Knocheninfektion ausgeheilt Carl-von-Basedow-Klinikum Merseburg: Dreijähriger Mario aus Angola darf wieder nach Hause

Merseburg - Es heißt Abschied nehmen vom Merseburger Klinikum. Der dreijährige Mario Manuel darf nach Hause. Im Mai geht sein Flieger nach Angola. Dann sieht er seine Familie nach sechs Monaten zum ersten Mal wieder. Und seine Eltern werden bestimmt staunen. Nicht nur, dass Marios schlimme Knocheninfektion am linken Unterschenkel erfolgreich behandelt wurde. Der Kleine hat inzwischen auch laufen gelernt.
Rückblick: Das Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum hat in Zusammenarbeit mit dem Verein „Friedensdorf“ in den vergangenen 20 Jahren unentgeltlich immer wieder Kinder kostenlos behandelt, die aus Kriegs- und Krisenregionen kommen. Mario Manuel war bei seiner Ankunft im November bereits der 15. kleine Patient, der so die Chance bekam, wieder gesund zu werden.
Denn Marios Knocheninfektion konnte in seiner Heimat zwar versorgt, aber eben nicht geheilt werden. Sie breitete sich dadurch immer weiter aus. In Merseburg nahm sich Axel Schobeß, der Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin, mit seinem Team des Jungen an. Zudem waren Spezialisten der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in die Behandlung eingebunden. Der Dreijährige wurde mehrfach operiert, um die Infektion zu stoppen. Sein Unterschenkelknochen wurde mit einem Fixateur stabilisiert, den er monatelang bis Anfang März außen am Bein tragen musste. Doch selbst das hat den Dreijährigen nicht daran gehindert, sich nach und nach seine neue Welt zu erobern.
Nicht alle bisherigen Friedensdorf-Kinder hatten soviel Glück wie Mario
„Seine Infektion ist erfolgreich ausgeheilt. Es könnte in der Zukunft zwar zu kleinen Wachstumsverzögerungen kommen. Aber sein Bein ist stabil. Und das ist ganz toll, wenn man sich den Ausgangsbefund ansieht“, freut sich Axel Schobeß. Denn so viel Glück wie Mario hatte leider nicht jedes der bisherigen Friedensdorf-Kinder. Einige kamen für eine vollständige Genesung schlicht zu spät zur Behandlung nach Deutschland und werden ihr ganzes Leben lang mit den Folgen ihrer Krankheit zu kämpfen haben, erklärt der Mediziner.
Der gemeinnützige Verein „Friedensdorf International“ mit Sitz in Oberhausen im Ruhrgebiet koordiniert seit 1967 den Aufenthalt und die Behandlung von jährlich etwa 1.000 verletzten und kranken Kindern, Opfern aus Kriegs- und Krisenregionen, in deutschen Krankenhäusern. Nach ihrer Behandlung fliegen sie zurück in ihre Heimat. (dd)
Er und das ganze Team der Klinik für Kinder und Jugendmedizin haben aber noch viel mehr Fortschritte bei Mario bemerkt, der im Klinikum jüngst seinen dritten Geburtstag feierte und damit das bisher jüngste Friedensdorf-Kind in Merseburg ist. „Er geht jetzt aufs Töpfchen“, berichtet Steffi Jendretzky, die Teamleiterin der Kinderstation. „Und er plappert wie ein Wasserfall.“Davon konnte sich die MZ beim Besuch vor Ort zwar leider nicht überzeugen, denn da zeigte sich der junge Mann von seiner schüchternen Seite.
Schwester Steffi: Abschied vom kleinen Mario fällt besonders schwer
Doch für das Foto mal eine Runde auf seinem geliebten Bobby Car zu drehen, dazu musste der kleine Rennfahrer, wie ihn alle nennen, nicht lange überredet werden. „Er ist eben ein typischer Junge“, berichtet Schwester Steffi von seiner Vorliebe auch für Züge. Mario könne sich nicht satt daran sehen, wenn auf der Bahnlinie vor den Fenstern der Klinik Güter- oder Personenzüge vorbeifahren. Und er liebe eine DVD mit den Abenteuern von Spielzeuglokomotiven - aber übrigens genauso die Geschichte der Eisprinzessin.
Der Angolaner hat überhaupt viele schöne Erfahrungen machen dürfen. So hat er in Merseburg vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben Schnee gesehen. Ausflüge in den nahe gelegenen Stadtpark mit einem Picknick unternimmt er generell sehr gern. Auch Bezugspersonen fanden sich für ihn. Auf einen Aufruf der MZ, wo engagierte Merseburger gesucht wurden, die den Jungen regelmäßig besuchen, gab es erfreulicherweise große Resonanz.
„Alle Friedensdorf-Kinder, die jemals hier waren, sind uns ans Herz gewachsen. Aber der Abschied von Mario wird uns besonders schwer fallen, weil er eben noch so klein ist“, sagt Schwester Steffi. Vermutlich nach Ostern wird es soweit sein. Der Friedensdorf-Verein kümmert sich um die Rückreise. Mario darf natürlich sein Lieblingsspielzeug mitnehmen. Für jedes Kind und seine Familie zu Hause wird aber auch eine Tasche unter anderem mit Kleidung und Hygieneartikeln gepackt. (mz)