Es geht um die Wurst Es geht um die Wurst: Nicht nur lukrativ, sondern auch ganz schön stressig

Merseburg - Kaum hat Henryk Huffziger den großen Deckel der Pfanne zur Seite geschoben, steht er inmitten einer riesigen Dampfwolke. Ein leckerer Bratenduft steigt empor, mit einem flinken Griff schaufelt der Gastronom mit der Zange eine Scheibe Spanferkel in ein Kartoffelbrötchen. „Zwei bis drei Schweine am Tag gehen bei der Schlossweihnacht schon weg“, sagt der 51-Jährige, der nur von einem Speiseangebot noch mehr verkauft: Bratwürste.
Ob nun süß oder deftig, zum Bummel über den Weihnachtsmarkt gehören solche Delikatessen einfach dazu. Mandeln, Wurst und Glühwein sind Teil der Stimmung, die die Märkte verbreiten. Eine zwar schon etwas ältere Marktstudie mit aber heutzutage wohl kaum veränderten Ergebnissen zeigte bereits 2001: Fast zwei Drittel der Weihnachtsmarktbesucher kommen wegen des Essens und Trinkens. Und im Gegenzug haben 28 Prozent der Stände dort das leibliche Wohl der Besucher im Blick.
„Da schaut auch kein Besucher auf den Preis“
„Da schaut auch kein Besucher auf den Preis“, weiß Huffziger. Drei Euro kostet bei ihm inzwischen die Wurst im Brötchen. Immerhin echte Thüringer aus Meiningen. Beeinflusst werde der Preis von vielen Faktoren: Personal, Standgebühren und einem Engpass an der Würstchenfront. „Es ist echt schwierig geworden, größere Stückzahlen zu kriegen“, sagt Huffziger. Ob die erhöhten Importe von Schweinefleisch nach China schuld sind, wo die Schweinepest grassiert?
„In der Vorweihnachtszeit gibt es mehr Mitbewerber“, erklärt Huffziger. Viele, die sonst nicht in der Gastronomie arbeiten, öffnen für drei oder vier Wochen einen Stand, weil sie ein gutes Geschäft wittern. „Manchmal bekomme ich nur ein paar hundert Würstchen, weil es einfach nicht mehr gibt“, erzählt Huffziger.
„Wir mögen eigentlich alle eher Süßes“
Auf die eigenen Produkte ist Huffziger weniger scharf. „Wir mögen eigentlich alle eher Süßes“, sagt er. „Wir wissen schon, wer hier was möchte“, sagt er mit Blick auf andere Speiseanbieter auf dem Weihnachtsmarkt. Die Weihnachtszeit sei zwar aus wirtschaftlicher Perspektive eine gute Zeit für den Gastronomen. Sie bedeutet aber auch jede Menge Stress. „Wir haben als Unternehmen ja nicht nur den Weihnachtsmarkt, sondern auch die ’Sülze’ oder die ’Ölgrube’“, sagt Huffziger. Und gerade dort warte auch nach dem Ende der Schlossweihnacht am vergangenen Sonntag weiter viel Arbeit.
„Wir haben noch viele Weihnachtsfeiern im Programm stehen, noch dazu übernehmen wir das Catering bei Feiern und Veranstaltungen.“ Und auch an Silvester gibt es logischerweise ein Angebot für die Gäste. Erst mit dem Jahreswechsel haben Huffziger und Kollegen dann die Chance, mal etwas durchzuatmen. „Das ist die Zeit, wo dann ein kurzer Urlaub möglich ist“, sagt er. Allzu lange sollte dieser aber nicht sein, müssen doch schon bald die Vorbereitungen für die Hochzeit des Faschings getroffen werden. (mz)
