Wehmut beim Wolfgangstift Wehmut beim Wolfgangstift in Köthen: Basar für Baby- und Kindersachen nimmt Abschied

Köthen - Gäbe es ein Schlaraffenland für Baby- und Kindersachen, dann wäre der Basar rund ums Kleinkind sicher ein passender Anwärter auf diesen Titel. So zumindest die Meinung der zweifachen Mutter Mandy Prosch-Hektor. Die 40-Jährige wohnt zwar in Bitterfeld. Ihr berufliches Umfeld liegt allerdings in Köthen. Und so ist sie auch auf die zweimal jährlichen Riesen-Basare rund ums Kind aufmerksam geworden.
Seit drei Jahren besuchte sie den Wolfgangstift in der Bärteichpromenade. Der Termin für die Kindersachenbörsen wurde im privaten Terminkalender immer frei gehalten. Denn: So viel Auswahl auf drei Etagen gebe es ihres Wissens nach nicht noch einmal in der Nähe.
„Schade, dass es der letzte Basar ist“, meint sie, die am Samstag zu den ersten gehörte, die sich durch die Klamotten-, Bücher- und Spielzeugberge auf Tischen und extra aufgebauten Regalen wühlten, während andere vor dem imposanten Gebäude verzweifelt nach einem Parkplatz suchten. Erfahrungsgemäß sind die Parkplätze in der näheren Umgebung bis auf den allerletzten Stellplatz ausgebucht - zumindest für die dreieinhalb Stunden, in der das Wolfgangstift seine Pforten öffnet.
„Es wäre so schade, wenn man so etwas wegwerfen würde oder es ungenutzt irgendwo im Schrank liegen bleibt“
Gern wäre Prosch-Hektor als Mutter einer zweijährigen Tochter und eines vierjährigen Sohnes auch noch weiterhin zur Börse im Wolfgangstift gekommen - wenn es nach 19 Jahren nicht die letzte ihrer Art gewesen wäre. Der größte Vorteil für die Mutter aus Bitterfeld: „Hier sind die Sachen ganz ordentlich nach Größe sortiert, so dass man schnell das findet, wonach man sucht“, erzählte sie, während sich eine gelbe Tüte neben ihr stetig mit Oberteilen, Hosen oder Kleidchen füllte.
„Es wäre so schade, wenn man so etwas wegwerfen würde oder es ungenutzt irgendwo im Schrank liegen bleibt“, griff die junge Mutter nach einem bunten Kleidchen für ihre Tochter. „Absolut perfekt für die Sommersaison“, freute sie sich über das Textil, das lediglich 50 Cent kostete. Schnell wurde es zu den anderen acht Teilen gepackt. Acht Teile für insgesamt 7,70 Euro - „das ist mehr als günstig“, fand die Mutter. Vielleicht, hoffte sie, finde sich bei diesen günstigen, fast geschenkten Preisen noch ein Dreirad für ihre Sprösslinge.
Für einige Besucher war der Basar im großzügigen Wolfgangstift wie ein Paradies
Unweit der Bitterfelderin fand Stefanie Uraj ihr Wühl-Revier. „Ich schätze die freundlichen Leute, die bei einer Frage zu Größen oder Spielzeug auch beraten“, lobte die Köthenerin den Basar im Wolfgangstift. Es sei der einzige, den sie seit drei Jahren - dem Zeitraum, in dem ihr ältester Sohn geboren wurde - genutzt hat.
Der Basar ist fußläufig zu erreichen; sie brauche sich dafür nicht extra ins Auto zu setzen und Benzin zu vergeuden. Der 27-Jährigen kam das gut zu Pass. Denn ihr Portemonnaie gehört nicht zu den dicksten. Daher, sagte sie, war der Basar im großzügigen Wolfgangstift wie ein Paradies. Des öfteren ergatterte sie genau hier Kleidung oder Spielzeug, was ansonsten unerschwinglich gewesen wäre und worauf die Kinder dann hätten verzichten müssen.
Dem gealterten Trägerkreis fehlt unterstützender Nachwuchs
Urajs vierter Besuch im Wolfgangstift war nun der letzte. Dem inzwischen nur noch elfköpfigen und gealterten Trägerkreis, der den Basar monatelang vor- und wochenlang nachbereitet, fehlt unterstützender Nachwuchs.
Für Uraj wird diese Entscheidung wohl einen einschneidenden Charakter haben. Denn, rechnete die zweifache Mutter vor, allein drei Besuche im Wolfgangstift zum Basar hätten ihr eine finanzielle Entlastung von mehreren hundert Euro beschert. „Ich habe noch nichts gesehen, was kaputt ist“, lobte sie die Qualität der Unmengen an Sachen. (mz)