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Kreatives Kreatives: Jede Menge Ideen für Neues

Von Uljana Wuttig-Vogler 19.12.2014, 13:27
Anett Thiel mit einem von ihr kreierten Schirm mit Leunaer Motiven.
Anett Thiel mit einem von ihr kreierten Schirm mit Leunaer Motiven. Peter Wölk Lizenz

Kötzschau - Wer die Werkstatt von Anett Thiel in Kötzschau betritt, ist überrascht angesichts der Fülle und Vielfältigkeit, die sich dort bietet: Papiersterne in allen Größen und Farben, Aquarelle mit wunderschönen Landschaftmotiven, selbstgemachte Puppen und Plüschtiere, Töpferarbeiten, gefilzter Wandschmuck, Schirme, Kalender , Schmuck und, und, und...

„Ich habe tausend Ideen, mein Tag ist nur zu kurz, um sie alle umzusetzen“, sagt Anett Thiel mit einem Lächeln. Freude am Malen und Gestalten hatte die junge Frau schon als Kind. Und das hat sich dann im Erwachsenenalter fortgesetzt, auch mit ihren drei Kindern hat sie viel gemalt und gebastelt.

Die Werkstatt von Anett Thiel befindet sich in der Kirchstraße 12 in Kötzschau - früher Rudolf-Breitscheid-Straße 17. Sie hat sonnabends von 9 bis 11 Uhr geöffnet. Eine telefonische Absprache ist unter der Telefonnummer 03462/51 00 00 möglich.  

Bei der Arbeiterwohlfahrt in Leuna leitet sie einen Malzirkel mit acht Mitgliedern, die zwischen 30 und 70 Jahre alt sind. Diese treffen sich jeden Mittwochabend zwischen 18 und 20 Uhr, um gemeinsam zu arbeiten und ein Schwätzchen zu halten.

Anett Thiel hat so viel Freude am Gestalten, dass sie sogar schon einmal darüber nachgedacht hatte, sich selbstständig zu machen. Damals vor acht Jahren lief das Geschäft gut, sie hatte eine festen Kundenkreis und jede Menge Angebote, mit Kindern in Schulen und Kindergärten zu basteln. Neben ihrer Tätigkeit im Sekretariat des Fachbereichs Informatik und Kommunikationstechnik der Hochschule Merseburg sei das manchmal gar nicht zu schaffen gewesen. Doch es kam alles ganz anders.

In ihrem Haus in Kötzschau, das sie und ihre Familie zehn Jahre lang saniert hatten, um es bewohnbar zu machen, ging ein Eisschrank in Flammen auf. Innerhalb kürzester Zeit war das große Gebäude trotz Einsatz der Feuerwehr „nur noch eine Fischgräte“ und nicht mehr bewohnbar. Alles war verloren - auch die künstlerischen Arbeiten von Anett Thiel: Ihre Bilder - mehr als 300 Stück, ihre Töpferwaren, ihre Mamorskulpturen, alles musste entsorgt werden, weil das Löschwasser zentimeterhoch in der Werkstatt gestanden hatte. Der Schock war riesengroß, viele Wochen und Monate konnte die Kötzschauerin gar nicht mehr arbeiten.

Doch es musste weitergehen. Mühsam und mit sehr viel Kraft hat die Familie das Haus wieder aufgebaut. „Es ist wie ein Neubau“, so Anett Thiel.

Doch mittlerweile bröckelt in der Werkstatt und im Flur schon wieder der Putz - das sind die Folgen des Löschwassereinsatzes. In ihrer Werkstatt, die eine ehemalige Backstube war, stand das Wasser im Backofen 45 Zentimeter hoch. Er ist jetzt abgerissen, allein elf Container haben seine Überreste gefüllt. Die Werkstatt ist jetzt größer geworden und bietet mehr Platz für die vielen schönen Dinge, die Anett Thiel kreiert.

Zum zehnten Mal in Folge hat sie in diesem Jahr einen Leuna-Kalender mit Aquarellen von Leunaer Ansichten herausgegeben. Das kleine Format ist schon ausverkauft, es gibt noch einige wenige große Kalender. Auch von Bad Dürrenberg gibt es so einen Kalender - er ist noch vorrätig.

Jetzt in der Vorweihnachtszeit war Anett Thiel viel auf Märkten unterwegs und hat Musik gemacht. Sie ist sozusagen ein Naturtalent. Aber das möchte sie nicht hören, ihre Kinder seien sehr musikalisch, betont sie. Alle drei haben ein Instrument gelernt. Susanne und Konrad haben Trompete gelernt, nach seiner Thomanerzeit in Leipzig spielt der Sohn jetzt Tuba und Susanne in einer Auswahlgruppe Posaune. Steffi spielt Geige. „Ich habe sie alle in die Musikschule gefahren. Eines Tages dachte ich so, du stehst immer nur hier rum, probiere es doch auch mal auf der Trompete.“ Ein Vierteljahr später hat sie zum ersten Mal in einem Posaunenchor gespielt. Damals war sie 35 Jahre alt.

Mittlerweile fährt Anett Thiel regelmäßig im Sommer mit einer Profi-Truppe an die Nordsee, um sich weiterzubilden. In diesem Jahr hat sie zum ersten Mal ein Konzert auf dem Waldhorn bestritten. „Ich probiere gern etwas Neues aus“, sagt sie. Davon kann man sich nicht zuletzt in ihrer Werkstatt überzeugen. (mz)