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Wahl zum Wehrleiter im Südlichen Anhalt Wahl zum Wehrleiter im Südlichen Anhalt: Große Mehrheit stimmt wieder für Ebert

Von Helmut Dawal 20.11.2017, 10:22
Im Gölzauer Gerätehaus fand die Wehrleiterwahl statt.
Im Gölzauer Gerätehaus fand die Wehrleiterwahl statt. Archiv/Dawal

Weißandt-Gölzau - David Ebert ist erneut zum Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Weißandt-Gölzau gewählt worden. Während einer Mitgliederversammlung am Donnerstagabend stimmten 19 Kameraden für und vier gegen ihn. Stellvertretender Wehrleiter wurde Markus Alsleben. Er bekam 18 Stimmen, fünf Kameraden votierten gegen ihn.

Für David Ebert ist das Wahlergebnis ein ermutigendes Zeichen. „Ich bin damit zufrieden. Nun muss ich sehen, was seitens der Stadt noch auf mich zukommt“, sagte er am Freitag auf MZ-Anfrage. Der 36-Jährige hat seit dem Sommer vergangenen Jahres einiges durchmachen müssen.

Er wurde unter anderem beschuldigt, bei einer Dienstfahrt den Hitlergruß gezeigt zu haben. Das war für den damaligen Bürgermeister Burkhard Bresch Anlass, Ebert aus der Feuerwehr auszuschließen und ihn bei der Staatsanwaltschaft Dessau anzuzeigen. Die Behörde sah die Vorwürfe jedoch nicht als erwiesen an und stellte das Verfahren ein.

Disziplinarverfahren gegen David Ebert könnte nun wieder aufgenommen werden

Damit aber war die Geschichte für David Ebert noch nicht beendet. Sie ging weiter mit einem Disziplinarverfahren, das vom jetzigen Bürgermeister Thomas Schneider eingestellt wurde, weil Eberts Amtszeit als Ehrenbeamter im Februar dieses Jahres abgelaufen war.

Doch nahtlos eröffnete Schneider gegen Ebert ein erneutes Verfahren mit dem Ziel, den Weißandt-Gölzauer aus der Feuerwehr auszuschließen. Zwar konnte Ebert nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass er den Hitlergruß in der Öffentlichkeit gezeigt hat, doch sei es ja möglich, dass er diesen Gruß in einer privaten Runde gezeigt habe, was nicht toleriert werden könne, argumentiert der Bürgermeister.

Sollte Ebert, so hatte Thomas Schneider die weitere Verfahrensweise erklärt, gewählt und vom Stadtrat wieder zum Ehrenbeamten ernannt werden, werde das Disziplinarverfahren wieder aufgenommen, so besagen es die beamtenrechtlichen Bestimmungen.

Disziplinar- und Ausschlussverfahren gegen David Ebert sind bislang nicht abgeschlossen

Denn das Disziplinarverfahren sei ja noch nicht abgeschlossen gewesen. Unklar ist aber bis heute, welche disziplinarischen Verstöße es konkret sind, die man Ebert vorwirft. Auch das Anfang Oktober eingeleitete Ausschlussverfahren gegen ihn läuft noch.

Unterdessen hat Rechtsanwalt Jens Stiehler von der halleschen Kanzlei Kühlborn und Möller, der David Ebert juristisch vertritt, zwei Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft Dessau gestellt.

Die eine läuft wegen Verleumdung und richtet sich gegen einen Kameraden der Gölzauer Wehr, der durch seine Falschaussage den Rausschmiss von Ebert maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat. „Was sich danach abgespielt hat, hat meinen Mandanten tief in seiner Ehre verletzt und seinen guten Ruf in der Öffentlichkeit beschädigt“, begründete Stiehler seinen Schritt.

Anzeige gegen Stadtratsmitglied Rajko Amler wegen Volksverhetzung

Die zweite Anzeige wegen Volksverhetzung erstattete der Rechtsanwalt gegen Feuerwehrmann Rajko Amler, der zugleich Mitglied des Stadtrates der Stadt Südliches Anhalt ist.

Amler soll sich bei einer dienstlichen Veranstaltung im Herbst 2015 extrem fremdenfeindlich und gewaltverherrlichend zum Thema Abschiebung von Flüchtlingen geäußert haben. „Eine solche Äußerung kann man nicht tolerieren. Sie erfüllt einen Straftatbestand“, so Stiehler. Es gebe mehrere Zeugen, die Amlers Aussage eidesstattlich bestätigen können.

Stiehler wollte die Wahl am Donnerstagabend mitverfolgen, die MZ ebenso, weil einige Feuerwehrleute aus umliegenden Dörfern die Redaktion um eine Berichterstattung gebeten hatten.

Ein Antrag der Feuerwehrleute, die Abstimmung öffentlich durchzuführen, wurde nicht behandelt

Bürgermeister Schneider und Stadtwehrleiter Michael Wichmann ließen das jedoch nicht zu und machten deutlich, dass die Mitgliederversammlung nicht öffentlich sei. Ein Antrag aus der Runde der Feuerwehrleute, die Öffentlichkeit herzustellen, wurde gar nicht erst behandelt.

Für Marie-Christine Schade war die Versammlung beendet, kaum dass sie begonnen hatte. Die junge Feuerwehrfrau wurde vom Bürgermeister Thomas Schneider nach draußen geschickt, weil sie nicht Mitglied der Feuerwehr sei.

„Das stimmt nicht. Ich bin Anfang dieses Jahres eingetreten, nehme auch am Dienst teil, das letzte Mal vor vier Wochen“, zeigte sich die Kameradin verärgert.

Warum Schneider so gehandelt hat, ist unklar, möglicherweise lag ein Missverständnis vor. Das aber nicht mehr geklärt werden konnte. Thomas Schneider war am Freitag nicht zu erreichen. Auch Rajko Amler meldete sich nicht, obwohl er per Whats-app darum gebeten wurde. (mz)