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Fortsetzung Fortsetzung: Interview mit Rogall und Fleischhauer

04.09.2001, 18:07

Was also muss geschehen?

Die Gebäudewirtschaft hat etwa 6800 Wohnungen, von denen mehr als die Hälfte unsaniert ist. Entsprechend liegt die Leerstandsquote bei 30 Prozent. Wir müssen auf einen gesunden Wohnbestand von etwa 4000 kommen und den in den nächsten drei Jahren weitestgehend saniert haben. Diese Zahl entspricht etwa der Zahl der jetzigen Mieter. Für diese Sanierung benötigen wir einen zweistelligen Millionenbetrag. Was leer steht oder leer wird, das muss entweder gesichert oder abgerissen werden. Und an dieser Stelle will ich auch das sagen: Es wird keine Verkäufe von ganzen Wohnblocks mehr geben, denn damit schadet man sich in erheblichem Maße selbst.

Bisher war aber genau ein solcher Verkauf eine Art Allheilmittel.

Weil man jede Mark brauchte. Was aber brachte der Verkauf wirklich? Es war nichts als ein Werteverzehr, denn die Mieter wurden quasi gleich mit verkauft. Zudem gibt doch ein Verkauf dem potenziellen Käufer alle Möglichkeiten, Preise zu drücken. Wer in Not verkaufen muss, der erzielt nun einmal keine Höchstpreise. Hat man vor drei Jahren für einen Quadratmeter noch 600 Mark erlöst, so ist es jetzt die Hälfte. Ein Verkauf ist wirklich das Schlimmste, wir wollen Mieter halten und dazu gewinnen.

Was aber nur mit sanierten Wohnungen möglich ist. Woher soll der angesprochene zweistellige Millionenbetrag kommen, wenn die Banken keinerlei Vertrauen mehr in die Gebäudewirtschaft haben?

Von den Banken, einen anderen Weg gibt es nicht. Demnächst führen wir erste Gespräche, sie müssen wieder langsam Vertrauen gewinnen. Das geht aber nur auf der Basis einer schlüssigen Konzeption, zu der auch der Abbau der Personalkosten gehört. Die angestrebte vernünftige Größe von 4000 Wohnungen benötigt etwa 20 bis 25 Mitarbeiter, dafür gibt es entsprechende Vergleiche. Jetzt sind es 50 Mitarbeiter mit jährlich fünf Millionen Mark Personalkosten. Hier müssen 50 Prozent eingespart werden, sonst gibt keine Bank auch nur eine Mark.

Also stehen Kündigungen ins Haus?

Das muss nicht zwangsläufig so sein. Es gab ein erstes Gespräch mit dem Betriebsrat über die Möglichkeiten, deshalb ist es hier zu früh, Konkretes zu sagen. Aber man sollte sich beispielsweise schon über die 13. und 14. Monatsgehälter unterhalten, auch über das Thema Lohnverzicht.

Wie groß ist die Chance überhaupt, die Gebäudewirtschaft zu retten?

Momentan sehe ich die Chance dafür bei 50:50. Wenn wir die Karre aus dem Dreck ziehen wollen, dann benötigen wir dafür unbedingt auch die politische Unterstützung des Stadtrates. Wir kommen nicht ohne schmerzhafte Einschnitte aus.

Die bisherige Geschäftsführerin, dazu jetzt noch zwei Geschäftsführer auf Zeit, kann so etwas funktionieren?

Sicher, denn die Aufgaben sind klar getrennt. Das bisherige Tagesgeschäft, die eigentliche Verwaltung, wird von Frau Mammitzsch erledigt. Es muss ja laufen. Unser Einsatz ist bis Ende des nächsten Jahres befristet, um das Unternehmen zu konsolidieren. Wir sind sozusagen für die strategische Arbeit verantwortlich. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, sind wir wieder voll und ganz den Stadtwerken verpflichtet. Für das Jahr unserer Hilfe haben wir Vorkehrungen getroffen, damit es hier gut weiter geht. Ab 2003 wird dann eine Geschäftsführung der Gebäudewirtschaft wieder das Zepter übernehmen. Die derzeitige Geschäftsführung ist dazu nicht in der Lage. Kommentar