Schließungspläne Schließungspläne: Kleine Schulen bangen um ihre Existenz
Südliches Anhalt/MZ. - "Jeder Kollege hat am frühen Morgen den Beitrag in der MZ überflogen", so Schulleiterin Cathrin Nelaimischkies. "Nun kommen auch Eltern und stellen Fragen. Was sollen wir ihnen sagen?"
Die Edderitzer Grundschule und die von Weißandt-Gölzau sind die einzigen aus dem Altkreis Köthen, die auf der Streichliste der Landesregierung zum Schuljahr 2014 / 2015 stehen. Beide haben jetzt je 51 Schüler - und fallen damit unter die in Magdeburg gezogene Richtlinie von mindestens 60 Schülern.
Eine kleine Hoffnung bleibt zwar noch. Laut Rita Wagner, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Südliches Anhalt (beide Dörfer sind Ortschaften der Stadt), steigt die Zahl der Grundschüler im Schuljahr 2013 / 2014 insgesamt leicht an. Auch Edderitz und Weißandt-Gölzau profitieren davon. Die Zahl der Grundschüler erhöht sich hier auf 61 bzw. 62. Damit wird das Kriterium für das Fortbestehen zwar erfüllt. Doch schon ab August 2017 reicht das nicht mehr: Dann verlangt die Landesregierung eine Mindestzahl von 80 Kindern pro Grundschule.
In Edderitz will niemand glauben, dass die Grundschule geschlossen wird. Ortsbürgermeisterin Annelie Fiedler verweist darauf, dass mehrere junge Familien Häuser im Dorf bauen und damit die demografische Situation verbessern. Nachdem Edderitz schon den Status einer eigenständigen Gemeinde verloren habe, wäre die Schulschließung ein weiteres falsches Signal für die Dorfentwicklung, meint sie. Formell sollen laut Landesregierung zwar die Schulträger entscheiden, ob sie die kleinen Schulen auf ihrem Territorium schließen. Andererseits behält sich das Land das Recht vor, die Weiterführung der jeweiligen Schule nicht zu genehmigen.
Burkhard Bresch, Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, ist von den Plänen der Landesregierung alles andere als angetan. "Schulen schließen ist das Allerletzte", sagte er am Mittwoch in einem Gespräch mit der MZ "Freiwillig werden wir keine Schule schließen. Wenn das jemand per Zwang machen will, muss er das verantworten."
Bresch zufolge soll die Situation von der Verwaltung und dem Stadtrat erörtert werden. "Ob Fusionen oder nicht - wir werden gemeinsam nach Lösungen suchen", kündigte er an. Einen Vorschlag hat er schon parat. "Grundschüler aus unserer Ortschaft Großbadegast lernen noch in Köthen", sagte der Bürgermeister und deutete so wohl an, sie in eine Schule des Südlichen Anhalt "umzuschulen", um hier die Statistik aufzubessern.
Nicht nur Edderitz und Weißandt-Gölzau sehen sich übrigens von der Schließungsplänen betroffen. Die Grundschule in Görzig hat zum Beispiel heute 71 Kinder, im nächsten Schuljahr werden es 74 sein. Das ist zwar mehr als die Mindestzahl, die für 2014 / 2015 gefordert wird, aber weniger als die 80 Schüler, die für 2017 als Mindestgrenze gelten.