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Luftbild-Aktion Luftbild-Aktion: Zwei Stunden Getöse für den halben Kreis

Von Dirk Schariott 25.06.2002, 16:50

Merseburg/MZ. - Hagen Thate, Berufspilot bei Lips Flugdienst, checkt derweil noch einmal alles durch. Dem Start des Flugzeuges und damit zugleich der MZ-Luftbildaktion steht an diesem Dienstag Vormittag nichts mehr im Wege. Allerdings funktioniert das auf dem Merseburger Flugplatz nicht einfach so, denn ohne Flugleiter darf auch ein so erfahrener Pilot wie Thate, der in 31 Jahren etwa 7800 Stunden in der Luft war, nicht landen und abheben. Eberhard Luger vom Merseburger Luftsportverein hat in diesen Stunden, in denen wir für die Leser auf Tour sind, die Bodenkontrolle. "Ein Pilot, der in Merseburg landen und dann irgendwann auch wieder starten will, muss sich vorher anmelden. Er erhält dann von uns direkt von der Rollbahn selbst alle notwendigen Informationen." Wie tröstlich dann Thates Ergänzung: "Der Flugleiter muss natürlich auch für den Ernstfall da sein." Na prima. Die Cessna hebt nach relativ kurzem Anlauf ab. In etwa 300 Metern Höhe geht es in Richtung Knapendorf und Bündorf. Unter uns das lange Band der künftigen Autobahn.

Die Maschine "holpert" ein bisschen, legt sich mal nach rechts, mal nach links. Es ist alles andere als ein Vergnügen, die Kamera durch das offene Seitenfenster auf die Erde zu richten. Ohrenbetäubender Lärm, dazu ein Luftwirbel auf der hinteren Bank, das einem Hören und Sehen vergehen. Da kann man die Mütze noch so sehr über die Ohren ziehen, der Wind zerrt überall. Von Bad Lauchstädt aus steuert Thate direkt auf Schafstädt zu. Lässt die Maschine über den rechten Flügel kippen, damit MZ-Fotograf Peter Wölk freies "Schussfeld" hat. Ein bisschen wie Wellenreiten in der Luft. Bei der nächsten "Welle" sind wir schon über Querfurt. Die Burganlage ist unübersehbar, malerisch eigebettet daneben das Bad. Wir suchen nach weiteren Orientierungspunkten, was bei der relativ großen Stadt an der Querne noch einigermaßen gelingt. Aber ist das nun Ober- oder Unterschmon, Ober- oder Unterfarnstädt? Grockstädt? Bei einigen kleineren Orten gibt es in der Kabine eine dreifache Beratung, Pilot, Fotograf, Redakteur. Haben wir uns geeinigt, folgt schon ein neues Ortsrätsel. Volle Konzentration ist da gefragt. Nein, es ist schon ein Unterschied, ob man auf bekannten Straßen fährt oder über ihnen hinweg fliegt. Gut, dass es da solche markanten Punkte gibt wie den ehemaligen Tagebau bei Mücheln oder den Windpark bei Schafstädt. Und natürlich die Start- und Landebahn auf dem Merseburger Flugplatz. Thate drosselt den Motor, die Cessna schaukelt dem Beton entgegen. Zwei Stunden Luftfahrt mit 200 km/h für vielleicht den halben Kreis. Drei volle Chips mit 500 Fotos. Nein, klein ist dieses Merseburg-Querfurt nicht.

Es holpert kurz, die Erde hat uns wieder. Wir rollen aus, kommen auf dem Rasen in der Nähe des "Towers", der eigentlich ein Wohnwagen ist, zum Stehen. Das große Ausfädeln aus DER Kabine beginnt. Kein Sturm mehr, kein "Wellenreiten". Nichts. Einfach nur Ruhe nach zwei Stunden Getöse.