Ausstellung in Querfurt Ausstellung in Querfurt: Totenkult auf der Kuckenburg

Querfurt/MZ - Rund 50 Exponate, die bei Ausgrabungen auf der „Kuckenburg“ gefunden wurden, haben den Weg in die Vitrinen auf Burg Querfurt gefunden. Ihnen ist die Sonderausstellung gewidmet, die den Titel „Kuckenburg - Vom Kult zur Burg“ trägt. Unter den Stücken befinden sich Raritäten, mit denen Ausgrabungsleiter Enrico Paust selbst nicht gerechnet hat. Beispielsweise die Skelette von zwei Auerochsen, die unter einer Kalksteinabdeckung lagen. „Diese Art der Bestattung ist weltweit sehr selten“, erzählt Paust. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Ur- und Frühgeschichte an der Uni Jena.
Etwa 1,20 Meter tief musste gegraben werden, bis man auf die 2010 und 2011 gefundenen Exemplare gestoßen ist. In der Vitrine sind freilich nur die zwei Köpfe der Auerochsen zu sehen. Auf Informationstafeln darüber können sich die Besucher das Skelett in Gänze anschauen. „Das Skelett ist sehr empfindlich; deshalb stellen wir hier nur die Köpfe aus“, so Paust. Die Funde können auf die Jungsteinzeit zurückdatiert werden. Die Tiere lebten also etwa 3 500 vor Christus. Solche Ausgrabungen seien insbesondere für die damals dort vorherrschende Salzmünder Kultur einzigartig. Die Zuordnung dazu folge über Fragmente von Tontrommeln, die dem Tiergrab beigelegen haben - ein unverkennbares Merkmal dieser Kultur.
Sehr wahrscheinlich mittelalterlichen Ursprungs
Die Bestattung auf Gräberfeldern, wo die Toten auf Scherben gelegen haben, sei gemeinhin üblich gewesen. Die gefundenen Grabbeigaben auf der Kuckenburg fielen jedoch üppiger aus: Zu ihnen zählen allein 887 Feuersteinartefakte. Darunter befänden sich unter anderem Produktionsabfälle von hergestellten Klingen, teilweise sogar mit nachgewiesenen Brandspuren. „Das ist wirklich einmalig“, unterstreicht Paust nochmals.
Ursprünglich seien die Wissenschaftler davon ausgegangen, mehr mittelalterliche Funde zutage fördern zu können. Doch diese halten sich bisher in Grenzen: Die zwei Hauptgräben, die die Kuckenburg einst abriegelten, sind laut Paust sehr wahrscheinlich mittelalterlichen Ursprungs; stammen also aus dem neunten bis elften Jahrhundert. Aus diesem Zeitraum sollen auch die zwei Grubenhäuschen und einige Keramikgefäße stammen. Die Vielzahl der gefundenen Artefakte sei jedoch noch viel älter. Bei einem Keramikgefäß mit einem Kinderschädel und einem Bronzering darin handelt es sich um ein solches Ausstellungsobjekt. Der Fundgegenstand wird auf die Spätbronzezeit, also etwa auf das zehnte Jahrhundert vor Christus, datiert. Insgesamt sei bisher auf sieben Flächen mit einer Gesamtgröße von 1.000 bis 1.200 Quadratmetern gegraben worden. Im neunten Jahrhundert wurde die Kuckenburg im Hersfelder Zehntregister bereits dokumentiert.