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Chemiestandort Leuna Chemiestandort Leuna: «So hätte ich das auch gern gehabt»

Von Dirk Schariott 08.09.2002, 15:33

Leuna/MZ. - Für Franz Chalupka ist dieser Sonnabend eine Reise in die Vergangenheit. Gut 43 Jahre hat er in Leuna gearbeitet, davon einen großen Teil in der Berufsausbildung. "1990 war dann Schluss. Da ist es schon mal sehr interessant, nach einer solchen Zeit wieder auf dem Gelände der ehemaligen Leuna-Werke zu sein. Die Berufsschule habe ich mir zwischendurch zwar schon angeschaut, aber draußen, das ist doch etwas anderes."

Viel Zeit bleibt nicht mehr für ein kurzes Gespräch, schließlich wartet der Besucherbus, der ihn und seine Frau Brigitte sowie viele andere Interessierte zu den einzelnen Firmen bringt. Der Andrang ist riesig. "Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen, immerhin habe auch ich 42 Jahre in Leuna gearbeitet, und zwar im Konstruktionsbüro. Ich bin das erste Mal wieder hier." So Frau Chalupka. Und der erste Eindruck? Ihr Mann muss unwillkürlich schmunzeln. "Wenn ich das hier alles sehe, dann brauchen die doch keine Chemiearbeiter, sondern Gärtner und Landschaftspfleger. Das viele Grün überall, das ist ja fast wie in einem Park. Wunderschön." Und seine Frau ergänzt: "Was war das damals für ein Dreck hier überall?! So hätte ich das auch gern gehabt." Schon sind die Chalupkas im Bus verschwunden, der sie raus in den Chemiepark bringt.

Zum dritten Mal fand am Sonnabend ein Tag der offenen Tür im Chemiestandort Leuna statt. Das Interesse daran war groß, wie überfüllte Parkplätze schon in den ersten Minuten dokumentierten. Autokennzeichen von M wie München, C wie Chemnitz bis OVP wie Ostvorpommern, also tiefstes Mecklenburg. Sehr zufrieden mit der Resonanz zeigte sich da Dr. Gerhard Woehe von der Infra Leuna, die die Regie für den Tag der offenen Tür hatte. "Wir machen das ja bekanntlich aller zwei Jahre. Diesmal haben wir den Tag allerdings um ein Jahr vorgezogen, da bald der Leunatorplatz umgestaltet wird, wir da schon logistisch große Probleme hätten.

Die Resonanz ist auch diesmal groß, es waren schon in den ersten Minuten nach der Eröffnung gut und gern tausend Leute hier. Insgesamt nehmen mehr als 30 Firmen des Standortes teil." Auf dem Gelände vor dem Infra-Hauptgebäude präsentierten sich zudem zahlreiche Vereine und Verbände, dazu die Stadt Leuna selbst. Das Ford-Autohaus Leuna war ebenso vertreten wie Gewerkschaften. Und auch kulturell ging allerhand ab, wozu nicht zuletzt die Evergreen Swing Band aus Querfurt beitrug. Die Organisatoren hatten sich zudem noch einen besonderen Clou einfallen lassen. Im benachbarten Kulturhaus nämlich veranstaltete der Arbeitskreis TT-Modellbahn einen Treff der Eisenbahn-Freaks. Im Klubhaus hieß es so diesmal nicht Tanz in allen Räumen, sondern Spur frei für die TT-Minis. Und das zu einer eigentlich für Modellbahner untypischen Zeit. Das Gedränge der Fans war um keinen Deut geringer als ein paar Meter über die Straße. Man hätte fast fragen können: Ist denn heut'' schon Weihnachten?