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Kirchensanierung Kirchensanierung: Mit Mörtel und Maurerkelle

Von NICO GRÜNKE 17.11.2013, 18:16
Dieter Umlauf, Klaus-Jürgen Böhme, Heinz Döbel und Wolfgang Müller (von links) haben einen Teil der Rössener Kirche saniert, den Putz abgeschlagen und neu verfugt.
Dieter Umlauf, Klaus-Jürgen Böhme, Heinz Döbel und Wolfgang Müller (von links) haben einen Teil der Rössener Kirche saniert, den Putz abgeschlagen und neu verfugt. Peter Wölk Lizenz

RÖSSEN/MZ - Der einstige Glanz der Kirche ist nur zu erahnen. Lediglich eine Fototafel vor der Ruine der Nikolaikirche im Leunaer Ortsteil Rössen bietet ein Bild davon. Zwei Emporen sind auf dem 90 Jahre alten Foto zu sehen. Neben dem Inventar fällt ein Wandrelief ins Auge. „Das gibt es immer noch. Wir haben aber leider Probleme damit. Es müsste dringend restauriert werden“, sagt Wolfgang Müller.

Der 79-Jährige steht im Kirchenschiff unter freiem Himmel. Seit neun Jahren hat die Kirche kein Dach mehr. 2004 war das dem Verfall preisgegebene Gebäude gesichert worden. „Das Dach wurde damals beseitigt“, erinnert sich Müller. Jede Menge Schutt fiel seinerzeit an. Eine Firma war über einen längeren Zeitraum mit der Beseitigung beschäftigt. „Außerdem deckte eine weitere Firma das Dach des Kirchturms neu“, sagt Müller.

Seit den Sicherungsarbeiten hat sich so viel nicht an dem Gebäude getan. Dass das Mauerwerk nicht weiter in Mitleidenschaft gerät, darum kümmert sich seither nicht mal eine Handvoll Ehrenamtlicher. „Seit Mitte Oktober waren wir jeden Tag hier, um zu arbeiten“, sagt Müller und weist auf das Baugerüst im Innern des Kirchenschiffs.

Fugen ausgebessert

Er selbst sowie Dieter Umlauf, Heinz Döbel und Klaus-Jürgen Böhme hatten sich täglich getroffen und zur Maurerkelle gegriffen. „Wir haben die Fugen ausgebessert“, sagt Müller. Die Ergebnisse der wochenlangen Arbeit bilden einen auffälligen Kontrast zum Zustand der restlichen Steine. Die vier Männer im Alter zwischen 60 und 79 Jahren hatten zunächst die Fugen ausgekratzt und später mit einem Spezialmörtel neu aufgefüllt. Gearbeitet wurde auch an einem der Fenster. Ein Gitter wurde hier neu eingesetzt.

Über 500 Kilogramm Kalk waren bei der Sanierung verarbeitet worden. „Normalen Zement durften wir nicht nehmen. Der hätte dem alten Mauerwerk geschadet , und das wäre außerdem nicht mit dem Denkmalschutz vereinbar“, erzählt Klaus-Jürgen Böhme. Wie Wolfgang Müller kennt auch er die Nikolaikirche in Rössen noch aus früheren Jahrzehnten. Mitte der 70er Jahre hatte die Kirchgemeinde die Kirche aufgegeben, auch nach der Wende fand sich niemand, der ein Nutzungskonzept entwickeln wollte oder konnte. Genau das wäre aber Müller zufolge notwendig gewesen, um Aussichten auf Fördermittel zu haben und die Kirche zu sanieren.

Teure Überdachung

„Ideen hatten wir schon, aber es haperte bisher an der Umsetzung“, bedauert Müller. Eine einfache Überdachung würde mindestens 35.000 Euro kosten. Die Summe könne niemand aufbringen. Zumindest für die Arbeitsmaterialien kam die Kirchgemeinde auf.

Leben kehrt dennoch regelmäßig in die Ruine ein: „Immer im September erinnern wir mit einem Gottesdienst an die Sicherung der Kirche“, so Müller. Auf Bierbänken nehmen die Gäste dann Platz. „Mit dem Wetter hatten wir bisher immer Glück. Nur einmal hat es leicht geregnet. Da haben sich die Gesangsbücher etwas gewellt“, schmunzelt Müller. Seitdem gebe es die Liedtexte nur auf Kopien. Für die vier Ehrenamtlichen ist angesichts der Jahreszeit erst einmal eine Pause angesagt. Im kommenden Jahr wollen sie aber wieder aktiv werden und sich dann um die anderen Fenster in der Rössener Nikolaikirche kümmern.

Die Rössener Kirchenruine
Die Rössener Kirchenruine
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