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Werdershausen ringt um Tempo 30

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 15.01.2009, 17:29

WERDERSHAUSEN/MZ. - "Mein Haus ist kein Leichtbau, aber der Lärm bringt es zum Erzittern." Der Ortsbürgermeister von Werdershausen zeigt auf das massive Gebäude aus Natursteinen. "Bei meinen Eltern gibt es schon einen Riss im Keller", ergänzt Reinhold Fähnrich. Auch Olaf Schmid bestätigt die Angaben über den Störfaktor Lkw.

Das Pech der Anwohner besteht darin, dass die Gröbziger Straße nicht einfach die Hauptstraße des Ortes ist, sondern den Status einer Landesstraße hat - also einer Verkehrsader von Landesbedeutung. Entsprechend lebhaft ist hier der Verkehr. So fahren hier nach Auskunft von Breitschuh unter anderem Lkw, die Fertigteile vom Betonwerk zu Kunden in südlicher Richtung transportieren. Zum nahe liegenden Kieswerk fahren Laster mit Splitt aus Löbejün - und zwar bis zu 20 Mal am Tage, wie der Ortsbürgermeister beobachtet.

Aufgrund der Fahrbahnbeschaffenheit - Schlaglöcher und Unebenheiten - erzeugen schwere Fahrzeuge Lärm und Erschütterungen. "Wenn die Fahrzeuge aus Richtung Cattau kommen, so befinden sie sich am Ortseingang auf einer leicht abschüssigen Strecke und bremsen nicht immer am Ortseingangsschild ab", kritisieren Breitschuh, Fähnrich und Schmid. Nach ihren Erfahrungen sind dabei aber auch die erlaubten 50 Stundenkilometer für die Lkw zu viel.

Deshalb stellte Thorsten Breitschuh, der auch Mitglied im Stadtrat Gröbzig ist, hier im vergangenen Jahr den Antrag zu prüfen, ob die zulässige Geschwindigkeit für Lkw in der Gröbziger Straße auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden kann. "Wohlgemerkt: Uns geht es nicht um Pkw, Busse oder Lieferautos, sondern nur um Lkw", betont Breitschuh. Tempo 30 für schwere Fahrzeuge sei auch dadurch angebracht, dass die Fahrbahn in der Dorfmitte und am Ortsausgang in Richtung Gröbzig zu eng sei, als dass hier zwei entgegenkommende Straßenriesen bei Tempo 50 gefahrlos an einander vorbei fahren können.

Dies alles legte Breitschuh als Begründung für seinen Antrag dar. Das war Anfang März 2008. Im Dezember kam ein an die Stadt Gröbzig adressiertes Schreiben vom Straßenverkehrsamt des Landkreises. Der Antrag auf die Geschwindigkeitsbegrenzung für Lkw über 3,5 Tonnen in der Gröbziger Straße werde "nach Abwägung des allgemeinen Interesses, den fließenden überörtlichen Verkehr im Verlauf der Landesstraße nicht zu behindern, mit dem Interesse der anliegenden Wohnbevölkerung auf Einschränkung von Lärmbelästigungen" abgelehnt, hieß es darin.

Begründet wird die Entscheidung unter anderem damit, dass die Gröbziger Straße durch den Schwerverkehr nicht übermäßig belastet werde. Dies habe sich bei "sporadisch durchgeführten Verkehrsbeobachtungen" gezeigt. Der Zustand der Fahrbahn sei ebenfalls nicht so desolat, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung erforderlich wäre. Außerdem hätten die Betroffenen es versäumt, den Antrag auf die Geschwindigkeitsbegrenzung durch weitere Angaben zum Sachverhalt zu ergänzen.

Die Werdershausener wollen die Entscheidung der Landkreisbehörde nicht widerstandslos hinnehmen. "In anderen Ortschaften in ähnlicher Lage geht es mit der Tempo-30-Zone auch", meinen sie. "Warum nicht bei uns?" Weitere Angaben zum Sachverhalt sollen nun folgen. Zum Beispiel Daten aus Messungen des Lärmpegels, wenn ein Lkw die Gröbziger Straße entlang donnert. Dazu stellt sich Thorsten Breitschuh mit einem entsprechenden Messgerät an den Straßenrand. Das hat allerdings einen sofortigen Nebeneffekt: Sobald die herankommenden Fahrer Breitschuh mit dessen Messgerät sehen, bremsen sie ihr Fahrzeug ab.