1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Streit um Jugendheim in Susigke: Streit um Jugendheim in Susigke: Landkreis setzt Stadt Aken unter Zugzwang

Jetzt einschalten

Streit um Jugendheim in Susigke Streit um Jugendheim in Susigke: Landkreis setzt Stadt Aken unter Zugzwang

Von Karl Ebert 22.01.2019, 06:00
In diesen Schuppen hinter dem Heim sollen die Werkstätten, in denen die Jugendlichen ausgebildet werden.
In diesen Schuppen hinter dem Heim sollen die Werkstätten, in denen die Jugendlichen ausgebildet werden. Ute Nicklisch

Aken - Das Tauziehen um das von der Köthener Beschäftigungsgesellschaft BVIK im Akener Ortsteil Susigke geplante Jugendheim hat in den letzten Monaten immer wieder hohe Wellen geschlagen. Jetzt hat das Bauordnungsamt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld erstmals Tatsachen geschaffen. Es beabsichtigt, das von der Stadt Aken verweigerte gemeindliche Einvernehmen in allen Punkten zu ersetzen. Das heißt, die BVIK ist der Fertigstellung und Betreibung des Jugendheims einen Schritt näher gekommen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ging das entsprechende Schreiben des Bauordnungsamtes bereits eine Woche vor Weihnachten im Akener Rathaus ein. Dies bestätigte Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn der MZ in einer schriftlichen Stellungnahme.

Es war der zweite Schock für Bahn und seine Mitstreiter innerhalb weniger Tage. Das Schreiben aus Bitterfeld-Wolfen, dem Sitz des Bauordnungsamtes, traf die Akener Stadtväter zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Denn drei Tage zuvor war das Gebäude ihrer Bauverwaltung abgebrannt. Die 13 Mitarbeiter mussten komplett ins Rathaus umziehen, die Arbeit musste völlig neu organisiert werden.

Bauordnungsamt der Stadt Aken hat um eine Fristverlängerung zur Stellungnahme gebeten

Deswegen hat die Stadt Aken, die normalerweise einen Monat Zeit hat, zum Schreiben des Bauordnungsamtes Stellung zu nehmen, um eine Fristverlängerung gebeten. Diesem Antrag hat das Amt zugestimmt und erwartet die Antwort aus Aken nun bis zum 28. Februar. Dies bestätigte auch der Landkreis. „Zur Angelegenheit Kinderheim in Susigke findet im Februar ein Anhörungsgespräch zwischen der Stadt und dem Landkreis statt“, bestätigte Landkreis-Sprecher Udo Pawelczyk auf eine entsprechende Nachfrage der MZ.

Damit droht sich das Tauziehen um die Einrichtung noch monatelang hinzuziehen. Während der BVIK vorerst noch die Hände gebunden sind, ist die Stadt Aken in Zugzwang. Sie muss eine Stellungnahme erarbeiten, die nach dem Durchfaller in erster Instanz dieses Mal nicht nur die Prüfung durch Experten, sondern auch die mündliche Anhörung durch den Landkreis bestehen muss.

Bürgermeister Bahn gibt sich kämpferisch. „Unsere Stellungnahme befindet sich in Bearbeitung“, erklärt er. „Die angeführten Argumente im Schreiben des Bauordnungsamtes werden rechtlich, sachlich und inhaltlich geprüft. Daraus wird eine Vorlage für den Ausschuss für Bau, Planung, Sanierung und Ordnung entstehen, der in seiner Sitzung am 26. Februar über das weitere Vorgehen entscheiden wird. Der Ortschaftsrat von Susigke wird von Bauverwaltung und Bauausschuss intensiv in den Fortgang der Dinge einbezogen“, schreibt Bahn in seiner Pressemitteilung.

Viele Einwohner von Susigke weiterhin gegen das Bauvorhaben des BVIK

Zur Erinnerung: Die BIVK will in Susigke eine Einrichtung betreiben, in die Jugendliche einziehen sollen, die in der Vergangenheit Opfer von sexuellen Übergriffen waren oder wegen schwerer Schicksale aus ihren Familien genommen wurden.

Das wiederum gefällt den Einwohnern nicht. Die Stadt Aken plant für die Ortschaft ein Freizeit- und Reitsportzentrum und will deshalb auch den B-Plan ändern. Beide Seiten haben das Ausschöpfen aller Rechtsmittel angekündigt, um ihr Vorhaben durchzusetzen. (mz)