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Ostermarkt in Köthen Ostermarkt in Köthen: Im Schlosshof geht es ungemütlich gemütlich zu

Von Matthias bartl 22.03.2015, 19:06
Ein Stand für „Halli“, „Magdi“ und noch andere Köthener Maskottchen aus der Steffen-Fischer-Kollektion.
Ein Stand für „Halli“, „Magdi“ und noch andere Köthener Maskottchen aus der Steffen-Fischer-Kollektion. heiko rebsch Lizenz

köthen - Man musste sich nur zu helfen wissen: Weil ein Sitzen unter freiem Himmel angesichts der miesen Witterung am Samstag zum Ostermarkt nur für ganz abgehärtete Frischluftfanatiker im Bereich der Ertragbaren lag, hatten ein paar jüngere Männer eine Biergarten-Garnitur in den Torweg des Marstalls geschleppt und sich dort zu einer Runde fröhlicher Zecher zusammengefunden. Und damit deutlich gemacht, dass es sozusagen eine Einstellungsfrage ist, ob man sich von unglücklichen Umständen beeindrucken lässt oder nicht.

Heike Wedel dürfte dies mit Wohlwollen gesehen haben. Die KKM-Mitarbeiterin hatte den Ostermarkt, eine KKM-Novität nach einer Idee von KKM-Chef Michael Schuster, über Monate hinweg organisiert und geplant - nur das Wetter entzog sich ihrem Zugriff. „Ich habe eine ganze Weile recherchiert, was es gibt, wo es etwas gibt und habe mich an etwa 100 Aussteller gewendet, ob sie es sich vorstellen könnten, in Köthen mitzumachen. Etwa 30 sind gekommen, das ist für eine neue Veranstaltung ein guter Wert“, sagt Heike Wedel. Die sich vorstellen kann, im nächsten Jahr - Interesse vorausgesetzt - das Ganze noch in Richtung Schlossinnenhof auszudehnen.

Es mangelt an Musik

Bärbel Bohnsack würde ihr da wohl beipflichten. Die Frau aus Zwickau, in Köthen zu Besuch, war schirmbewaffnet über den Markt gewandert und hatte hier „eine schöne Vielfalt“ festgestellt, allerdings ein bisschen die musikalische Unterhaltung vermisst. „Vielleicht kann man da noch was machen.“ Heinz Herbarth hingegen machte keinen Verbesserungsvorschlag, sondern war gerade dabei, Hagebau-Frühlingsblumen zum Auto zu schleppen. „Das hat gut gepasst“, findet er.

Auch viele Marktteilnehmer selbst waren am Sonnabendnachmittag trotz des Wetters mit Aufmerksamkeit und Absatz zufrieden - auch wenn der kalte Regen mit Sicherheit einiges an Publikum vergrämt hatte. Köthens Kaffeeröster Torsten Vogel war „sehr zufrieden“. „Wir hatten kaum aufgebaut, da waren die ersten Kaffeedurstigen schon da“, sagt er und unterstreicht: „Für den Markt wurde auch ein schönes Ensemble zusammengestellt. Man schimpft ja gern auf die KKM - wir tun das nicht.“ Vogels Lebensgefährtin Antje Fuchs zeigt, dass es bein „Hannemann“, so der Name der Rösterei, auch Produkte gibt, die für und mit „Köthen900“ werben. Nuss-Nougat-Schokolade zum Beispiel und eben der Kaffee „900 Jahre Köthen“, eine Kombination aus guatemaltekischen, kolumbianischen und brasilianischen Bohnen. Kurz vor Weihnachten, erinnert sich Antje Fuchs, habe man die Mischung erstmals in die Regale gestellt, „und ein Kunde hat gleich 20 Tüten zusammengepackt“.

Wahre Eierkunst

Deutlich vorsichtiger muss man mit dem umgehen, was Monika Wirth auf dem Ostermarkt zeigte. Gefärbte und bemalte Ostereier sind auch hierzulande die Normalität, was aber die Frau aus Würzburg aus den Schalen der Hühner- und Gänsefrüchte macht, verdient allemal die Bezeichnung Kunst. Mit Hilfe von Zahnarztbohrern arbeitet die Krankenschwester aus dem Calciumcarbonat der Schale verschlungene Ornamente ebenso heraus wie fein ausgefräste Figuren. Kein Wunder, dass die Besucher vor Monika Wirths Stand besonders lange staunten.

Zu dieser Art Eiergestaltung ist die Frau aus Franken, deren Tochter in Köthen wohnt, durch Zufall gekommen. „Vorher habe ich Eier bemalt, wie andere auch. Dann hat mir meine Schwester von einem Ostereiermarkt eine Broschüre mitgebracht - und auf der letzten Seite habe ich solche durchbrochenen Eier gesehen.“ Woraus sich dann ein Hobby entwickelt hat, dessen Ergebnisse Monika Wirth nun erstmals in Köthen zeigte und auch einiges verkaufte. Auch wenn der Preis auf den ersten Blick hoch erschien, ist Monika Wirth damit noch meilenweit von irgendeinem Mindestlohn entfernt. „Für ein Gänseei brauche ich einige Stunden, je nachdem, wie kompliziert das Muster ist - je feiner, umso länger dauert es.“ Und eins ist mal sicher: „Wenn ich erkältet bin, darf ich das nicht machen!“

Im Zentrum des Standes von Steffen Fischer und der Köthener Firma „Fit for Style“ standen Köthen900 und Sachsen-Anhalt-Tag. Oder vielmehr „Halli“ und „Magdi“. Die beiden Türme sind inzwischen zu Markenzeichen des Jubiläums geworden, der Hallesche Turm noch mehr als der Magdeburger. Es gibt den „Halli“ klein und groß, in Holz, in Keramik, in Plüsch, ab September als Pyramide, die dann „Hallimyde“ genannt wird. Ohne „Fit for Style“, auf dem Ostermarkt vertreten durch Heike Krostitz und Susi Fritsche, freilich gäbe es den „Halli“ möglicherweise gar nicht oder nur als Schlüsselanhänger. „Die Firma hat in der MZ gelesen, dass die Finanzierung der Halli-Ideen ungewiss war und hat sich gemeldet, um weiterzuhelfen.“ Mit einer Summe im fünfstelligem Bereich, womit der „Halli“ in verschiedenen Ausführungen vorfinanziert werden konnte. „Worüber ich sehr froh bin“, wie Steffen Fischer sagt. „Fit for Style“ gibt es seit etwa zehn Jahren, das Unternehmen ist im Onlinehandel aktiv, „vor allem mit Schmuck“.

Ob „Magdi“ (bisher in Keramik existent) so einschlagen wird wie „Halli“ , ist ungewiss. Noch ist sich Steffen Fischer mit Augenzwinkern nicht mal sicher, ob es „die Magdi“ wird oder „der Magdi“. Ein weiblicher Turm wäre auf alle Fälle mal was Neues... (mz)

Monika Wirth präsentierte kunstvoll gestaltete Eier.
Monika Wirth präsentierte kunstvoll gestaltete Eier.
Heiko Rebsch Lizenz
Die Radegaster Falschmünzerei war mit verschiedensten Prägungen nach Köthen gekommen und freute sich über das Interesse und viele Gespräche.
Die Radegaster Falschmünzerei war mit verschiedensten Prägungen nach Köthen gekommen und freute sich über das Interesse und viele Gespräche.
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