehr viel gemein hat. Demnach sei der Dom vor rund 1 000 Jahren auf Initiative von Thietmar von Merseburg errichtet worden. Neben religiösen hätten auch politische Motive für die Erbauung eine wesentliche Rolle gespielt. Der romanische Stil war anfangs für das recht häufig baulichen Wandlungen unterworfene Gebäude prägend. Etwa 500 Jahre nach der Grundsteinlegung wurde durch Thilo von Trotha eine umfangreiche bauliche Veränderung des Doms vorangetrieben. Seither sei der Baustil der Renaissance maßgebend für den Merseburger Dom. Neben den architektonischen Beschaffenheiten war während der Führung am Sonnabend unter anderem auch eines der ältesten erhaltenen Bildnisgrabmale von Interesse.

Auf der im Dom befindlichen Bronzeplatte ist reliefartig eine für die deutsche Geschichte bedeutende Persönlichkeit abgebildet. Kein geringerer als Rudolf von Rheinfelden, der Herzog von Schwaben, sei darauf zu sehen. Einst habe er als Gegenkönig Heinrich IV. die Krone streitig machen wollen. In einer Entscheidungsschlacht bei Hohenmölsen sei das Unterfangen allerdings gescheitert.

Mit Verweis auf den Domschatz kam auch die berühmte Schwurhand des Herzogs von Schwaben zur Sprache. Die Hand sei ihm während der besagten Schlacht abgetrennt worden und befinde sich nun im Sammelsurium des Schatzes. Der Teil der Führung, der sich auf die ebenfalls berühmte von Friedrich Ladegast im 19. Jahrhundert geschaffene Orgel bezog - eine der größten ihrer Art in Deutschland - verfolgte Beate Burgemeister wohl mit der größten Aufmerksamkeit. Domorganist Michael Schönheit würde sie auf dem Instrument sehr gern einmal spielen hören. Gelegenheit, dem Orgelspiel zu lauschen, bietet sich beispielsweise bei den Merseburger Orgeltagen im kommenden Jahr. Die nächste Domführung biete Beate Tippelt wieder Ende März an.