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Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg: Ungeklärten Schicksalen im Altkreis Köthen auf der Spur

Von Ute Hartling-Lieblang 11.12.2014, 10:40
Viktor Samarkin an der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus auf dem Friedhof in Elsnigk.
Viktor Samarkin an der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus auf dem Friedhof in Elsnigk. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen - Bei einem Spaziergang über den Friedhof seines Heimatortes Elsnigk stieß der Köthener Kreisarchivar Viktor Samarkin eines Tages auf sechs russische Kriegsgräber aus dem Zweiten Weltkrieg. Als Muttersprachler merkte er sofort, dass die Namen auf den Grabsteinen falsch geschrieben sind. Seither hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Schreibweise der Namen auf diesen Gräbern, die sich noch auf mehren Friedhöfen im Altkreis Köthen befinden, auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen.

1,3 Millionen Schicksale ungeklärt

Warum das heute noch wichtig ist? Von schätzungsweise 27 Millionen auf den Schlachtfeldern gefallener sowjetischer Soldaten und getöteten Zivilisten sind noch immer 1,3 Millionen Schicksale ungeklärt. Niemand weiß genau, wo diese bestattet liegen. Und da kann eine falsche Schreibweise die Suche erheblich behindern. Viktor Samarkin forscht seit geraumer Zeit in russischen und deutschen Datenbanken im Internet nach Verschollenen und vergleicht die dort aufgeführten Namen mit denen auf den Kriegsgräbern im Landkreis.

Bei seinen Nachforschungen stieß er auch auf das Schicksal von Jakow Trenin, der die Lagernummer 9663 des Stammlagers für Kriegsgefangene in Bergen-Belsen trug und in Elsnigk bestattet ist. Er starb im Alter von 28 Jahren, im November 1944. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er in der Elsnigker Zuckerfabrik gearbeitet, hat der Kreisarchivar rekonstruiert. Von dort sei bekannt, dass viele der völlig ausgehungerten Kriegsgefangenen vor Verzweiflung Zuckerschnitzel in sich reinstopften, was die meisten nicht überlebt haben. In den Durchgangslagern starben Tausende an Hunger, Auszehrung und Epedemien. (mz)