Flächennutzung in Merseburg Flächennutzung in Merseburg: Müssen Kleingärten weg?

Merseburg - Müssen einige von Merseburgs Kleingärten verschwinden, weil sie im Überschwemmungebiet liegen? Grund für diese Frage: Die Stadt Merseburg arbeitet an einem neuen Flächennutzungsplan für die Kernstadt und die Ortsteile. Dabei geht es nicht nur um Wohn- und Gewerbegebiete, sondern auch um Verkehrsflächen und landwirtschaftliche Flächen. Ebenfalls im Plan dargestellt werden auch 23 Kleingartenanlagen.
Einige von ihnen waren in der Vergangenheit bereits mehrfach vom Hochwasser betroffen. Deshalb überlegt die Stadt, sie künftig als sogenannte Retentionsflächen zu nutzen. Diese Flächen dienen im Hochwasserfall als Überflutungsflächen und schwächen damit die Hochwasserwelle ab. In Frage kämen hierfür die Kleingartenanlagen An der Schleuse, Am Saalestrand, Ludwigsland, Eintracht C, Meuschau und Venenien. Müssen die nun verschwinden und müssen die Gärten aufgegeben werden?
In den 23 Kleingartenvereinen in Merseburg, die im Kreisverband der Gartenfreunde Merseburg organisiert sind, gibt es derzeit insgesamt 1 948 Parzellen auf einer Fläche von ca. 84 Hektar. Der Verband hat insgesamt 5 100 Gärten, von denen 410 frei sind. In Merseburg gibt es weitere 244 Parzellen auf einer Fläche von ca.13 Hektar, die sich in neun weiteren Gartenanlagen befindenn. In der Domstadt stehen aktuell sechs Kleingärten pro 100 Einwohner in Vereinen zur Verfügung.
„Nein, nein“, beruhigt Merseburgs Bürgermeisterin Barbara Kaaden (parteilos), zuständig für die Stadtentwicklung. „Das Ganze passiert nur, wenn die Anlagen leerfallen, wenn sie also aufgegeben werden.“ Niemand müsse Angst haben, seinen Garten zu verlieren. „Wir als Stadt werden auf keinen Fall aktiv und werden auch niemanden vertreiben.“
Man wisse zwar nicht, was in zehn Jahren sei, „aber derzeit sind die Anlagen sehr gut ausgelastet“, sagte Michael Hartlieb, der Vorsitzende des Kreisverbandes der Gartenfreunde Merseburg, der MZ. Im Ludwigsland seien von 43 Gärten zum Beispiel nur drei frei. In der Anlage An der Schleuse seien alle 34 Gärten verpachtet, und in der Eintracht C ist von den 64 Gärten nur einer zu haben.
Seit der Wende sei in der Region keine Anlage zurückgebaut worden. „Die Leute lieben ihren Garten.“, so Hartlieb. „Es gibt wieder viel junge Leute mit Kindern, die einen Garten haben.“ Mit selbst angebautem Obst und Gemüse lasse sich ja auch eine Menge Geld sparen und es sei Bio. Viele hätten außerdem gemerkt, dass Verreisen Geld kostet, der Garten aber eigentlich auch immer Erholung bietet. „Wer seinen Garten aufgibt, hat entweder keine Zeit oder hat die Arbeit unterschätzt“, so Hartlieb. Wenn Gärten abgegeben werden, werde trotzdem Pacht fällig, ebenso Energiekosten und Grundsteuer, erklärt Hartlieb. „Das muss dann die Gemeinschaft tragen. Deshalb - wenn zu viele Gärten leerstehen, wird es irgendwann zu teuer.“ Aber so weit sei es ja noch lange nicht. „Die Stadt kann froh sein, dass die Kleingärtner die Pflege der Flächen übernehmen. Wer soll das denn machen, wenn wir nicht mehr da sind?“, gibt der Vereinschef zu bedenken.
Sollte es in der Zukunft tatsächlich dazu kommen, dass Kleingartenanlagen aufgegeben werden, müsste die Stadt darüber nachdenken, wie ein Rückbau und eine Entsiegelung der versiegelten Flächen vonstatten gehen könnte, so Bürgermeisterin Kaaden. Ob diese dann zu Grünflächen würden, oder ob dort auch Lärmschutzwälle errichtet werden können, werde viel später entschieden. Leergefallene Anlagen könnten aber auch Investoren angeboten werden, die auf der Suche nach Ausgleichsflächen für ihre Projekte sind. All das seien denkbare Szenarien. (mz)
