Hochwasser im Saalekreis Hochwasser im Saalekreis: Drama nach dem Drama im Leunaer Waldbad

Leuna/MZ - Entwurzelte Bäume, eingedrückte Zäune, ein eingestürztes Kassenhäuschen, überflutete Sanitäranlagen, Schlamm und Unrat: Das Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken sind faktisch eins geworden mit der Saale, die schon seit Tagen Hochwasser führt. Nur die schmückenden Froschplastiken am Schwimmerbereich und die Papierkörbe ragen noch ein Stückchen aus dem Wasser heraus.
Dieser dramatische Anblick bietet sich derzeit im Leunaer Waldbad. Es ist das einzige noch existierende Freibad für rund 50 000 rings um Merseburg lebende Menschen. Im letzten Sommer wurden im Bad 30 000 Besucher gezählt. Viele von ihnen haben von der Überschwemmungskatastrophe gehört und machen sich jetzt selbst ein Bild vor Ort. So auch Optiker Michael Röder aus Leuna. „Glücklicherweise sinkt das Wasser langsam wieder, und ich hoffe, dass das Bad glimpflich davonkommt“, sagte er Freitagmorgen. Zu DDR-Zeiten, als das Bad noch beheizt war, ist er gern und oft dorthin schwimmen gegangen. Doch jetzt sei ihm das Wasser einfach zu kalt.
Der 14-jährige Jonas und die achtjährige Tabea Mertens sind traurig, dass sie wohl für einige Zeit nicht in Leuna baden gehen können. Die Geschwister verbringen ihre Schulferien häufig bei ihren Großeltern in Bad Dürrenberg, die schon als Schulkinder mit dem Fahrrad hierher kamen. „In diesem Sommer werden wir uns wohl eine andere Badegelegenheit suchen müssen“, meinte Jonas enttäuscht.
Ob die am 10. Mai gestartete Saison und der erst kürzlich gestartete Schwimmlernkurs der Ortsgruppe Leuna-Merseburg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ins Wasser fallen, weiß im Moment niemand zu sagen. Bislang war die beliebte Freizeitstätte noch gar nicht erreichbar. „Wir können erst etwas Genaues sagen, wenn wir vor Ort waren“, erklärte Volker Stein, stellvertretender Bürgermeister von Leuna. Momentan wird in der Verwaltung von Schäden von mehreren hunderttausend Euro ausgegangen. Die Summe könnte aber auch noch deutlich darüber liegen, in Abhängigkeit davon, in welchem Umfang die Technik des Bades zerstört wurde, wie Schwimmmeister Sebastian Leser sagte. Das wäre für das finanziell stark gebeutelte Leuna sozusagen das Drama nach dem Drama.
„Wir haben, bevor wir das Bad verlassen haben, alles gesichert, was zu sichern ging“, erzählte Leser, der auch Mitglied der DLRG-Ortsgruppe ist. In seine Wohnung ins Waldbad kann er derzeit zwar nicht, ist aber überzeugt davon, dass diese - weil höher gelegen - trocken geblieben ist. Sebastian Leser ist indes mit seinem Hund Paul und der DLRG im Hochwassereinsatz in Halle. Um das Leunaer Waldbad so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen, denkt er darüber nach, einen Aufruf an die Bevölkerung zur Unterstützung der Aufräumarbeiten im Bad zu starten.