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Auch die Ururenkel waren da

Von HANS-ERDMANN GRINGER 29.05.2009, 13:04

MERSEBURG/MZ. - Der Anlass war besonders würdig, das störten auch kurze Hagel- und Regenschauer nicht: Im Beisein zahlreicher geschichtsinteressierter Merseburger wurde Freitag Nachmittag auf dem Altenburger Friedhof der Stadt ein Gedenkstein für Otto Küstermann (1837 - 1913) enthüllt.

Unter den Ehrengästen, die Vorsitzender Horst Fischer vom Altstadtverein begrüßen konnte, waren neben Dompfarrer Michael Lehmann und Domherr Georg Graf Zech von Burkersroda auch Nachkommen des Heimatforschers und Theologen. Gerd von Cölln aus Düsseldorf, Kurt Meyer aus Dorsten und Thomas Küstermann aus Herdecke mit seiner Frau Anna-Dorothea, allesamt Urenkel von Otto Küstermann, hatten den Weg nach Merseburg nicht gescheut, um den Moment der besonderen Würdigung ihres Vorfahren zu erleben. Dieser habe sich um die Erkundung der Region viele Verdienste erworben, wie Domstiftsarchivar Marcus Cottin hervorhob. Als sein Hauptwerk würden heute noch die "Altgeographischen und topografischen Streifzüge durch das Hochstift Merseburg" gelten, so der Bibliotheksexperte.

Küstermann wurde 1837 in Schladebach geboren. Sein Vater war Pfarrer in Geusa. Als Junge besuchte er das Merseburger Domgymnasium und studierte von 1856 bis 1859 Theologie in Halle. Nach einer Hauslehrerstelle in St. Micheln wurde er Hilfsprediger in Bedra und Benndorf und Vikar in Markrölitz. Ab 1862 amtierte er fünf Jahre als Pfarrer in Pödelist und wurde dann Nachfolger seines Vaters in die Pfarrstelle in Geusa.

Bemerkenswert sei dabei die Tatsache, dass ausgerechnet der damalige Kirchenpatron Graf Julius von Zech-Burkersroda, sein Ururgroßvater, die Berufung vorgenommen habe, wie sich Graf Zech in diesem Zusammenhang schmunzelnd erinnerte. Küstermannn wirkte dann vor Ort als Pfarrer für die Dörfer Geusa und Atzendorf, bis er wegen eines Kopfleidens schließlich 1902 pensioniert wurde.

Der Theologe, der zweimal verheiratet war und insgesamt neun Kinder hatte, beschäftigte sich auch dann noch in seiner Freizeit immer wieder mit der Geschichte seiner engeren Heimat. So veröffentlichte er viele Publikationen, unter anderem 1896 über die Historie der Stadt Freyburg und 1898 über Mücheln und errang damit viel Aufmerksamkeit. Des weiteren erregten die Beziehungen der Grafschaft Mansfeld zum Hochstift Merseburg sein Interesse "und er lokalisierte die Schlacht bei Riade im Jahr 933 bei dem Ort Vesta", betonte Cottin. Viel Lob von allen Seiten erfuhren insbesondere Ruth Arndt und Gabriele Friedrich aus Merseburg. Die beiden Damen hatten sich bereit erklärt, das Grab Küstermanns regelmäßig zu pflegen.