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Debatte in Merseburg Debatte in Merseburg: Die Schrecken der Geschichte

Von Felix Knothe 09.12.2013, 19:28

Merseburg/MZ - Als am 15. Juni 1945 in Merseburg der vorläufige Ausschuss der Stadt tagte, war der für die Stadt verheerende Zweite Weltkrieg erst einen guten Monat vorbei und der NS-Staat Geschichte. Die Besatzungsmacht USA und die Merseburger Honoratioren dürften angesichts des Chaos und der Trümmer in der Stadt viele dringende Beschlüsse gefasst haben. Ein Tagesordnungspunkt indes befasste sich mit politischer Hygiene: Die Stadt erkannte Adolf Hitler und Rudolf Jordan, dem NSDAP-Gauleiter von Halle-Merseburg von 1931 bis 1937, die während der NS-Herrschaft verliehene Ehrenbürgerwürde wieder ab.

Seit dem Reinigungsakt von 1945 ist die Ehrenbürgerliste der Stadt, auf der zwölf Persönlichkeiten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert stehen, unverändert. „Jüngster“ Ehrenbürger ist der Generalfeldmarschall und Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934), aufgenommen 1933. Statt neue Bürger in die Liste aufzunehmen, verlieh die Stadt 2006 erstmals eine neue Ehrung: die Bürgermedaille. Drei Preisträger sind zwischen 2006 und 2011 dazugekommen. Weitere Ehrungen, ob per Ehrenbürgerschaft oder Medaille, sind vorerst nicht vorgesehen.

Vorschläge sind willkommen

Doch warum tut sich Merseburg mit der Ehrung für bedeutende Töchter und Söhne der Stadt oder Persönlichkeiten, die sich um sie verdient gemacht haben, so schwer? Weil es schlicht keine Kandidaten gibt?

„Weil wir bei dem Thema einfach schwimmen“, sagt Hans-Hubert Werner (CDU), der Vorsitzende des Kulturausschusses des Stadtrats. Die Stadt sei mit der Liste immer noch sehr vorsichtig, weil sie neuen Kandidaten möglicherweise nicht zur Ehre gereiche, so Werner - auch weil Hitler früher einmal darauf gestanden habe. Werner will einen neuen Anlauf starten, um das Thema Ehrungen endlich klären zu können. Er will die Angelegenheit im neuen Jahr in den Kulturausschuss und womöglich auch in den Stadtrat holen.

Die Stadtverwaltung antwortet auf Anfrage nüchtern und verweist darauf, dass beide Ehrungsarten laut Satzung möglich seien. Die Bürgermedaille sei nicht als Ersatz für die Ehrenbürgerschaft gedacht. Zurzeit gebe es keine Vorschläge für Ehrungen und Auszeichnungen. „Die Stadtverwaltung würde es begrüßen, wenn Vorschläge aus den Reihen des Stadtrates oder der Bürgerschaft dazu kommen würden“, heißt es.