Fußgängerzone Merseburg Fußgängerzone Merseburg: Autos machen Kliaplatte platt

Merseburg - Das Fahrzeug eines Paketdienstes fährt ziemlich flott über die Kliaplatte. Es klappert ordentlich. Kein Wunder, denn viele der Gehwegplatten auf der Kliaplatte sind mittlerweile defekt. Wer zu Fuß auf der Kliaplatte unterwegs ist, könnte an manchen Stellen mittlerweile das Gefühl haben, auf rohen Eiern zu laufen. Viele Gehwegplatten sind nicht nur zerbrochen, sondern stehen auch hoch, so dass sie leicht zur Stolperfalle werden können. Mindestens einmal soll bereits jemand schwer gestürzt sein.
Warum kann die Stadt Merseburg nicht dafür sorgen, dass die kaputten Gehwegplatten ausgetauscht werden?
„Wir sind nicht der Eigentümer des kompletten Bereichs der Kliaplatte“, sagte Gerd Heimbach, der zuständige Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes der Stadt Merseburg. „Der Teil in dem die meisten Platten kaputt sind, gehört dem Eigentümer der Kliapassage. Und den haben wir bereits mehrfach aufgefordert, an der Situation etwas zu ändern.“ Das Problem aus seiner Sicht: Die Kliaplatte ist nicht für den Verkehr freigegeben. „Die Zufahrt ist eigentlich abgepollert. Trotzdem sieht man immer wieder Autos und Liefer-Lkw auf dem Platz. Und der Poller wird einfach rausgezogen.“ Es handele sich dabei offenbar um Fahrzeuge, die die Anlieferung für Mieter aus der Kliapassage übernehmen. Die dürften eigentlich nicht ranfahren, sondern müssten die Ware anderweitig zu den Geschäften bringen, so Heimbach.
Der Grund: Die Kliaplatte ist überhaupt nicht für Fahrzeugverkehr ausgelegt. Lediglich die Zufahrt für Feuerwehr und Rettungsdienst von der Weißenfelser Straße aus ist dementsprechend ausgebaut. Auf dem Platz besteht laut Beschilderung auch absolutes Halteverbot. Direkt unter der Kliaplatte liegt die Klia-Tiefgarage. „Die Decke der Tiefgarage ist nur etwa 30 Zentimeter dick, darüber ist dann ungefähr 22 Zentimeter Platz für Versorgungsleitungen, darüber liegen dann die Gehwegplatten.“ Und wer genau hinschaue, könne sogar die Fahrspuren erkennen, die Lkw und andere Fahrzeuge bereits hinterlassen haben. Die Kliaplatte gleicht mittlerweile eher einer Berg- und Talbahn.
Weder vom Verwalter Paul-Immobilien noch vom Eigentümer der Kliapassage war bisher eine Auskunft darüber zu erhalten, wie man gedenkt, das Problem in den Griff zu bekommen. Nach MZ-Informationen soll sich der Eigentümer aber bereits um Kostenvoranschläge von Baufirmen gekümmert haben, um den Gehweg fachmännisch in Ordnung bringen zu lassen.
Es gab in der Vergangenheit schon häufig Diskussionen um Fahrzeugverkehr in der Fußgängerzone der Innenstadt. Anwohner fühlen sich belästigt durch Fahrzeuge, die auch außerhalb der zulässigen Lieferzeiten von 7 bis 10 und 17 bis 19 Uhr durch die Gotthardstraße fahren. Auch über die Anschaffung von Elektropollern wurde nachgedacht - versenkbare Poller an beiden Enden der Straße, die nur mit Chipkarte bedient werden können. Die Anschaffung würde jedoch rund 45.000 Euro kosten.
Auch die Kliaplatte ist übrigens abgepollert, doch jeder, der einen passenden Schlüssel hat, kann den Poller entfernen. Heimbach: „Eigentlich müssten wir das ändern. Einen festen Poller rein und schluss.“ (mz)