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Infotag für Menschen mit Handicap Infotag für Menschen mit Handicap: Hilfe bei der Jobsuche in Merseburg

Von Undine Freyberg 24.09.2015, 16:49
Auch mit Händen kann man reden.
Auch mit Händen kann man reden. Maria Bruske Lizenz

Merseburg - „Ich habe meine Ausbildung im Jahr 2000 beendet“, sagt Marco D. aus Merseburg in Gebärdensprache. „Aber ich habe nie eine feste Anstellung gefunden.“ Mit Hilfe von Gebärdendolmetscherin Heike Leps erzählt der 36-Jährige, wie es ihm ergangen ist. „Ich habe bestimmt 100 Bewerbungen geschrieben, oft gab es Absagen, in den meisten Fällen aber nicht einmal das.“ D. ist ausgebildeter Bauzeichner im Hochbau und macht einen sympathischen Eindruck, doch mehr als 1-Euro-Jobs und Maßnahmen war für ihn bisher nicht drin. Vor seinem Handicap, dass Marco D. nämlich gehörlos ist, schrecken Arbeitgeber offensichtlich zurück.

Infotag für Menschen mit Handicap

Um Menschen mit Handicap die berufliche Orientierung zu erleichtern oder eine Neuorientierung zu ermöglichen, veranstalteten der Eigenbetrieb für Arbeit des Saalekreises und das Jobcenter des Burgenlandkreises einen gemeinsamen Infotag für Menschen mit Handicap. 217 Frauen und Männer aus beiden Landkreisen nutzen die Chance, sich auf dem „Markt der Möglichkeiten“ im Merseburger mitz zu informieren. „Oftmals sieht man den Menschen ihr Handicap gar nicht an“, erklärt Ines Stöbe, die Sprecherin des Eigenbetriebes des Saalekreises.

Menschen, die eine Krebserkrankung überstanden hätten, seien schwerbehindert, es gebe aber auch Menschen mit psychischen Einschränkungen, die zum Beispiel lieber allein arbeiten möchten. „Wir müssen versuchen, für jeden das Passende zu finden, abgestimmt auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten des Betreffenden“, so Stöbe.

Großes Interesse bei den Kunden

„Wir hatten heute 240 Stellen im Angebot, und man konnte direkt aussuchen, wofür man sich interessieren würde“, erzählt Ines Hinkeldey vom Arbeitgeberservice des Eigenbetriebes. Es gebe unter anderem Stellen für Bürokaufleute, Gebäudereiniger, eine Empfangssekretärin oder auch Alltagsbegleiter. Das Interesse der Kunden war groß. Es konnte sogar die Einstellung von zwei Alltagsbegleiterinnen sofort festgemacht werden. In Workshops gab es Tipps für die Bewerbung. Dabei ging es unter anderem darum, die eigenen Stärken herauszuarbeiten, um sich bestmöglich im Auswahlverfahren zu präsentieren.

Gehörlose benötigen besondere Unterstützung

Auch Marco D. hatte diesen Workshop besucht. „Ich habe gemerkt, dass sich in Sachen Bewerbung einiges verändert hat. Das werde ich bei meinen nächsten Bewerbungen beachten.“ Laut Heike Leps benötigen Gehörlose allerdings besondere Unterstützung bei der Bewerbung. Die Grammatik und der Satzbau seien in der Gebärdensprache ganz anders. „Schreibt man das einfach auf, könnte der Eindruck entstehen, dass der Gehörlose auch eine geistige Behinderung hat, was überhaupt nicht so ist.“ Bauzeichner Marco D. würde gern auch in einem anderen Bereich arbeiten - zum Beispiel Bürotätigkeiten, bei denen man das Telefon nicht benutzen muss. Arbeit in einem Archiv oder Ähnliches könnte er sich vorstellen. „Ich würde mich freuen, wenn ich einen mutigen Arbeitgeber finden könnte.“ (mz)