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Frauen bei der Polizei  Frauen bei der Polizei : Attraktive Ordnungsmacht nimmt zu

Von Dirk Skrzypczak 08.08.2016, 06:15
Miriam Weber: „Ich wollte schon als Mädchen Polizistin werden.“
Miriam Weber: „Ich wollte schon als Mädchen Polizistin werden.“ Peter Wölk

Merseburg - Die Polizei in Sachsen-Anhalt sucht Verstärkung. So prangt es auf der Werbung an Streifenwagen. Eine junge blonde Beamtin lächelt dazu von einem Foto. Polizei und Frauen: Im Bereich der Direktion Süd (Saalekreis, Burgenlandkreis, Halle und Mansfeld-Südharz) sind weibliche Ordnungshüterinnen „längst keine Exoten mehr“, wie Sprecherin Antje Hoppen erklärt. Schließlich steht mit Christiane Bergmann auch eine Frau an der Spitze der Polizeidirektion (PD).

Der Anteil der Polizistinnen im aktiven Dienst ist in der PD von 16,7 Prozent im Jahr 2008 auf aktuell 22,4 Prozent gestiegen. Eine dieser 370 Beamtinnen ist Miriam Weber aus Merseburg. „Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, sagt die 31 Jahre alte Polizeioberkommissarin.

Rau und ruppig

Das Klischee, dass Frauen nicht in einen mitunter rauen und ruppigen Einsatzalltag mit Demonstrationen, rivalisierenden Fußballfans oder anderen Szenarien mit Gewaltpotenzial passen würden, ist längst entkräftet. „Wir versehen unseren Dienst wie die Männer. Wer zur Polizei geht, der muss wissen, worauf er sich einlässt“, sagt Weber.

Schon mit 14 Jahren hatte sie die Neugier gepackt, angestachelt durch den Tatort im Fernsehen und andere Krimis. Dass die Realität im wahren Leben mit der auf der Mattscheibe selten etwas zu tun hat, „kann man als junger Mensch nicht wissen“. Die Merseburgerin absolvierte daher Praktika bei der Polizei, war danach immer noch Feuer und Flamme und entschied sich mit Zwillingsschwester Melanie für ein Studium an der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben.

Einsatzbeamtin vom Dienst

Melanie musste aus gesundheitlichen Gründen mittlerweile einen anderen Weg einschlagen, Schwester Miriam kann derweil mit ihren 31 Jahren schon eine breite Erfahrung quer durch diverse Dienststellen vorweisen: in der Landesbereitschaftspolizei, als Sachbearbeiterin der Zentralen Bußgeldstelle, im Zentralen Einsatzdienst der PD, im Innenministerium oder als leitende Einsatzbeamtin vom Dienst im Polizeirevier Halle.

Aktuell arbeitet die junge Frau im Revier des Saalekreises bei der Kripo und ermittelt in Eigentumsdelikten. „Und genau diese Vielfalt ist es, die die Polizei für mich auch so interessant macht“, sagt Weber, die sich selbst als bodenständig bezeichnet und deshalb auch am liebsten als Polizistin in der Heimat bleiben würde. Nach dem dreijährigen Studium in Aschersleben hätte sie auch nach Thüringen gehen können. Doch sie blieb bislang Sachsen-Anhalt treu.

Kriterien für Männlein und Weiblein

Die meisten Frauen zieht es laut Statistik der Fachschule übrigens in die Laufbahngruppe 2, umgangssprachlich bekannt als gehobener Dienst. 30 Prozent der Studenten sind hier weiblich, in der Laufbahngruppe 1 liegt die Quote bei 26 Prozent. Wichtige Kriterien für Männlein und Weiblein: Wer in den Polizeidienst will, muss wenigstens 1,60 Meter groß sein und das Deutsche Sportabzeichen mindestens in Silber vorweisen. „Ansonsten entscheidet geschlechtsneutral die Leistung“, betont Martin Zimmermann, Sprecher der Fachhochschule in Aschersleben.

Miriam Weber ist überzeugt, dass sich Frauen und Männer im Dienst gut ergänzen. „Und es gibt Fälle, da ist es besser, wenn eine Beamtin dabei ist. Etwa wenn Frauen Opfer von Straftaten geworden sind.“ Und noch etwas hat sie festgestellt. Polizistinnen sind oft einfühlsamer und können damit zur Deeskalation beitragen. Auch würden sich manche Rabauken noch immer anders gegenüber Frauen verhalten. Dann sei die Hemmschwelle höher, auch gewalttätig zu werden. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. „Mit diesem Risiko muss man leben“, sagt sie. Passiert sei ihr noch nichts. (mz)