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In der Spur bleiben Hochschule Merseburg: Studenten trainieren für Roboterrallye

Von Robert Briest 01.01.2019, 14:00
Autos und Rennstrecke Marke Eigenbau: Die Mitglieder des Rallye-Teams um Christian Heyne (3.v.r.) haben einen eigenen Trainingsraum.
Autos und Rennstrecke Marke Eigenbau: Die Mitglieder des Rallye-Teams um Christian Heyne (3.v.r.) haben einen eigenen Trainingsraum. Peter Wölk

Merseburg - Bei Rallyes geht es meist laut und dreckig zu, wenn hochmotorisierte Boliden über Asphalt- oder Schotterpisten jagen, um möglichst schnell ins Ziel zu kommen. Zumindest um letztes Renncharakteristikum geht es auch Christian Heyne und seinen Mitstreitern vom „HoMe Micro Car Rally Team“. Mit Lärm und spektakulären Drifts hat ihr Rallyesport allerdings wenig zu tun. Es geht vielmehr um Taktik und technische Präzision. Denn das Team braucht nur Techniker und keinen Fahrer, weil ihr Wagen allein mit seinen Sensoren und der Computersteuerung über den Rundkurs finden muss.

Die Studenten und ihr Dozent Dirk Hesselbach nehmen alljährlich an einem von einem Halbleiterkonzern ausgerichteten Roboterautorennen auf einer Technikmesse in Nürnberg teil. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die nunmehr sechste Auflage im Februar auf Hochtouren. Die Merseburger wollen mit zwei Teams antreten: einem der Bachelor- und einem der Masterstudenten. Für Teile des etwa 18-köpfigen Teams ist die Arbeit eine Studienleistung, andere basteln in ihrer Freizeit an den Fahrzeugen.

Steuerelement vom Ausrichter und einen Baukasten für das Auto

Für die gibt es ein Steuerelement vom Ausrichter und einen Baukasten für das Auto. Letzterer kann genutzt werden. „Brutus“, der Wagen mit dem die Masterstudenten antreten wollen, ist jedoch weitestgehend eine Eigenentwicklung, vor zwei Jahren gewann das Racing Team damit den Innovationspreis. „Dieses Jahr setzen wir weniger auf Innovation, dafür mehr auf Weiterentwicklung“, so Heyne, der eigentlich in Köthen studiert, für das Projekt extra nach Merseburg kommt, weil er seine Masterarbeit über Sensoren schreibt. Die Fehler, die der Wagen vor zwei Jahren hatte, sollen ausgemerzt werden, damit es diesmal auch im Rennen mit einem Erfolg klappt.

Dafür muss das Team zunächst die Qualifikation auf dem 80 Meter langen Rundkurs überstehen. Es kommt auf die Zeit und darauf an, dass das Auto auf der Strecke bleibt, denn jedes Verlassen bedeutet zehn Sekunden Zeitstrafe. Die Strecke selbst besteht aus einer dunklen Fahrbahn mit 90-Grad-Kurven, Brücken und Schikanen. Ein weiße Linie dient den optischen Sensoren als Orientierung. „Wir haben deren Anzahl in diesem Jahr von acht auf 32 erhöht“, erklärt Heyne. Der Wagen sei so programmiert, dass er auf der Mittellinie bleibe. Wenn die einen Knick macht, muss er rechtzeitig bremsen, damit er die Kurve kriegt. Deswegen sei es wichtig, erörtert Hesselbach, die richtige Mischung zwischen Risiko und fehlerfreiem Fahren zu finden.

Autos des Rallye-Teams sind so programmiert, dass sie stehen bleiben, wenn sie die Fahrbahn verlasse

Die Autos des Rallye-Teams sind so programmiert, dass sie stehen bleiben, wenn sie die Fahrbahn verlassen, damit sie nicht wie im ersten Jahr durch die ganze Messehalle weiterfahren. In ihrem Trainingsdomizil, einem kühlen Raum in einem stark in die Jahre gekommenen Bau im Westen des Campus’, kann der Wagen ohnehin nicht weit fliehen. Hier haben die Männer und die wenigen jungen Frauen, die vor allem Maschinenbau, Informatik oder Automatisierungstechnik studieren, eine kleine Trainingsstrecke errichtet.

„Das sind hier nur 15 bis 20 Prozent der Strecke“, erzählt Heyne. Erst kurz vor dem Rennen könnten sie den kompletten Kurs mal zum Training in der Bibliothek aufbauen. Damit sie es beim eigentlichen Wettkampf in Nürnberg ins Finale der besten Acht schaffen. Doch auch ohne einen solchen sportlichen Erfolg sieht Dozent Hesselbach einen großen Nutzen für die Teilnehmer: „Sie können studiengangsübergreifend in einem großen Projekt zusammenarbeiten.“ (mz)